Decoding Antisemitism – Ergebnisse zu Judenhass aus
der Social Media-Forschung
Vortrag von Dr. Matthias J. Becker, Zentrum für Antisemitismusforschung TU Berlin
Antisemitismus ist eine über 2.000 Jahre alte, hochkomplexe Hassideologie, die sich den historischen Kontexten immer wieder angepasst hat. Mit einem ganzen Arsenal an antisemitischen Konzepten wurden Jüdinnen und Juden als das per se Andere bzw. Fremde dämonisiert. Zu dieser inhaltlichen Komplexität und Diversität kommt die kommunikative Ebene hinzu, durch die Antisemitismus auch nach 1945 salonfähig und im sog. Mainstream kommuniziert werden konnte. Die inhaltlichen und sprachlich-strukturellen Muster machen den Judenhass v. a. in den sozialen Medien zu einer enormen Herausforderung.
„Decoding Antisemitism“ ist ein Forschungsprojekt, das interdisziplinär Judenhass online flächendeckend und zugleich tiefgreifend analysiert. Die Forscher:innen haben ein Datenset von mehr als 130.000 Kommentaren aus deutschen, britischen und französischen Social Media-Kontexten qualitativ analysiert und als Trainingsmaterial für KI-Modelle verwendet.
Der Vortrag stellt zum einen das Projekt und sein Untersuchungsdesign vor, zum anderen präsentiert er die jüngsten Ergebnisse der Fallstudien zum 7. Oktober 2023, der einen Wendepunkt innerhalb der antisemitischen Kommunikation im digitalen Bereich darstellt.
Der Referent
Dr. Matthias J. Becker leitet seit 2020 das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Decoding Antisemitism“ am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. 2021 veröffentlichte er „Antisemitism in Reader Comments“ und ist Mitherausgeber eines Lexikons, das eine Anleitung zur Dekonstruktion von Antisemitismus in den sozialen Medien bietet.
Weitere Informationen zum Projekt unter https://decoding-antisemitism.eu/publications/
Foto: Dr. Matthias J. Becker © Kay Herschelmann