Listen

Description

Es tut mir leid.

Im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur im Sinne von: „Es tut mir Leid an, Dich verletzt zu haben!“ sondern auch „Es tut mir Leid an, mir einzugestehen, dass ich einen Fehler gemacht habe, weil ich Angst habe, dass Du mich nicht mehr magst.“

Sich zu ent-schuldigen ist kein schönes Gefühl. Neben der Scham des ‚sich schuldig fühlens‘, muss man zunächst sich selbst eingestehen, dass man nicht ‚perfekt‘ ist, das man ‚Fehler hat‘ und ‚Fehler‘ macht. Fehler sind eine Schwachstelle, stehen für Schwäche. Und klar, man darf auch schwach sein. Die Betonung liegt auf ‚man‘.

„Ich darf nicht schwach sein, denn dann verliere ich an Anerkennung, dann muss ich mein wahres Gesicht zeigen und das versuche ich doch so gut es geht zu vermeiden, weil ich mich selbst ablehne!“

Und sich das einzugestehen ist schon schwer genug, das jedoch vor Anderen einzugestehen ist umso schwerer. Daher versuchen wir, selbst wenn wir wissen, dass wir Schuld sind, diese Schuld zu relativieren:

„Es tut mir leid, aber ich wusste auch nicht, dass Dich das so verletzt. Ich meine, es ist ja jetzt wirklich kein Ding. Ich hab mich doch gerade entschuldigt, was willst Du denn noch? Ich kann es doch nicht ungeschehen machen.“

Das ist frustrierend für den der leidet. Es macht alles noch schlimmer. Es fühlt sich so an, als sei die Entschuldigung nicht ernst gemeint.

Die Entschuldigung kann allerdings sehr wohl ernst gemeint sein, je größer der Scham, desto größer die Relativierung.
Oder aber, derjenige der sich entschuldigt, der möchte diese Scham nicht spüren und meint die Entschuldigung in der Tat nicht ernst, weil er/sie sich eingestehen müsste, dass er/sie nicht perfekt ist... und diese Sorge ist für manche so existenziell, dass es fast unmöglich ist, weil er oder sie Dich nicht verlieren möchte.