Metaphern Zuweilen sind Metaphern geeignet, komplexe Sachverhalte in einem Bild zu komprimieren. Dies erleichtert die Vorstellung des Befunds und ermöglicht die Findung neuer Wege. Eine beliebte Metapher für Organismen, Organisationen, Institutionen und Vereine, Ehen, Ideen, Staaten, ja das ganze Leben, ist das Schiff, das Boot, die Barke, das Floß und überhaupt schwimmtaugliches Gerät im weitesten Sinne. Besonders für Unternehmen eignet sich diese Metapher; aber nicht nur, weil an Bord eines Schiffes letztendlich alle demselben Ziel entgegenreisen (oder treiben, im Extremfall gar miteinander untergehen), sondern weil jedem Schiff oder Boot eine bestimmte Idee und ein bestimmtes, visioniertes Ziel zugrunde liegt, ohne die die Reise niemals angetreten worden wäre. Darüber hinaus aber musste das Boot, bevor es auf die Reise gehen konnte, erst entworfen und gebaut werden. Wenn ich im vergangenen Beitrag von Supply Chains, davor von Soft und Hard Facts geschrieben habe, so lassen sich die damit gemeinten Zusammenhänge sehr gut mit den Gegebenheiten und Vorrichtungen vergleichen, die auf Schwimmkörpern unterschiedlichster Größe und Ausrüstung vorzufinden sind. Die Metapher des Schiffs deckt sich mit der aus der Neuen Institutionenökonomik stammenden ganzheitlichen Definition von Betrieben, die auf der Tatsache beruht, dass 1. sämtliche in einem Unternehmen vorgenommenen Entscheidungen und Handlungen als Ergebnis von Wechselwirkungen betrachtet werden müssen und 2., dass auch die Dispositionen miteinander in Beziehung stehender Unternehmen als Ganzes zu betrachten sind. Diese miteinander vernetzten Beziehungen werden als Supply Chains bezeichnet. Ein Schiff als Ganzes kann nur funktionieren, wenn von der kleinsten Schraube über die Antriebsaggregate, das Radar und die Steuereinheit bis zur Kajüte alles ineinandergreift. Das Ineinandergreifen der vielen Teilbereiche und Funktionen ist aber nur möglich, wenn der Maschinist weiß, was der Kapitän will und wenn der Kapitän sich darauf verlassen kann, dass der Smut in der Kombüse nicht nur Kotzreiz erregenden Fischsud verköchelt. Die Mannschaft sollte motiviert und qualifiziert sein. Darüber hinaus wäre es hilfreich, wenn die verschiedenen Mannschaftsteile miteinander kommunizierten. Am besten funktioniert das, wenn sie dieselbe Sprache sprechen, und noch besser ist es, wenn sie sich gegenseitig wertschätzen, denn dies fördert den Zusammenhalt, der in stürmischen Gewässern den Bestand und die Weiterverfolgung des Ziels sicherstellt. Am Ende sitzen nämlich alle in einem Boot. Titanic Viele Unternehmen sind noch immer wie schwerfällige Verwaltungsbürokratien organisiert, deren einzelne Module mangelhaft miteinander kommunizieren. Da weiß der Käpt’n nicht, was der Matrose und der Maat nicht, was der Smutje tut. Dasselbe gilt für die Kommunikation nach außen, und das, obwohl die betriebsinternen Abläufe längst digitalisiert sind. Schlechte Kommunikation ist mit eine Ursache für die Schwerfälligkeit, den Lobbyismus, die Tendenz zu Kartellbildung und Oligopolen und insofern für Gesellschaften und Volkswirtschaften enorm schädlich. Umgekehrt führen die starren Strukturen innerhalb von Unternehmen (die im Übrigen auf ein veraltetes Menschenbild zurückgehen) zur Demotivation von Mitarbeitern, zu Hierarchiebildung, Mobbing, Unzufriedenheit und Depression. Es wird nämlich regelmäßig die Tatsache übergangen, dass alles, was in Wirtschaftsbetrieben und um die Nachfrage nach Produkten und Marken herum geschieht, nur deshalb geschehen kann, weil überall im Unternehmen – von der Putzfrau bis zum Chef und Hauptverantwortlichen – Menschen tätig sind, die das, was in abertausenden Büchern und Artikeln theoretisch abgehandelt wird, mit Leben erfüllen. Menschen mit Träumen, Sorgen und Ängsten. Ehrgeizige und Geizige, Schöne, weniger Schöne, Großzügige und Kleinliche. Motivierte, Desinteressierte, Hochgebildete und Enthusiastische....