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Description

Dass es eines Tages zu einer Entwicklung wie der Digitalisierung käme, war im Grunde schon seit der griechischen Antike absehbar. Es mag gewagt klingen. Aber es enthält einen wahren Kern. Natürlich konnte man sich seinerzeit die unglaublichen technischen Entwicklungen der kommenden Jahrhunderte nicht einmal in den tollkühnsten Fantasien ausmalen. Allerdings wurde schon im antiken Griechenland der bis heute geltende Fortschrittsglaube begründet. Und irgendwie ist es nur folgerichtig, dass sich am Ende eine Wirtschaftsweise durchsetzen würde, die auf Kommunikation und nochmals Kommunikation basiert.   Die Vehikel, in denen sich die menschlichen Möglichkeiten der Kommunikation in perfekter Weise vollenden, sind digitale Technologien.     Der Sinn zwischenmenschlicher Kommunikation ist es, Gedanken, Fragen, Ideen und Erkenntnisse auszutauschen, wobei die Kommunikation immer auf der Grundlage der Verhältnisse stattfindet, die zu ihrem jeweiligen Zeitpunkt herrschen. Dass sich in der Renaissance niemand über Automobile, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts niemand über Smartphones unterhalten hat, ist nachvollziehbar.   Worin wir uns derzeit befinden, wird gemeinhin „Informationszeitalter“, unsere Gesellschaft „Informations“- oder „Wissensgesellschaft“ genannt.   Ein noch passenderer Begriff dürfte „Kommunikationsgesellschaft“ sein. Die digitalen Techniken, auf denen unsere Wirtschaft beruht, sind nämlich nichts anderes als Kommunikationsmittel, innerhalb derer sich die neuen, individuellen Kommunikationsformen entfalten.     Wie kam es dazu? Es lohnt sich, die Sache aus der Nähe zu betrachten.   Träume sind die Enzyme der menschlichen Evolution. Um sich seine Träume zu erfüllen und die Sinne zu entfalten, erfindet der Mensch Dinge, die ihm das Leben erleichtern. Außerdem liegt es in unserer Natur, die Welt verbessern zu wollen. Insofern ist der momentane Zustand der Weltgesellschaft nur als vorläufiges Zwischenstadium einer Jahrtausendelangen Entwicklung zu betrachten. Ein Ende der Entwicklung wird es, so lange Menschen diesen Planeten bevölkern, nicht geben.   Ausnahmslos alle technischen Neuerungen haben die Gesellschaften verändert, in denen sie sich durchsetzen konnten. Dabei haben die Volkswirtschaften der sich immer mehr zu digitalen Kommunikationsgesellschaften entwickelnden Industrieländer Prozesse durchlaufen, die dazu führten, dass sich der Ort der Wertschöpfung von der Ackerkrume über Maschinen sozusagen letztendlich in die Cloud verlagerte.   Warum das so ist? Nun, ohne Kommunikation geht gar nichts. Deshalb gehört es zu den gängigen Theoremen der Wirtschaftsgeschichte, dass die gesamte Entwicklung der Menschheit in mehrfacher Hinsicht auf der Entwicklung ihrer Kommunikationsmittel basiert. Wenn wir dieses Theorem weiterdenken, kommen wir irgendwann zu dem Ergebnis, dass sich nach all den technischen Revolutionen quasi zwangsläufig die am tiefsten im menschlichen Wesen verankerte Dimension durchsetzen musste: Die Kommunikation. Sie ist nämlich nicht nur Bedürfnis, sondern schlichte Notwendigkeit. Kommunikation ist Mensch, und Mensch ist Kommunikation.   Erklärungen für die Ursachen der langen Entwicklung von der Agrar- bis zur Informationsgesellschaft liefert die qualitative Kommunikationsforschung. Ihr zufolge zeichnen sich arbeitsteilige Industriegesellschaften insbesondere durch ihren hohen Differenzierungsgrad aus.   Der Systemtheoretiker Niklas Luhmann schrieb zu diesem Thema: „Die Hauptphasen der gesellschaftlichen Evolution (…) sind markiert durch Veränderungen in den jeweils dominierenden Kommunikationsweisen (…) und man kann sagen, dass komplexere Gesellschaftssysteme, wie immer sie entwicklungsmäßig erreicht wurden, nicht ohne neuartige Formen der Kommunikation integriert und erhalten werden konnten“.   Das heißt, dass Eingriffe und Veränderungen in bestehende...