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„Wie kann Digitalisierung in der gesundheitlichen Versorgung sinnvoll eine Rolle spielen?“ Mit dieser Frage steigt Dr. Gaus in das Interview mit Prof. Windeler ein und fügt konkret hinzu: „Können wir die Digitalisierung nutzen, um wirtschaftliche Fragen, Betreuungs- und Kostenfragen zu lösen?“ Prof. Windeler zeigt sich skeptisch hinsichtlich der hohen Erwartungshaltung an die Digitalisierung in diesem Bereich. Es sei wichtig, über einzelne Anwendungsbereiche der Digitalisierung zu sprechen und sie nicht als Lösung für alle Probleme zu sehen. „Kommunikationsprobleme sind nicht nur ein Digitalisierungsmangel, sondern sie haben andere Ursachen“, beschreibt Prof. Windeler. Diese müssten zunächst erkannt und beseitigt werden, so dass Digitalisierungsmaßnahmen vorteilhaft eingesetzt werden könnten. Gleichermaßen müssten Strukturprobleme, beispielsweise in der Krankenhausplanung, erst identifiziert, definiert und bewältigt werden. „Es spricht nichts gegen Digitalisierung in Unterstützung guter Strukturen, die man geschaffen hat“, so Prof. Windeler.

Auch werden die steigenden Versorgungsengpässe durch die sinkende Zahl an Ärzt*innen im ländlichen Raum im DMGD-Talk thematisiert. „Strukturelle Defizite überlagern sich“, beschreibt Dr. Gaus und ergänzt, dass es auf der einen Seite per se zu wenig Mediziner*innen gibt, während es auf der anderen Seite vor allem viele der jüngeren Mediziner*innen vorziehen, sowohl in urbanen Räumen als auch in angestellter Position und nicht als Unternehmer*innen mit eigener Praxis zu arbeiten. Prof. Windeler erklärt, zugrunde liegende Schwierigkeiten würden im strukturellen Bereich auf Bundesebene nicht gelöst, sondern gepflegt. Daher müsse auf lokaler Ebene gehandelt werden. „Die Digitalisierung allein wird keinen Arzt aufs Land bringen“, so Prof. Windeler. Er fügt hinzu, dass beispielsweise die Delegation von Aufgaben im Rahmen guter, digitaler Kooperationen zwischen Ärzt*innen und Personen mit nichtärztlichen Gesundheitsberufen wie Ergo- oder Psychotherapeut*innen entgegenwirken könnte.