Der Kabelkraken
Ich habe ihn und seine Wirkung auf mich und meine psychische Gesundheit definitiv unterschätzt. So kann und darf es nicht weiter gehen ... Während mir diese Erkenntnis durch den Kopf schießt, sitze ich mitten in der Nacht, schweißgebadet, mit leicht zittrigen Händen in meinem Bett. Ich bin auf Entzug und die dadurch auftretenden Symptome machen mir Angst, stiften gleichzeitig aber auch Hoffnung. Vielleicht sollte ich die Geschichte jedoch von vorne erzählen, damit jeder meine Lage und meinen Weg dorthin versteht.
Den Erstkontakt mit der Kabelkrake macht ich an meinem 12. Geburtstag. Meine Großeltern schenkten mir, primär für die Auto- und Busfahrten zur Schule einen MP3 Player mit Kopfhörern. Innerhalb kürzester Zeit gewöhnte ich mich an die akustische Mobilität und lernte die Vorzüge dieser handtellergroßen Gerätschaft kennen und schätzen. Ein paar Jahre später kam dann das erste Handy unter den Weihnachtsbaum, darauf folgten der erste eigene Computer und das Smartphone mit Touch Display. Parallel zur Expansion meines Technik Sortiments, stieg auch mein Bedarf an Komplementär Produkten, Apps und digitalen Helfern. So übernahm der Kabelkraken immer größere Aufgaben und Belange des alltäglichen Lebens. Er kümmerte sich um Orientierung und Routenplanung, um Finanzen, um Wissen und dessen Aufbewahrung, um soziale Kontakte und Kommunikation ... Die Liste ist schier unendlich lang. Letztendlich wurde der Kraken auch ein unverzichtbarer Bestandteil meines Freizeitlebens, versorgte mich mit Spaß, Ablenkung und Unterhaltung. Trotz all der Vorteile, bemerkte ich von Zeit zu Zeit, wie viel Aufmerksamkeit und Energie ich meiner Technik widmete. Manchmal erwischte ich mich beim mehr oder minder sinnlosen scrolling über die Startseite irgendeiner Social Media App. Langsam dämmerte mir, dass mein Verhältnis zur Kabelkrake an Maß und Mitte verlor. Endgültig davon überzeugte mich aber erst der Verlust meines Handys. Vom einen auf den anderen Tag ging es einfach nicht mehr an und so gut wie alle Daten gingen verloren. In Windeseile versuchte ich mir Ersatz zu organisieren, ungünstiger Weise kann das dauern ...
Mittlerweile warte ich seit über einer Woche auf mein neues Smartphone.
Ich vermisse das mobile chatten und die permanente Erreichbarkeit. Andererseits genieße ich die Zeit, die ich nun in andere Dinge investieren kann. Ganz davon abgesehen, dass der Großteil der Kabelkrake noch in meinem Zimmer sitzt und auf mich wartet.
Ich habe realisiert, dass sich in meinem Leben etwas ändern muss. Technologie ist ein ständiger Begleiter geworden und macht das Leben in vielen Aspekten leichter. Wir geben Verantwortung für Bequemlichkeit ab. Ich versuche nun bewusster mit dem Kraken umzugehen. Einfach mal abschalten und liegen lassen. Manchmal fällt das schwer. Doch durch den Technik Detox lernt man die Vorzüge wieder mehr zu schätzen. Mir tut der bewusste Umgang auf jeden Fall gut!
Ich lege den Stift beiseite und lasse mich nach hinten fallen. Jetzt werde ich entspannt einschlafen können, hoffentlich ...
Bei dem heutigen Podcast handelt es sich um ein B2B Set von Med Aziz und Ahmed Briki. Passend zur Temperatur & Jahreszeit haben sie Songs aus den Genres Deep- & Afro House, sowie Downtempo gemixt und die Magie des Orients akustisch artikuliert. Ihr Machwerk glänzt mit treibenden Percussions, sanften Padsounds und belebenden Melodien.
Wir freuen uns nach langer Zeit Med Aziz wieder auf KataHaifisch begrüßen zu dürfen. Seit seinem letzten Auftritt bei uns war der Tunesier fleißig am musizieren und hat darüber hinaus seine eigene Podcastreihe ins Leben gerufen. Wir sagen danke und viel Spaß mit dem heutigen KataHaifisch Podcast <3
Artwork:
✨Finnsn
SC: @finnsn
✨Med Aziz
SC: https://soundcloud.com/medazizbenameur
✨Ahmed Briki
SC: https://soundcloud.com/ahmedbriki
✨KataHaifisch
SC: @katahaifisch