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Freie Lizenzen als Anti-Filter


Wer von mehr Leuten gehört werden möchte, muss mehr Leuten erlauben gehört zu werden!

Chris Morgan aka Wobinidan ist ein junger Brite, der momentan in Holland lebt. Seine Musik erinnert mich an eine Mischung aus “Belle and Sebastian” und “The Notwist”. Das Lied A life away von seiner neuesten, CC BY- lizenzierten EP “Comedown” ist einfach nur ein schöner Hinhörer.

Chris hat vor dieser EP fünf weitere Alben veröffentlicht – allerdings unter der eher restriktiven Lizenz CC BY-NC-SA.

Ich habe ihm eine E-Mail geschickt und ihn über seine Musik und seine Motive freie Lizenzen zu nutzen gefragt. Nach allem was er mir geantwortet hat, denke ich, dass es ganz interessant sein könnte, Chris zu einem kleinen Wohnzimmerkonzert zu sich nach Hause einzuladen. Nicht nur seine Musik ist schön, er hat auch einen unkonventionellen Lebensstil von dem er sicher viel erzählen kann. Hier ist das Interview mit Chris:

Warum hast Du Deine letzte EP “Comedown”, die im September 2008 herauskam, unter die sehr freie Lizenz Creative Commons – BY gestellt, während Du Deine älteren Alben unter der eher restriktiven CC BY-NC-SA veröffentlicht hast?

Chris: Meine letzte EP habe ich tatsächlich unter der liberalsten der Creative Commons – Lizenzen veröffentlicht. Mit anderen Worten: diese Songs könnten in einem großen Hollywood-Film genutzt werden – ohne, dass ich dafür auch nur einen Cent bekäme. Das mag etwas verrückt klingen, ist für mich aber ganz sinnvoll. Im Moment ist mein Projekt wobinidan etwas in der Warteschleife. Trotz vieler sehr positiver Bewertungen und Kommentare, die ich im letzten Jahr bekommen habe, gewinne ich momentan kaum noch neue Zuhörer. Ich habe im Moment weniger Downloads als vor einem Jahr und das frustriert mich sehr. Meine Hoffnung liegt jetzt darin, dass ich mehr und auch neue Zuhörer erreiche, wenn ich eine freiere Lizenz wähle, mit der ich es mehr Leuten erlaube, mehr mit meiner Musik zu machen. Dann kann ich ja immer noch zu ihnen nach Hause kommen und sie um etwas zu Essen und Bier fragen.


Warum veröffentlichst Du Deine Lieder überhaupt unter freien Lizenzen?

Chris: So wie die Musikindustrie gerade funktioniert, wird niemand je für meine Musik bezahlen. Dank billiger Heimstudios und dem Internet gibt es abertausende von neuen Künstlern und es ist momentan schwer überhaupt gehört zu werden. Um die Aufmerksamkeit der YouTube-Generation zu bekommen, musst Du immer am meisten “Irgendwas” sein. Vielleicht die schnellste Gitarristin, der schönste Sänger, der verrückteste Drummer. Ein guter Song eines unbekannten Künstlers, der langsam in Dir wächst, das ist etwas, für was diese Generation keine Zeit hat.

Wenn Du freilich die Unterstützung eines Labels hast, dann wird Deine Musik auch im Radio gespielt und die Leute werden nicht drumherum kommen, das zu hören. Ich bin aber nur ein Typ aus dem Internet – einem Meer voller anderer Typen die etwas Ähnliches machen wie ich. Worin ich mich von den Anderen unterscheiden kann, ist, dass ich meine Musik eben besonders großzügig teilen kann. Am Wichtigsten ist dabei, dass sich die Leute alle Lieder kostenlos aus dem Internet besorgen und mit ihren Freunden teilen können und zwar ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.

Ich will, dass Leute meine Musik hören und Creative Commons – Lizenzen und Webseiten wie Jamendo brechen dabei die Schranken die zwischen Hörern und Musik errichtet wurden. Außerdem kann meine Musik so auch in anderen Projekten genutzt werden. Beispielweise in diesem interessanten Snowboard-Video.




