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"Eine Bombenentschärfung ist eine Teamarbeit. Das ist ähnlich wie bei
einer Operation", sagt Michael Hein im Podcast "Frisch an die
Arbeit". "Im Krankenhaus kann der Chefarzt auch nichts ohne seine
OP-Schwester machen, ohne seinen Anästhesisten und sein Team. Genauso
ist das bei uns." Ähnlich wie ein Chirurg muss er an der Bombe extrem
präzise arbeiten, ein einziger Fehler könnte tödlich für alle
Beteiligten sein. Angst zu haben, sei dabei nicht hinderlich, sondern
wichtig, denn "Angst schärft die Sinne. Aber man darf sich natürlich
nicht von der Angst beherrschen lassen."

Seit 1998 arbeitet der 61-Jährige als Sprengmeister und
stellvertretender Leiter beim Kampfmittelräumdienst (KRD) in Hamburg. Er
und seine Kollegen bergen Bomben, Granaten, Minen und Munition aus dem
Zweiten Weltkrieg – und vernichten sie dann. 17-mal musste der KDR im
vergangenen Jahr ausrücken, um große Blindgänger im Stadtgebiet zu
entschärfen. "Solange gebaut wird, werden wir auch weiter Bomben finden.
Das ist eine Generationenaufgabe."

Mehrere Tausend Blindgänger sollen allein in Hamburg noch im Boden
liegen. Seit 80 Jahren unentdeckt, manchmal nur wenige Meter tief im
Erdreich. "Man läuft mit einem anderen Gefühl durch die Straßen, wenn
man das weiß", sagt Michael Hein. 

Über die Jahre sei er durch seinen Beruf zu einem großen Kritiker von
Waffen geworden. "Die ganze Munition, egal ob es eine Patrone ist, eine
Handgranate, ist ja nur geschaffen worden, um Menschen zu töten",
erzählt er. Chemische Zünder seien extra so gebaut worden, dass sie noch
Jahre nach dem Abwurf eine Explosion auslösen können. "Bomben
unterscheiden auch nicht nach richtiger Weltanschauung, nach Religion,
nach Alter, nach Geschlecht. Sie vernichten alle", sagt Hein.

Im Podcast erklärt er, warum er seine Frau bei jedem Abschied ganz
bewusst fest umarmt, aber auch brenzlige Situationen ihn nie davon
abhalten würden, seinen Job weiterzumachen. Und wie er durch seinen
Beruf das Leben erst schätzen gelernt hat.

"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es
moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek.
Das Team erreichen Sie unter frischandiearbeit@zeit.de.

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