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Description

Behördendaten, also Daten, die bei Verwaltungsakten anfallen oder von staatlichen Stellen für genau definierte Zwecke gezielt erhoben werden, stehen mit guten Gründen unter besonderem Schutz: Personenbezogene Daten verraten viel über die Menschen, denen sie zuzuordnen wären und aus Daten zu Unternehmen lassen sich unter Umständen deren Geschäftsgeheimnisse ableiten. Der Wirtschafts- und Sozialforschung komme es nicht auf den Einzelfall am. Sie sucht nach großen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Zusammenhängen und betrachtet Behördendaten daher in der Gesamtheit. Personen und Unternehmen werden dabei zu einem anonymen Datenpunkt in der Statistik. Die Ergebnisse dieser Forschung kann politische Entscheidungen informieren, öffentliche Debatten mit belegbaren Zahlen versachlichen und verborgene Entwicklungen sichtbar machen – wenn die Wissenschaftler:innen Zugang zu diesen Daten erhalten und die Erlaubnis, sie mit anderen Daten zu verknüpfen. Hier bietet die aktuelle Gesetzeslage kein einheitliches Bild. Auch praktische Hürden im Datenzugang werden von der Vertreter:innen der unabhängigen Forschung bemängelt. Hier findet ein Aushandlungsprozess statt zwischen denen, die Daten produzieren und teilen könnten, denen die auf diesen Daten forschen wollen und den Datenschützer:innen, die sicherstellen müssen, dass Informationen über Individuen und bei den Behörden auch weiterhin sicher sind.

Prof. Stefan Bender leitet das Forschungsdaten- und Servicezentrum der Deutschen Bundesbank, die er auch im Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) vertritt. Der Wirtschaftswissenschaftler ist Experte für Datenzugang, Big Data, Verknüpfung von Daten und Datenqualität. Im Digitalgespräch erklärt er, was genau Behördendaten für die Forschung besonders interessant macht, wie Datenzugang heute geregelt ist und an welchen Stellen er verbessert werden müsste. Bender diskutiert mit den Gastgeberinnen Marlene Görger und Petra Gehring, welche Perspektiven in der Diskussion um Datenzugang für die Forschung aufeinandertreffen, wo sich spannende neue Fragestellungen auftun – und was ein gut gemachtes Forschungsdatengesetz verbessern kann.