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Weihnachtswunder

Direkt vor mir schlägt eine Granate in den Boden ein, wirbelt Staub und Erde auf und ich mache mich mental dafür bereit meinem Schöpfer zu begegnen. Momente unendlicher Anspannung vergehen, doch nichts passiert. Die Explosion bleibt aus und ich hebe ganz langsam den Kopf um zu sehen, was mich vor meinem sicheren Ende bewahrte. Einmal mehr war es fehlende menschliche Präzision. Ich lasse den Blindgänger links liegen und springe behände aus dem Graben.
Oberhalb der Tunnelsysteme tobt ein wahres Inferno. Überall zucken und blitzen Lichter auf, man hört qualvolle Schreie und sieht stürzende Männer. Ohne lang zu überlegen lasse ich mich in den nächst gelegenen Schützengraben gleiten und ziehe meinem Helm vom Kopf. Ich falle erschöpft, entmutigt und unendlich müde gegen die Rückwand des Schachts und sinke langsam zu Boden.
Plötzlich nehme ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und noch bevor ich meinen Blick heben kann, erreicht die Gestalt meine Position. Ich erkenne sofort das es sich um den „Feind“ handeln muss. Der Soldat trägt eine französische Uniform und einen entsprechenden Stahlhelm. Er hat sein Gewehr im Anschlag und zielt auf meine Brust. Ich überlege nicht lange, entscheide mich für das Leben und ergebe mich französischer Kriegsgefangenschaft.
Dann geht alles sehr schnell, ich werde entwaffnet und abgeführt. Eskortiert von zwei Infanteristen irre und stolpere ich durch die verwinkelten und verschlungenen Gänge, bis wir schließlich bei einem Gefangenenlager ankommen. Dort werde ich zu meinen Leidensgenossen gepfercht und falle in einen wenig heilsamen und traumlosen Schlaf.
Jemand rüttelt unsanft an meiner Schulter und holt mich zurück in die bittere Realität. Meine Kehle brennt und sehe mich nach etwas Wasser um, kann aber keines entdecken. Dann höre ich eine Stimme „Frohe Weihnachten“ flüstern. Immer noch ganz benommen und nun auch perplex sehe ich dem Kameraden in die Augen. „Es ist Weihnachten?“, frage ich etwas ungläubig. So den Heilig Abend zu verbringen, hätte ich mir selbst im kühnsten Albtraum nicht vorstellen können. Doch mein Gegenüber lacht mich fröhlich an. „Heute ist unser aller Glückstag, wir werden freigelassen und dürfen wieder zu unseren Leuten, dass selbe gilt auch für die Franzosen, die wir eingefangen haben.“ Noch immer wenig überzeugt werfe ich einen kritisch-prüfenden Blick zu den Wärtern. Einer von ihnen lächelt, wünscht mir ein freundliches „joyeux noel“, öffnet die provisorische Zellentür und entlässt uns arme Seelen in eine sternenklare und angenehm ruhige Nacht. Das einzige was wir bei unserem Marsch durch die Gräben hören sind Weihnachtslieder in deutscher und französischer Sprache.

Brigade bleibt im Laufe dieses Podcasts genauso geheimnisvoll wie mysteriös. Viele Themen und Kapitel werden aufgeschlagen, der Klappentext vorgetragen, doch dann wird ohne lange Pausen weitergeblättert. Es gibt so vieles zu entdecken, dass für jede Etappe nur eine Kostprobe bleibt. Doch hörst du mit deinem Herzen hin, kannst du die Magie der Ewigkeit spüren.

Wir bedanken uns und wünschen Euch allen einen guten Start ins neue Jahrzehnt <3

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✨ @finnsn

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✨Brigade
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✨KataHaifisch
SC: @katahaifisch