Lange Zeit stand sein Name ein wenig im Schatten des großen Dreigestirns
der italienischen Renaissancemalerei, doch inzwischen zeigt sich, dass
nicht Leonardo, nicht Michelangelo und nicht Raffael die Menschen des
21. Jahrhunderts noch immer mit all ihren Werken in den Bann ziehen,
sondern: Tizian. In der neuesten Folge des Podcasts "Augen zu" fragen
Florian Illies und Giovanni di Lorenzo nach dem Warum.
Während die drei anderen Genies der Hochrenaissance von der Linie her
kamen, dachte der Venezianer Tizian (1488–1576) immer aus der Farbe
heraus: Seine Rottöne glühen, und sein Blau überstrahlt das Blau jedes
anderen Malers seiner Zeit, ja, seine Farben entfalten eine Magie, die
sich bis heute erhalten hat. Daneben aber – das ist auch das Thema des
Podcasts – gelang es Tizian auch immer wieder, in seinen Bildern die
klassischen Kompositionen für biblische oder mythologische Geschichten
neu zu denken.
Doch wahrscheinlich, da sind sich Florian Illies und Giovanni di Lorenzo
einig, sind es weder seine Farbwahl noch sein Kompositionsgeschick, die
Tizian seinen fortwährenden Ruhm schenkten, sondern seine besondere
Fähigkeit, Menschen zu malen. Päpste in vollem Ornat genauso wie die
berühmte nackte Venus von Urbino. Sie scheinen zu atmen, aus Fleisch und
Blut zu sein. Und wirken deshalb auch heute noch so lebendig.
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