Morgens 4:30 Uhr startete ich mit dem Auto und folgte den Koordinaten meines Navigationssystems. Wir waren für 5 Uhr verabredet, doch es war das allererste Mal, dass ich in einem Wald mitten in der Dunkelheit einen Gast traf. Sein Name ist Herbert. Seine Hütte steht im Schwarzwald. Er ist Jäger. Ich fahre einige Serpentinen mit Aufblendlicht, um überhaupt etwas sehen zu können. Die Hütte vor mir, die Tür öffnet sich und auf dem ganzen Tisch Kerzen, sowie das Flackern des Feuers seines kleinen Ofens. Davor liegt seine Hündin, ein Familienmitglied für ihn und auf jeder Jagd dabei. Es ist so warm und gemütlich, dass ich es mir bequem mache, der Kaffee war schon von ihm vorbereitet und wir steigen direkt ein in die Jagd. Ich war neugierig und hatte gefühlt tausend Fragen zu diesem Hobby, dass er seit fast 40 Jahren betreibt. Und dann entwickelte sich das Gespräch natürlich weiter und tiefer und ich erfuhr, dass der dreifache Vater und Großvater nicht nur der Feuerwehr viele Jahre ehrenamtlich diente, sondern sein Beruf als Gärtnermeister ihm ebenso viele Jahre als Friedhofsgärtner, sowie als Friedhofsverwalter und bis heute als Vorstand beim Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands schenkte. Wir tauschten Perspektiven zum Thema Bestattung, reflektierten über den besten Weg für Angehörige mit dem Thema umzugehen und durch diese recht professionelle Auseinandersetzung mit dem Tod wurde gleichzeitig sehr deutlich, was Herbert an seinem Leben schätzte und welche Haltung er zum Leben hat. Seine zuversichtliche und bodenständige, manchmal auch nüchterne Art, die Welt zu betrachten, machte es einfach über all das zu sprechen, als sei es eben das Natürlichste der Welt. Von Treibjagd, zum Marathon, bis zum Friedwald - ein Gespräch, das erdet und auf ganz eigene Weise Resilienz und mentale Stärke lehrt.
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