Gedruckte Schweizer Zeitungen müssen bis Ende Oktober ihren Umfang reduzieren. Der Grund: Ein Brand in einer Papierfabrik führt dazu, dass die Verlage zu wenig Papier haben. Weil Zeitungspapier in ganz Europa knapp ist, können die Verlage das fehlende Papier nicht einfach durch Importe kompensieren. Ob «Tages-Anzeiger», «Basler Zeitung» oder «NZZ», «Migros Magazin» oder «Coopzeitung» – sie alle müssen nun den Gürtel enger schnallen. Entsprechend lacht das Internet über die Druckbranche. Zu Unrecht. Denn die digitale Welt unterliegt ähnlichen Problemen – und sie lebt im Irrglauben, dass mehr zu produzieren besser sei. Dabei täte gerade den digitalen Medien etwas Selbstbeschränkung und mehr Konzentration auf das Wesentliche gut. Der grösste Engpass sind nämlich weder die Papiervorräte der Druckereien noch die Chips der Digitalindustrie. Es ist die Aufmerksamkeit oder einfacher: die Zeit der Menschen.
Textversion und Quellen: https://www.matthiaszehnder.ch/wochenkommentar/schweizer-zeitungen-geht-das-papier-aus-eine-chance/
Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI.
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