“Mr. Scorsese” ist eine jener Dokumentationen, die einem sofort das Gefühl geben, man bekomme etwas Echtes zu sehen. Es ist nicht nur ein Best-of großer Momente, sondern ein durchdachtes, ruhiges Porträt eines Mannes, der das Kino geprägt hat und trotzdem erstaunlich geerdet geblieben ist. Rebecca Miller begleitet Martin Scorsese mit spürbarem Respekt und mit einer Ruhe, die dieser Serie guttut. Nichts wirkt aufgeblasen und nichts unnötig dramatisiert. Schritt für Schritt entsteht das Bild eines Künstlers, der seine Arbeit seit Jahrzehnten mit derselben Mischung aus Neugier, Selbstkritik und Leidenschaft betreibt.
Die Gespräche mit De Niro, DiCaprio, Spielberg und vielen anderen haben etwas Intimes. Sie wirken nicht wie große Statements für die Pressemappe, sondern wie Erinnerungen von Menschen, die ihn über weite Strecken ihres Lebens begleitet haben. Gerade die persönlichen Rückblicke, seine Kindheit in Little Italy, die katholische Prägung, das fragile asthmakranke Kind im engen New York der Nachkriegsjahre, lassen spüren, wie tief diese Erfahrungen später in seinen Filmen weitergearbeitet haben. Viele Motive, die sein Werk prägen, wirken nach dieser Dokumentation fast zwangsläufig.
Besonders stark ist die Serie dort, wo Scorsese über seine Krisen spricht. Momente, in denen Studios Druck machten, Projekte zu scheitern drohten oder seine Vision infrage gestellt wurde. Die Episode rund um Taxi Driver, in der er offen darüber spricht, wie weit er zu gehen bereit war, um seinen Film zu schützen, zeigt nicht nur seine Beharrlichkeit, sondern auch seine Verletzlichkeit. Trotz all dieser Härte bleibt er erstaunlich selbstironisch und nie selbstgefällig.
Millers Inszenierung ist zurückhaltend und präzise. Sie lässt Scorseses Stimme Raum und vertraut auf seine Erinnerungen, ohne sie zu überhöhen. So entsteht ein menschliches und oft überraschend leises Bild eines Regisseurs, der sich nie auf seinem Ruf ausgeruht hat.
“Mr. Scorsese” ist keine spektakuläre Enthüllungsdokumentation. Sie braucht das auch nicht. Es ist ein ruhiges, sorgfältig erzähltes und respektvolles Porträt eines Filmemachers, dessen Filme unser Bild von Moral, Gewalt, Schicksal und Erlösung über Jahrzehnte geprägt haben. Genau deshalb funktioniert diese Dokumentation so gut. Sie lässt einen Mann sprechen, der sein Leben lang versucht hat, die Welt zu verstehen, Bild für Bild.