Die Digital Natives haben einen entscheidenden Vorteil auf dem heutigen Markt. Sie gehen ganz natürlich und selbstbewusst mit modernster Technik um. Eine Eigenschaft, die viele Menschen in Führungspositionen missen - die aber immer wichtiger wird, je weiter die Digitalisierung voranschreitet. Was die ältere Generation der jüngeren an Erfahrung voraus hat, zählt inzwischen nicht mehr so stark, wie es früher der Fall war. Erfahrung und Fachwissen sind zwar auch weiterhin wichtig, dennoch muss die Veränderung auf den Märkten anerkannt werden: Digitale Fähigkeiten und Know-How gehören heute zur Grundausstattung einer Führungskraft. Wer nicht weiß, wie man eine Facebookseite bedient, der hat es schwer mit der Konkurrenz mitzuhalten, die bereits Online Marketing betreibt. Dass diese Anforderungen inzwischen mit zum Alltag in allen Branchen gehören, ist den meisten klar. Doch deswegen die gesamte Führungsetage austauschen und junge Berufseinsteiger ohne Erfahrung heranholen? Den Start Ups das Feld überlassen? Das kann ja nun auch nicht die Lösung sein, nur weil diese eben mit der Digitalisierung aufgewachsen sind. Eine Fortbildung für die ältere Generation muss also her. Doch in welcher Form? Als Coaching? Als gemeinsamer Kurs? Oder vielleicht als umgekehrtes Mentorenprogramm, in dem in einer Zweierkonstellation intensiv gelernt und herangetastet wird? Und wenn sich hierbei auch noch eine Chance für die jungen Berufseinsteiger bietet, das Unternehmen kennen zu lernen und sich besser zu vernetzen - warum diese nicht nutzen? Wir sprechen vom Management-Konzept Reverse Mentoring. Reverse Mentoring - Woher kommt das? Der innovative Social Learning Ansatz wurde erstmals von Jack Welch, dem ehemaligen CEO von General Electric ins leben gerufen. In den 90er Jahren fiel ihm auf, dass seine eigene Führungsetage auf dem Gebiet Social Media und Online Marketing weit zurück hing und so fragte er jüngere Mitarbeiter, ob sie bereit wären einen Mentee zu unterrichten. Mit gutem Beispiel vorangehend ließ auch Welch sich selbst von einem jungen Mitarbeiter unterrichten und das Reverse Mentoring war geboren. Die Idee dahinter war, den Führungskräften die Themen Social Media und Social Business Collaboration näher zu bringen. Der große Vorteil: Durch die intensive Arbeit in Paaren konnten die Mentees alle Fragen stellen und wirklich an genau den Dingen arbeiten, die sie als wichtig empfanden. Und wer sich nun fragt, wie Führungskräfte darauf reagieren, plötzlich zum Schüler zu werden: Bisher erstaunlich gut. Welch mag daran einen gewissen Einfluss gehabt haben, denn durch seine Bekanntheit und die von General Electrics wurde das negative Image, von einem jüngeren und niedriger positionierten Kollegen Tipps anzunehmen, schnell verworfen und auch andere Firmen öffneten sich für die Idee des Reverse Mentoring. Mehr noch: Heute wird Reverse Mentoring sogar häufig als Imagekampagne innerhalb einer Firma genutzt. So wird gezeigt, dass das Unternehmen sich neuen Ansätzen widmet und einen offenen Austausch über Generationen und Hierarchien ermöglicht. Vorreiter auf diesem Gebiet sind u.a. Lufthansa, Henkel, Telekom, Unilever, Bosch und IBM. Diverser Erfahrungsaustausch Im Grunde funktioniert das Führungsinstrument Reverse Mentoring wie herkömmliche Mentorenprogramme. Es wird jedoch neu interpretiert. Während beim herkömmlichen Mentoring zwei Mitarbeiter mit unterschiedlichen Hierarchien und Erfahrungshintergründen zusammenkommen und der eine vom anderen lernt, ist dies auch beim Reverse Mentoring der Fall, allerdings sehr viel diverser und offener. Beim herkömmlichen Mentoring ist die Richtung des Lernens sehr klar: Der Mentor ist lange im Geschäft und weiß, was zu tun ist, der Mentee ist ein Lehrling, der wissbegierig vom älteren und höher gestellten Kollegen eingearbeitet wird. Beim Reverse Mentoring ist das Kräfteverhältnis nicht ganz so klar....