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Liebe Leserinnen und Leser,

Heute treffen sich US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin in Alaska. Es ist der vorläufige Höhepunkt und zugleich ein Tiefpunkt von Donald Trumps Außenpolitik, die insbesondere beim Thema Ukrainekrieg – gelinde gesagt – hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben ist.

Dass Trump den Krieg zwischen Russland und der Ukraine binnen 24 Stunden hätte beenden können, das glaubte wohl niemand. 24 Stunden in Trump-World kann man in der echten Welt umrechnen in 100 Tage oder ein halbes Jahr. Doch auch nach diesem großzügigen Umtauschkurs muss man festhalten: Trump ist von Wladimir Putin regelrecht vorgeführt worden.

Und während vor ein paar Tagen noch davon die Rede war, dass Trump beim Treffen mit Putin einen Friedensdeal aus dem Hut zaubern könne, so ruderte das Weiße Haus am Mittwoch gehörig zurück und sprach nur noch von einer „listening exercise“.

Die Washington Post schreibt:

„Ein Einzelgespräch mit Trump ist aus Putins Sicht bereits ein Sieg, da er seit langem danach strebt, die Ära wiederherzustellen, in der Washington und Moskau die beiden dominierenden Hauptstädte der Welt waren. Seit er 2014 die ukrainische Halbinsel Krim mit Gewalt annektiert hat, betont er, dass der Weg zur Lösung des Konflikts über Gespräche mit einem US-amerikanischen Staatschef und nicht mit einem ukrainischen Staatschef führt. Abgesehen von einem Besuch bei den Vereinten Nationen im Jahr 2015 hat der russische Staatschef seit 2007, dem Jahr vor seiner Invasion in Georgien, einem weiteren Nachbarland Russlands, keinen Fuß mehr auf US-amerikanischen Boden gesetzt.“

Ähnlich sieht es der Generalleutnant a.D. Ben Hodges, ehemals Commanding General der US Army Europe, der mir dieses Zitat per E-Mail zukommen ließ:

„Ich habe sehr geringe Erwartungen an dieses Gipfeltreffen zwischen Präsident Trump und Präsident Putin, und es scheint, dass auch die Trump-Regierung damit beschäftigt ist, die Erwartungen zu dämpfen.

Die Drohungen mit ‚schwerwiegenden Konsequenzen‘ für Russland, sollte es zu keiner Einigung über einen Waffenstillstand kommen, klingen hohl, da der Präsident dies bereits fünf oder sechs Mal getan hat, ohne dass es tatsächliche Konsequenzen für Russland gab, und Putin weiß das.

Die Trump-Regierung hat von Anfang an einen zum Scheitern verurteilten Ansatz verfolgt, weil sie nie ein klares strategisches Ziel für den Ausgang des russischen Krieges gegen die Ukraine definiert hat (derselbe Fehler wie die Biden-Regierung), weil sie die Geografie, Geschichte und Kultur dieses Krieges nie verstanden oder sich darum gekümmert hat und weil sie nicht einmal versucht hat, den verfügbaren und enormen wirtschaftlichen Hebel einzusetzen, um Russland zur Beendigung seiner Aggression zu zwingen.

Der Ansatz von Präsident Trump entspricht dem eines Geschäftsmannes aus den späten 1990er Jahren, der ein Immobiliengeschäft in Manhattan abwickelt.“



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