Aus Fehlern lernen – darum geht es bei mehr-patientensicherheit.de. Auf der Plattform können Patient:innen anonym ihre Erfahrungen im Gesundheitssystem teilen. Expert:innen werten die Berichte aus und entwickeln daraus konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit. Wie funktioniert das in der Praxis? Wer nutzt das Portal bislang – und bringt es wirklich Verbesserungen? Darüber sprechen Dr. Markus Rall, Gründer der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit, und Dr. Viola Sinirlioğlu, Patientensicherheitsbeauftragte der DAK.
Interview im Überblick
[00:01:53] Aktionen am Welttag für Patientensicherheit: Vom „Room of Horror“ im Krankenhaus bis zu Online-Postings zur Kindergesundheit.
[00:04:19] Dr. Marcus Rall, Rettungssanitäter & Arzt, seit 25 Jahren für Patientensicherheit aktiv: Fehler entstehen selten aus Unwissen, sondern meist durch fehlendes Training oder Probleme in der Teamarbeit. „70 bis 80 % der Ursachen liegen in den menschlichen Faktoren.“
[00:05:43] Dr. Viola Sinirlioğlu, Ärztin & Gesundheitsökonomin, Patientensicherheitsbeauftragte der DAK: „Patientensicherheit war immer mein Herzblut-Thema. Ich möchte Brücken bauen zwischen den Bereichen im Gesundheitssystem – da gibt es noch zu viele Barrieren.“
[00:08:15] Idee hinter mehr-patientensicherheit.de: Patient:innen können ihre Erfahrungen anonym melden. „Wir bekommen eine Perspektive, die in Klinik und Praxis oft nicht vorhanden ist.“ (Rall)
[10:18] Über 1.600 Fälle in zwei Jahren: Wie sie analysiert, ausgewertet und in konkrete Tipps übersetzt werden.
[11:58] Ziel: Erkenntnisse auch für Gesundheitsprofis nutzbar machen. „Wir wollen zeigen, was Patient:innen berichten – und wie Fachpersonal reagieren kann.“ (Rall)
[13:26] Kommunikations-Challenge: Wie erfahren Patient:innen und Profis gleichermaßen von der Plattform? „Aus Fehlern lernen ist das eine. Das andere ist, vorbeugend aktiv zu werden.“ (Sinirlioğlu)
[18:16] Krankenkassen könnten Fälle nutzen, um Patient:innen vorzubereiten – z. B. bei Entlassung aus der Klinik oder beim Umgang mit Delir. Social Media spielt eine wachsende Rolle.
[20:15] Vom Pilotprojekt zur kassenübergreifenden Plattform: „Wir haben den Nerv getroffen.“ (Rall)
[24:34] Anonymität bleibt gewahrt – 90 % der Nutzer:innen füllen den langen Fragebogen vollständig aus.
[26:00] Kliniken lernen voneinander: „Die Fehler ähneln sich überall, besonders Kommunikationsfehler. Ein Datenschatz.“ (Sinirlioğlu)
[27:08] Portal als Frühwarnsystem: „Wir können aus hundert kritischen Ereignissen lernen, bevor ein Patient zu Schaden kommt.“ (Rall)
[28:31] Melden dürfen alle – unabhängig von der Krankenkasse.
[30:35] Evaluation zeigt: In 50 % der Fälle kam es zu Schaden. Allein die Prävention einzelner Sepsis-Fälle kann Millionen sparen.
[35:17] Dringend nötig: Mehr Gesundheitskompetenz – besonders bei Kindern. (Sinirlioğlu)
[37:38] Wie erreicht das Portal die Menschen? Über Magazine, Websites, Apps und Social Media.
[40:25] Aufgabe der Patientensicherheitsbeauftragten: „Patientensicherheit heißt, den Patienten von A bis Z sicher zu begleiten.“ (Sinirlioğlu)
[43:04] Fehleroffenheit: „Es geht nicht darum, Schuldige zu suchen, sondern zu lernen.“ (Sinirlioğlu)
[46:30] Vision 2045: Mehr Mut für Veränderungen. „20.000 Tote und Hunderttausende vermeidbare Schäden sind eine riesige Last – ethisch und finanziell.“ (Rall)