An dieser Stelle macht Chris einen wichtigen Punkt: “Amateurmusiker” können mit “professionellen” Musikern in Beziehung des Marketings einfach nicht mithalten. Ihr Marktvorteil liegt allerdings in der Großzügigkeit, die es anderen Leuten gestattet mit dieser Musik etwas zu tun, was sie mit kopiergeschützter Musik nicht tun können. Auf diese Art und Weise wird freie Musik von Leuten gehört oder genutzt, die es sich nicht leisten könnten nicht-freie Musik zu kaufen.

Kannst Du von Deiner Musik leben?

Chris: Ich habe ein paar Monate auf der Straße gelebt. Das war in Wien und ich hatte nur meine Gitarre und meinen Rucksack. Diese Zeit der Obdachlosigkeit war die einzige Periode, in der ich mit Musik Geld verdient habe.

Einmal habe ich auf Jamendo eine anonyme Spende empfangen, von der ich später erfuhr, dass sie von meinem Vater war.

Vor ein paar Monaten habe ich meinen Track “Manic Schizophrenia” auf Tunecore geladen, von wo er jetzt auf neun unterschiedlichen MP3-Verkaufsseiten angeboten wird. Also bin ich jetzt auch bei iTunes, Amazon mp3, Napster und so weiter, aber ich habe keine Ahnung ob da irgendjemand etwas von mir kauft.

Spielst Du manchmal Konzerte?

Chris: Nein. Ich habe mal eins gegeben, aber ohne Band macht mir das keinen Spaß.

In Deiner Beschreibung auf Jamendo steht, dass Du alle Lieder nur mit Deiner Gitarre, Deinem PC und Deiner Stimme machst. Arbeitest Du manchmal auch mit anderen Leuten zusammen oder bist Du eher ein musikalischer Einzelgänger?

Chris: Ich habe für einen Track meiner letzten EP einmal mit Jemandem zusammengearbeitet. Da war so ein Typ von Newgrounds, der einem meiner Tracks eine sehr nette Bewertung gegeben hat und als ich auf seine Seite klickte, sah ich, dass seine Songs ziemlich viel Potential hatten. Also hat er mir ein paar Dateien geschickt, ich habe dazu gesungen und Gitarre gespielt. Dann habe ich angefangen mit der Komposition zu spielen bis das Ganze zu einem wirklich tollen und sehr sanften Trip-Hop Track wurde.

Das war aber auch das einzige Mal, dass ich mit jemandem zusammengearbeitet habe und eigentlich habe ich nur auf seinem Track aufgebaut. Ich bin ein egoistischer Kontrollfreak, daher bin ich wahrscheinlich nicht die beste Person mit der man zusammenarbeiten kann. Außerdem stehe ich den Arbeiten Anderer immer sehr kritisch gegenüber, aber ich denke, das muss auch so sein.

Wovon lebst Du?

Chris: Im Moment arbeite ich in einer Garderobe in einem Nachtclub. Ich höre dabei geistlose Techno-Musik und helfe aufgeputschten Clubbern ihre Körpertemperatur zu regulieren.

Wobinidan – A life away

sj2tv

Free licences as anti-filter


Who wants more people to listen to his music must allow more people to listen to his music!

Chris Morgan aka Wobinidan is a young Brit living in The Netherlands at the moment. His music reminds me of a mixture of “Belle and Sebastian” and “The Notwist”. The song A life away from his latest, CC-BY licensed EP “Comedown” is just very beautiful to listen to. Chris has published five other albums prior to this EP – but all of them under the more restrictive licence CC BY-NC-SA.

I e-mailed him and asked him about his music and his motives for using free licences. I think that meeting this guy must be very entertaining and delighting as he seems to have a very unconventional lifestyle. Check out the interview with Chris :

Why have you published your last EP “Comedown”, which came out in September 2008, under the very free licence Creative Commons – BY while you published your older albums under the much more restrictive Creative Commons – BY-NC-SA?

