Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Josef Foschepoth, Münster im Rahmen der Tagung „Dialog mit Zukunft? Eine kritische Würdigung von 70 Jahren „Woche der Brüderlichkeit“ am 29. Juni 2022 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Welch ein Jubiläum! Nicht alles, was die Amerikaner:innen den Deutschen nach dem Ende des 2. Weltkriegs hinterließen, haben diese sich im Laufe der Zeit so zu eigen gemacht wie die Woche der Brüderlichkeit. Während in den USA die „Brotherhood Week“ längst aus dem nationalen Festkalender gestrichen ist, ist die Woche der Brüderlichkeit in der Bundesrepublik nach wie vor ein zentrales Ereignis für den christlich-jüdischen Dialog und die Auseinandersetzung mit altem und neuem Antisemitismus.
Brüderlichkeit ist die tragende Idee der Moderne für die Gestaltung des Zusammenlebens der Menschen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit skandierten 1789 Frauen und Männer auf den Straßen von Paris. Wie hat sie das Zusammenleben von Christ:innen und Jüdinnen:Juden im Deutschland nach dem Holocaust geprägt? Wo stehen wir heute? Wohin wollen wir?
Prof. Dr. Josef Foschepoth ist Historiker und Spezialist für Zeitgeschichte. Er war langjähriger Mitarbeiter und Leiter des Forschungsbereichs Post-War-History am German Historical Institute London. Von 1988 bis 1990 war er als Generalsekretär des DKR tätig und bereitete die Gründung der Buber-Rosenzweig-Stiftung vor. 1990 wurde er zum Ltd. Direktor der Volkshochschule Münster, 1997 zum Präsidenten der AKAD Privathochschulen Stuttgart gewählt. 2005 kehrte er in Lehre und Forschung an die Universität Freiburg zurück. Er ist Autor wichtiger Publikationen zur Zeitgeschichte, darunter: „Im Schatten der Vergangenheit. Die Anfänge der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ (1993).