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Description

Kastanienbraunes Haar fällt ihr auf die Schultern, ein pastellfarbiges Seidentuch umspielt den Hals, dezenter Liedschatten betont die dunkelgrauen Augen. Stefanie Stalder, 48 Jahre alt, wohnhaft in einer kleinen Gemeinde im Luzerner Hinterland. Erst auf den zweiten Blick erahnt ihr Gegenüber: Das lange Haar ist nicht echt. Die Perücke verdeckt eine Glatze, das Seidentuch vertuscht den Adamsapfel, die Schminke lenkt den Blick weg vom kräftigen Kiefer, hin zu den Augen. Stefanie: eine Frau, geboren im Körper eines Mannes, gefangen im gesellschaftlichen System.

Vor zwei Jahren hat sie den Ausbruch gewagt – aus Stefan wurde offiziell Stefanie. Davor: ein langer, steiniger Weg. Nach der Landwirtschaftlichen Lehre absolvierte sie eine Ausbildung als Maurer, war als Rekrut für schwere Artillerie im Militär, trat dem Jodelklub bei. Hauptsache männlich. Verleugnung, Verdrängung – Zusammenbruch. Selbstmordgedanken. Heute erkennt sie ihr früheres Ich selbst nicht wieder – ob innerlich oder äusserlich.

Die Veränderung der Wahrnehmung nach der Hormontherapie, die Suche nach der eigenen Identität, der Schritt in die Öffentlichkeit: Über all das und noch viel mehr spricht Stefanie im Gspröchsstoff.