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Alle Jahre wieder! Der rätselhafte Feiertag. Mensch Mahler am 16.6.2022
Fron – Leich – Nam. Rätselhaft. In Gegenden mit überwiegend katholischer Bevölkerung ein Feiertag – und in Sachsen. Die nahmen nach der Wende alles mit, was sie kriegen konnten an Freizeit. Prozessionen, mit der Monstranz, in der das Blut Christi sein soll, in echt, Blumenteppiche, von denen ich in Meiner Kindheit begeistert war. Da, wo ich herkomme, war ein kleines Dorf, Hüfingen bei Donaueschingen, mit hunderttausenden Blüten in allen Straßen übersät. Ich konnte es als Kind nicht fassen, dass die ProzessionsteilnehmerInnen auf den Blumen rumgetrampelt sind. Was um alles in der Welt feiern wir heute, wenn wir nicht gedankenlos die freie Zeit bei herrlichstem Wetter am Badesee oder im Freibad verbringen?
Als Evangele ist es einfach zu erklären: Fronleichnam bei den Katholen ist Gründonnerstag bei den reformierten Kirchen. Gefeiert wird nichts anderes als das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Freundinnen und Freunden vor seiner Hinrichtung. Es wird öffentlich: Die Prozessionen führen über Feld und Flur, der Fronleichnam – der Leib des Herrn in Brot in Wein, die Hostie in der Monstranz, wird in die Öffentlichkeit getragen. Gut so! Da gehört er hin. Nicht hinter muffigen Kirchenmauern gefangen, sondern hinausgetragen in einen herrlichen Sommertag. Gott ist da – in Jesus Christus ist er präsent. Für alle Zeiten. Oder wie die Katholiken sagen: die immerwährende Präsenz Gottes in Christus in der Welt. Da gehört er hin – hinein is pralle Leben. Vielleicht merken sie etwas davon, heute. Dass dieser Tag nicht nur freie Zeit ist, sondern mehr: Transzendenz, die unser kleines, kurzes Leben in einen größeren Zusammenhang stellt. Wir sind mehr: Weltgeschichte. Ein kleines Staubkorn zwar, aber immerhin: Ein Puzzleteil in Gottes großem Gemälde mit seinen Milliarden von Menschen. In Zeit und Ewigkeit. Einen inhaltsreichen Feiertag wünsche ich Ihnen!
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