Die Beschneidung ist umstritten. Immer wieder kommen in der Gegenwart auf, die religiöse Beschneidung, die für Juden und Muslime zur religiösen Praxis gehört, zu verbieten. Dabei ist die Beschneidung nicht erst heute ein umstrittenes Thema. Bereits in neutestamentlicher Zeit wurde die Frage der Beschnittenheit und der Unbeschnittenheit diskutiert. Waren die ersten Christen noch Juden, wurde schon nach kurzer Zeit das Evangelium des vom Kreuzestod Auferstandenen unter Nichtjuden, den Heiden verkündet. Man begann – zuerst in Antiochien – Heiden ohne vorherige Konversion zum Judentum zu taufen. Die Beschneidung als äußeres Zeichen der Zugehörigkeit zum Judentum wurde hier nicht mehr vollzogen. Gleichwohl war genau das Bestandteil des ersten großen innerchristlichen Konfliktes: Muss der Christ nicht zuerst zum Judentum konvertieren? Muss der Taufe nicht die Beschneidung vorausgehen?
Dieser Konflikt prägte die theologische Debatte der ersten Christen. Sie führte schließlich zum sogenannten Apostelkonzil, auf dem die Heidentaufe ohne vorherige Beschneidung anerkannt wurde. Gleichwohl bliebt die Situation auch nach diesem Beschluss konfliktiv, wie viele Texte des Neuen Testamentes, die die Taufe Unbeschnittener verteidigen. Das alleine zeigt, welche Bedeutung die Beschneidung auch und gerade für das Judentum hatte und hat. Worin sich diese Bedeutung begründet und warum Christen trotzdem auf die Beschneidung verzichten, das ist Gegenstand der Diskussion zwischen dem Alttestamentler Dr. Till Magnus Steiner und dem Neutestamentler Dr. Werner Kleine.