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Fred Chin und Fan Yun sind zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Arten zu Opfern der jahrzehntelangen Diktatur in Taiwan geworden. Fred Chin wurde Anfang der 1970er-Jahre unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Fan Yun wurde Ende der 1980er-Jahre massiv von der Geheimpolizei überwacht.

Beide verbindet hingegen eine Erfahrung: Keiner der damaligen Täter oder ihre Nachfahren haben sich in den Jahrzehnten seit dem Ende der Diktatur zu einer Entschuldigung durchringen können. 

Damit bleiben wichtige Fragen ungeklärt: Was trieb die Täter von damals an? War es Angst? Überzeugung? Waren sie widerwillig oder gleichgültig? Was denken sie heute über die Taten von damals? Und können unter diesen Umständen überhaupt Versöhnung oder ein gesellschaftlicher Konsens über die Vergangenheit entstehen?

In dieser Folge berichten Christina Sadeler und Tobias Sauer im Gespräch mit Carola Dorner:

- Welche Folgen die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen Anfang 2024 für die Fortsetzung der Vergangenheitsaufarbeitung haben

- Wie andere Länder im Vergleich zu Taiwan mit dem Erbe ihrer Diktaturen umgegangen sind

- Warum Fred Chin nach seiner Freilassung aus der Haft beinahe zum Mörder geworden wäre

- Welche Wünsche und Hoffnungen Cheng Chu-mei, Fan Yun und Fred Chin für die Zukunft haben

- Welche Lehren die Opfer der Diktatur aus ihren Erfahrungen für die weitere politische Entwicklung ziehen

Die Interviewpartner dieser Folge:

- Cheng Chu-mei, Tochter des Journalisten Nylon Cheng, der für Meinungsfreiheit kämpfte und sich aus Protest gegen die Erstürmung der von ihm geleiteten Redaktion das Leben nahm; Leiterin der Nylon Cheng Liberty Foundation and Memorial 

- Fred Chin, der als Student unschuldig zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde und heute als Zeitzeuge durch das National Human Rights Museum führt

- Fan Yun, Abgeordnete der DPP im Legislativ Yuan und Opfer von Überwachungsmaßnahmen

- Pan Mei, Aktivistin der Taiwan Youth Association for Transitional Justice

Weiterführende Informationen:

- Klaus Bardenhagen 2024: Die wichtigste Insel der Welt: Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen. Freiburg: Herder.

- David Demes/Frédéric Krumbein 2024: Taiwan: Asiens erstaunliche Demokratie. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

- Gunter Schubert 2024: Kleine Geschichte Taiwans. München: C.H.Beck.

- Stephan Thome 2024: Schmales Gewässer, gefährliche Strömung: Über den Konflikt in der Taiwanstraße. Berlin: Suhrkamp.

- Christina Sadeler 2024: Taiwan: and the winner is… democracy!

Herzlichen Dank für die eigens komponierte Musik bei ⁠⁠Baldwin Giang⁠⁠ und für das Logo bei ⁠⁠2byWu&Chen⁠⁠! Die Recherchereise von Christina Sadeler nach Taiwan wurde unterstützt durch das ⁠⁠Taiwan Fellowship Programm⁠⁠ des taiwanischen Außenministeriums. Die Recherchereise von Tobias Sauer wurde ermöglicht durch das Deutsch-Asiatische Programm der ⁠⁠Internationalen Journalisten-Programme⁠⁠. “Viele Opfer, keine Täter” wurde finanziell unterstützt von der ⁠⁠Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur⁠⁠. Vielen Dank vor allem bei allen Gesprächspartnern vor Ort in Taiwan! Eine Produktion von ⁠⁠Über Geschichte⁠⁠.