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Alexander Bösch – Der stille Meister vom Kutschbock

Er wirkt ruhig, fast bescheiden, doch wenn Alexander Bösch aus Rankweil mit seinen Pferden ins Gelände fährt, zählt nur eines: Präzision, Vertrauen und der absolute Siegeswille. Der mittlerweile 30-jährige Fahrsportler ist einer der erfolgreichsten Athleten Österreichs – und das, obwohl seine Disziplin kaum im Rampenlicht steht. Drei Weltmeistertitel in der Jugendklasse hat er bereits geholt. Jetzt kämpft er um die Krönung: den Weltmeistertitel in der Allgemeinen Klasse.

Böschs Weg war früh vorgezeichnet. Bereits mit vier Jahren saß er das erste Mal auf dem Kutschbock – sein Vater führte damals den Pferdehandel Bösch. Nach der Mittelschule stieg Alexander ohne Umwege in den Familienbetrieb ein, übernahm Verantwortung – und startete gleichzeitig seine sportliche Karriere.

2004 wurde er mit zehn Jahren Jugendweltmeister im Fahrsport. Es folgten der Vizeweltmeistertitel in Belgien und ein weiterer Triumph bei der Heim-WM 2008 in Österreich. Mit 16 schließlich krönte er sich in der höchsten Jugendklasse erneut zum Weltmeister. Drei Titel, vier Jahre, ein außergewöhnliches Talent.

Am Bösch-Hof in Rankweil sind aktuell alle 39 Boxen belegt – von Hobbyreitern bis zu internationalen Sportreitern. Alexander unterrichtet, trainiert und organisiert. Ein echtes Familienunternehmen: 2020 hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen, seine Brüder sind ebenfalls eingebunden – einer davon betreut den Nachwuchs im Fahrsport.

Der eigene Trainingsalltag ist streng strukturiert. Vier Einheiten pro Woche am Wagen, zwei auf dem Laufband, ein Ruhetag – „aber nie zwei Tage dasselbe“, betont Bösch. Er legt großen Wert auf mentale Stärke, nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei seinen Pferden. Und er weiß: Jedes Tier ist individuell. Ernährung, Aufbau und Training werden exakt abgestimmt – wie bei Hochleistungssportlern.

Der internationale Fahrsport ist komplex und fordert das Maximum. Dressur, Geländefahrt und Kegelfahren müssen in einem Mehrkampf bewältigt werden. Jeder Ball, der im Parcours fällt, kostet wertvolle Punkte. Millimeterarbeit ist gefragt. Der Beifahrer auf dem Wagen gleicht dabei die Balance aus – in Kurven ist das der Unterschied zwischen Erfolg und Sturz.

Unfälle? „Ich habe einmal die Kutsche umgeworfen – da habe ich mir das Kreuzband gerissen“, erzählt Bösch. Neun Monate Zwangspause – und trotzdem kehrte er schneller zurück als geplant. Die Weltmeisterschaft stand bevor.

Der nächste große Meilenstein steht kurz bevor: die Weltmeisterschaft im August 2025 in Beekbergen, Niederlande. Dort wird entschieden, wer ganz oben steht. Bösch hat die Anlage bereits kennengelernt – ein Vorteil, denn nervöse Pferde verlieren schnell den Fokus, wenn das Gelände unbekannt ist.

Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Nach Qualifikationen in Tschechien und Deutschland und einem Vorbereitungswettkampf in München geht es zur alles entscheidenden WM. Der erste Weltmeistertitel in der Allgemeinen Klasse ist das erklärte Ziel. Der vierte Titel insgesamt – aber der erste unter den „Großen“.

Was Alexander Bösch antreibt? „Pferde geben dir etwas zurück, was Menschen manchmal nicht können“, sagt er ruhig. „Wenn du mit ihnen korrekt arbeitest, geben sie dir Vertrauen. Und das ist unbezahlbar.“