In dieser Folge von "Eine Meine Deine Meinung" diskutieren Tim Koschwitz und Djamil Deininger über ein hochaktuelles Tierschutzthema: Brauchen wir einen verpflichtenden Tierhalterausweis für alle Tiere?
Der Anlass ist erschreckend: Jedes Jahr werden bis zu 80.000 Haustiere vor den Sommerferien einfach ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben - oft auf grausame Art an Raststätten oder Parkplätzen. Viele Halter sind schlichtweg überfordert, weil sie sich vorher nicht ausreichend über die Verantwortung und den Aufwand der Tierhaltung informiert haben.
Tierschutzorganisationen fordern deshalb einen verpflichtenden Nachweis, bevor jemand ein Tier halten darf. Aber würde das wirklich helfen? Oder ist es nur unnötige Bürokratie für die 99% der Tierhalter, die sich bereits verantwortungsvoll verhalten?
Tim und Djamil haben wie immer ausgelost: Djamil argumentiert PRO Tierhalterausweis, während Tim die Contra-Position vertritt. Dabei geht es um Fragen der Kontrollierbarkeit, Verhältnismäßigkeit und praktischen Umsetzung.
PRO Tierhalterausweis (Djamil Deininger)
Hauptargument: Tierhaltung ist eine große Verantwortung, die viele Menschen unterschätzen
Prävention durch Aufklärung: Ein verpflichtender Kurs würde Menschen über die wahren Anforderungen der Tierhaltung informieren - viele würden dann von selbst merken, dass sie nicht bereit sind
Bereits existierende Vorbilder: Für gefährliche Tiere (Raubkatzen, giftige Tiere) gibt es bereits Nachweispflichten - das Prinzip funktioniert
Gestufte Anforderungen möglich: Nicht alles muss kompliziert sein - ein einfacher VHS-Kurs mit Teilnahmebescheinigung würde schon helfen
Kontrolle über Verkäufer: Seriöse Züchter könnten den Nachweis beim Verkauf verlangen und darüber Buch führen
Finanzierung durch Strafen: Hohe Bußgelder für unangemeldete Tiere würden die Kontrollen selbst finanzieren
40.000 Tiere weniger ausgesetzt: Auch wenn nicht alle erreicht werden - eine deutliche Reduktion wäre möglich
Analogie zu anderen Problemen: Auch bei geringen Prozentzahlen (wie Mordopfern) unternehmen wir präventive Maßnahmen
CONTRA Tierhalterausweis (Tim Koschwitz)
Hauptargument: Unverhältnismäßige Bürokratie für ein Problem, das 99% der Tierhalter nicht betrifft
Falsches Verhältnis: 34 Millionen Haustiere vs. 80.000 ausgesetzte Tiere = unter 1% Problemfälle - dafür alle anderen in "Geiselhaft" nehmen?
Kontrolle unmöglich: Schon heute werden bestehende Regeln (Hundesteuer) massenhaft missachtet, weil Kontrollen nicht flächendeckend möglich sind
Falsche Zielgruppe: Die 99% verantwortungsvoller Tierhalter brauchen keinen Nachweis - die problematischen 1% werden sich auch nicht an neue Regeln halten
Illegaler Handel nicht betroffen: Welpenhändler auf Autobahnparkplätzen interessieren sich nicht für offizielle Nachweise
Personalmangel: Wir haben bereits Probleme, wichtigere Dinge zu kontrollieren (Sicherheit in U-Bahnen) - wo soll das Personal herkommen?
Alternative Lösungen besser: Echte Tierschutzkontrollen, Aufklärung beim Kauf, Präventionskurse in Schulen wären effektiver
Verantwortung nicht zertifizierbar: Ein Papier garantiert nicht, dass jemand verantwortungsvoll handelt - "was das Herz nicht mitträgt"
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