Warum tut sich eigentlich ausgerechnet das für seine hochintelligenten Köpfe berühmte Deutschland bei der Digitalisierung so unsäglich schwer? Wir haben bereits die berühmt-berüchtigte „German Angst“ der Deutschen vor Veränderung als eine der Ursachen ausgemacht. Diese Angst könnte auf eine kognitive Dissonanz hinweisen, die dazu führt, dass technische und kulturelle Neuerungen wie die Digitalisierung in drohende Verluste uminterpretiert werden. Ein mentales Hindernis also. Des Weiteren mussten wir eklatante, auch im System unserer staatlichen und politischen Organisation liegende Defizite erkennen, die schon bei anderen, weniger wichtigen Reformen oder Modernisierungsvorhaben zu Totalblockaden geführt haben. Dies wäre als staatliches und politisches Problem identifiziert. Über die Symptome und Folgen sowohl der politisch- bürokratischen als auch der mentalen Hemmnisse wird in unzähligen Foren diskutiert, es wurden massenhaft Bücher und Artikel darüber verfasst, die Überwindung der Blockaden wird seit Jahren von überallher angemahnt. Viel gebracht indes hat es nicht. Deshalb stellt sich natürlich die Frage, ob es noch weitere, bisher unerkannte oder bisher vernachlässigte Gründe für die in Deutschland so gut wie nicht stattfindende Digitalisierung gibt. Offensichtlich sind sowohl die Politik als auch sämtliche gesellschaftlich relevanten Kräfte schlicht überfordert. Aber warum? Kann es sein, dass die Forderungen an der falschen Stelle ansetzen, nach den Ursachen des Problems wo ganz anders zu fahnden ist? Es macht ja keinen Sinn, auf dem falschen Acker zu jäten. Das Problem der falschen Rhetorik Das Phänomen, als das sich die Digitalisierung darstellt, übererfüllt die allgemeinen Kriterien, an denen Megatrends gemessen werden. Diese sind: 1.Es kommt zu grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen 2.Die Folgen des Trends sind langfristig und weitreichend3. Sie sind länder-, kultur- und gesellschaftsübergreifend. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung von außen auf Menschen und Institutionen einwirkt. Weder können sie es beeinflussen, noch können sie sich den Veränderungen verschließen. Ihnen bleibt also nur der Weg der Gestaltung. Nachdenken! In Deutschland fällt das geradezu inflationär verwendete, hysterische und angsteinflößende Vokabular auf, sobald es um das Phänomen der Digitalisierung geht. Geredet wird von „Anschluss verlieren“, „abgehängt werden“, „die Zukunft verpassen“ usw. usf. Auch wenn diese Phrasen nicht zu widerlegen sind: Sie scheinen die Protagonisten nicht zu frohem, beherzten Handeln zu motivieren. Und zwar, weil derartige rhetorische Hämmer zwar zu den gewünschten Assoziationsketten führen, der Rezipient mithin Katastrophenszenarien phantasiert – sich aber infolge dessen angewidert abwendet. Wer hat schon Lust abgehängt zu werden? Und vor allem: Von was? Von dem, was man sich erarbeitet hat? Will man nicht lieber Schönes erleben? Wer mit Angstbegriffen hantiert, suggeriert den Menschen, bedroht zu sein und klammert die Chancen gleichzeitig aus. Kein Wunder also, dass viele Deutsche die Digitalisierung mitsamt ihren vermuteten Bedrohungen für das Vertraute und Gewohnte wie eine große, schwarze Wolke empfinden, vor der man sich am besten in der schützenden Doppelhaushälfte verkriecht. Eine These, über die nachgedacht werden muss: Eine solch neurotische Art des sprachlichen Umgangs mit Neuerungen bewirkt beinahe zwangsläufig deren Ablehnung bis hin zur Bekämpfung. Weitere Ursachen für die Verweigerung Auf der Suche nach weiteren Ursachen der weitestgehend schlicht nicht stattfindenden Digitalisierung wird man auch im historischen und kulturellen Bereich fündig. Wohlan! Schauen wir uns den „digitally failed state“ Deutschland an und vergleichen ihn mit den USA, dem Land der global führenden digitalen Avantgarde. Deutschland...