Listen

Description

Veranstaltung vom 25. April 2018

Über physiologische, psychologische und soziale Dimensionen des Zusammenhangs von Schmerz und Lust diskutierten der Gefühlshistoriker Pascal Eitler und die Psychotherapeutin Ulrike Kaiser mit dem Kulturjournalisten Michael Ernst und dem Publikum.

Unter heftigen Schmerzen denken die wenigsten Menschen an lustvollen Sex. Doch nicht erst der Millionenbestseller „Fifty Shades of Grey“ stellte erneut die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Menschen Schmerz auch genießen können und als lustvoll empfinden. Gibt es, wie die Soziologin Eva Illouz mutmaßt, in Zeiten weiblicher Emanzipation und der Gleichberechtigung der Geschlechter eine Lust an „kontrollierter Unterwerfung“ und an Machtspielen, wie es das Rollenrepertoire des Sadomasochismus vorsieht? Ist die Lust am Schmerz also eine überwiegend weibliche? Wird der Tabubruch als lustvoll erlebt, Schmerz eben nicht im sozial erwünschten Sinne zu lindern und zu heilen, sondern auszuüben und dies auch als Betrachter zu genießen, statt mit Empathie und Mitleid auf das Leiden der Anderen zu reagieren? Ist Mainstream-Masochismus à la „Fifty Shades of Grey“ die Kehrseite einer sensuell abgestumpften Gesellschaft, die mit ihrem „Recht auf Schmerzfreiheit“ an der Abschaffung heftiger Emotionen arbeitet?