Chris: My last EP, I released under the most liberal of the Creative Commons licenses, which basically only specifies that whoever uses it has to give attribution to me. So in other words, my songs could technically be used in a multi-million dollar Hollywood movie, and they wouldn’t have to pay me anything. This might seem a bit crazy, but to me it makes sense.

Right now, wobinidan is on hold, because despite getting very positive reviews and comments, and receiving much praise, my music isn’t actually increasing in popularity. If anything, I have less listeners now than a year ago, and I found that quite frustrating.

My belief and hope is that if enough people listen to my music, I will find that 1-2% of people who really like it, and I can go forward with a feeling that I am doing a good thing. If I let anyone at all use my music, I am reaching many fresh ears, and that is worth it to my mind. Then I’m going to come around to their houses and ask them to buy me food and beer.

Why do you publish your music under free licences at all?

Chris: I use CC licenses because as the music industry currently stands, I have no reason to expect people to pay for my amateur music. There are thousands upon thousands of new artists thanks to cheap home studios and the internet, and being heard at all is already a difficulty. In the youtube generation, to get attention you have to be the most something. Maybe the fastest guitarist, the prettiest singer, the craziest drummer. A good song that slowly grows on you is something this generation doesn’t have time for, especially not from someone they’ve never heard of.

If you have the backing of a record label, you can have your music on the radio and people will end up hearing it one way or another. I’m just one guy on the internet in a sea of other guys trying to do a similar thing, so I feel I have to be very generous in the terms I share my music. Most importantly, people have to be able to download it for free, and share it with their friends, without any worry of breaking any law. I want people to listen, and CC licenses and websites like Jamendo take away all the barriers to listening.

I also get my music used in projects occasionally, and under the CC license I normally use, as long as the project is non-commercial, they don’t have to ask me permission to use it. The most exciting one was this snowboarding movie.




I think that Chris makes one point of free licences very clear. “Amateur” musicians can not compete with “professional” musicians in terms of marketing, but their competitive advantage lies in their generosity that permits others to do with their free licensed music what they can’t do with normal “copyrighted” music. Thus your music might be heard or used in other ways by people who can’t afford to buy non-free music.

What where your economical experiences as a musicians so far?

Chris: I spent a couple of months living on the streets of Vienna with my guitar and my backpack. That was the only time I ever actually made money from music, when I was homeless. I received an anonymous donation on Jamendo, that turned out to be from my dad, and I’ve received a 5 dollar subscription to fark.com by someone from that site who liked one of my CC albums.

A few months ago, I uploaded the track “Manic Schizophrenia” to tunecore, which distributes your music to 9 mp3 selling sites for a smallish fee. So I am on itunes, amazon mp3, napster, and all of those, but I have no idea if anyone has bought it yet, only time will tell.

Do you sometimes play concerts?

Chris: No. I played one, but without a band it’s meaningless to me.

In your introduction on Jamendo it is stated, that you do all your songs with your guitar, your voice and your computer. Do you sometimes also collaborate with other musicians or would you like to do so or are you rather a musical loner?

Chris: I’ve done one collaboration, which is on the last EP, called rainer helix (or rabbit helix, I forget which). This guy on newgrounds gave me a nice review for one of my tracks, so I checked out his music in return, and I saw huge potential in his work. So he sent me the files, and I added some guitars and vocals, and played around with the composition, and it turned out to be a really great, mellow trip-hop track. Swirly rocks, and he did some remixes for me too.

However, he’s the only person I’ve ever collaborated with, and actually I was just building on his track. I’m a selfish control freak, so I’m probably not the best person to work with. I’m also very judgemental of other peoples work, but that’s how it should be, I feel.

How do you make a living?

Chris: At the moment I work at a garderobe in a nightclub, listening to mindless techno music and helping doped-up clubbers to regulate their body temperature.

Wobinidan – A life away

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