"Ich laufe mir den Stress ab", sagt Ines Schwerdtner, Vorsitzende der
Linkspartei und Abgeordnete im Bundestag im Podcast "Frisch an die
Arbeit". Wenn sie jogge, gehe sie jedes Mal die gleiche Route und höre
dieselbe Musik, weil sie über solche Dinge nachdenken wolle. "Ich
glaube, dass mich die Aufregung im Plenum immer ein paar Kalorien
kostet", sagt sie.
Schwerdtner, 1989 in Werdau in Sachsen geboren und in Hamburg
aufgewachsen, hat Englisch und Politik auf Lehramt studiert, dann einige
Jahre als Journalistin gearbeitet – unter anderem für die deutsche
Ausgabe des aus den USA stammenden linken Magazins "Jacobin", die sie
selbst gründete.
Seit Oktober 2024 ist Schwerdtner – gemeinsam mit Jan van Aken –
Vorsitzende der Partei Die Linke. Im Frühjahr 2025 gewann sie das
Direktmandat im Wahlkreis Berlin-Lichtenberg für ihre Partei, unter
anderem gegen Beatrix von Storch von der in Teilen rechtsextremen AfD.
Ihre Arbeitstage seien häufig sehr lang, sagt Schwerdtner. "Ich zähle
die Stunden ehrlich gesagt nicht, weil mich das in eine Depression
stürzen würde." Gerade in Sitzungswochen kämen schnell "12, 14 oder auch
mal 16 Stunden" am Tag zusammen.
Dass die Linke in Deutschland seit Schwerdtners Amtsantritt fast 70.000
neue Mitglieder gewinnen konnte, liegt ihr zufolge auch daran, dass sich
die Partei auf einige grundlegende Themen und Strategien fokussiert hat.
"Das Erfolgsrezept ist, an den Alltagssorgen der Menschen zu sein und
zuzuhören." Wichtig seien dabei vor allem die Themen
Lebenshaltungskosten und Mieten. "Wenn man einen Begriff wie
Mietendeckel selber nicht mehr hören kann, ist das der Moment, wo die
Strategie funktioniert", sagt sie.
Gleichzeitig betont sie, dass sich ihre Partei strukturell modernisieren
müsse. Kinderbetreuung während Sitzungen, flexiblere Arbeitszeiten und
weniger Abendveranstaltungen seien wichtige Schritte, um mehr Menschen
und vor allem Frauen mit Kindern auch aus der Arbeiterschicht für
politisches Engagement zu gewinnen. "Wir brauchen Menschen, die aus der
Pflege kommen, aus der Industrie, Friseurinnen und nicht nur solche mit
klassischen Politkarrieren."
Als Parteivorsitzende hat Schwerdtner gemeinsam mit ihrem
Co-Vorsitzenden Jan van Aken ihr eigenes Einkommen auf 2.850 Euro netto
pro Monat gedeckelt: ein Wert, der sich am durchschnittlichen Gehalt in
Deutschland orientiert. Auch wenn sie selbst sehr viel arbeite, sei sie
absolut überzeugt von dem Prinzip. Die Selbstbegrenzung erde sie: "Ich
weiß, wie die Supermarktpreise sind, weil ich selbst jede Woche
einkaufen gehe."
Für die Zeit nach der Parteiführung hat sie viele Ideen. Schwerdtner
sagt: "Ich finde die Perspektive schön, noch einmal etwas anderes machen
zu können." Sie könne sich vieles vorstellen – Drehbücher schreiben zum
Beispiel, oder doch noch als Lehrerin arbeiten. Aber noch sei das alles
für sie sehr weit weg: "Im Moment ist die Aufgabe, die ich habe, groß
genug."
Im Podcast erzählt Ines Schwerdtner außerdem, welche Lehren sie aus den
linken Erfolgen in New York zieht und wie ihre Partei mit den Themen
Gaza und Antisemitismus weiter umgehen will.
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