Worum geht's in dieser Folge?
Wir haben heute unseren Buch-Club. Bei mir zu Gast ist wieder Martin Schmidt.
Wir sprechen heute über nicht eines, sondern zwei Bücher. Zwei Bücher, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkel mit einem weiteren Feind unserer Personal Projects beschäftigen. Und dieser Feind ist der Überfluss.
Und die beiden Bücher sind
- „Die Kunst, ohne Überfluss glücklich zu leben”von Josef ‚Joki‘ Kirschner
- Das Buch ist 1980 erschienen, also inzwischen fast 40 Jahre alt.
- Geschrieben wurde es von Josef Kirschner, einem könnte man sagen, österreichischen Selbsthilfe-Guru seiner Zeit, inzwischen verstorbenen.
- „Living With Less” des Amerikaners Joshua Becker aus dem Jahr 2012.
- Das Buch ist 2012 erschienen, also einigermaßen aktuell.
- Geschrieben von Joshua Becker, einem amerikanischen Pastor (und das merkt man auch).
- Einer der Pioniere der „Minimalism”-Bewegung.
- „Living With Less” war eines der ersten amerikanischen Bücher (oder Büchlein) zu diesem Trend, der seither hohe Wellen geschlagen hat.
Meine Idee bei diesen beiden Büchern war ja Folgende: Da ist einmal ein Buch aus dem Jahr 1980, von einem Österreicher geschrieben. Und dann ist da ein anderes Buch, fast 25 Jahre später von einem Amerikaner geschrieben. Beide beschäftigen sich mit dem Thema „Überfluss”. Jetzt habe ich mir gedacht, es wäre ja spannend zu schauen:
- Wie sich das Problem Überfluss über die Jahre verändert?
- In wie weit ist das Problem aus österreichischer und aus amerikanischer Sicht anders?
- Oder haben die beiden Bücher vielleicht sogar mehr gemeinsam, als man denkt?
Aber zuerst mal überhaupt die Frage:
Was ist das Problem mit dem Überfluss?
Der Überfluss… Warum ist das ein Feind unserer Personal Projects?
- Ein Überfluss an Personal Projects = Wir haben zu viele Personal Projects, und verstreuen unsere Energie wie bei einem Feuerwerk.
- Wir kommen bei keinem Projekt richtig weiter.
- Wir haben das Gefühl, dass wir uns zwischen unseren Personal Projects zerreiben.
- Materieller Überfluss: Je mehr Dinge wir haben, desto mehr belasten sie uns. Überfluss ist längst nicht mehr ein materielles Problem. Es geht nicht nur um die Dinge, die wir zu viel haben.
- Informationsüberfluss: Siehe Folge 2 dieser Staffel „Informationsüberflutung”:
- Zu viel Information lähmt uns.
- Wir müssen unsere eigenen Kuratoren sein.
Also Gründe genug, darüber nachzudenken, ob wir nicht mit weniger Überfluss glücklicher leben würden. Und genau mit dieser Frage beschäftigen sich auch die beiden Bücher, die wir in dieser Folge besprechen werden.
# 1: Inhalt
Martin
Beide Bücher beschäftigen widmen sich primär dem Thema Minimalismus.
Joki Kirschner bezeichnet dabei Minimalismus als das große Abenteuer unserer Zeit, wobei die Zeit, in der er das Buch geschrieben hat, schon einige Jahrzehnte vorbei ist.
Joshua Becker beschreibt Minimalismus als unerwarteten Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit. Damit haben beide meiner Meinung nach ein wenig recht: es ist sicherlich zunächst einmal ein Abenteuer, sich auf Minimalismus einzulassen und bringt uns aus meiner Sicht auch Zufriedenheit ins Leben.
Josef Kirschner
- Josef Kirschner hat dieses Buch vor fast 40 Jahren (1980) geschrieben. Das muss man bei der Beurteilung des Inhalts auf jeden Fall berücksichtigen, denn das Wertebild der Gesellschaft hat sich seit damals massiv verändert. Das wird vor allem bei Kapitel 16 deutlich, wenn Kirschner über das Rollenbild der Frau schreibt oder auch in Kapitel 18, wo es auch ein wenig um das Thema Führung geht. Mit den Ansichten, die er hier vertritt, würde wohl kein Verlag dieses Buch heute noch veröffentlichen.
- Was noch dazukommt, ist, dass die meisten Menschen meiner Generation in Österreich den Autor sehr gut aus dem Fernsehen kennen und man deshalb auch immer die Erzählerstimme im Ohr hat.
Joshua Becker
- Joshua Becker ist Pastor und wählt daher wenig überraschend einen viel geistlicheren Ansatz als Josef Kirschner. Er zitiert im Buch öfter stellen aus der Bibel und bringt sie in Zusammenhang mit den Vorteilen des Minimalismus beziehungsweise verwendet sie als Erklärungsbasis dafür.
- Das Thema ist in beiden Fällen interessant, die Herangehensweise gefällt mir bei Kirschner ein wenig besser als bei Becker. Daher bekommt Kirschner von mir die Note 2 und Becker die Note 3 für den Inhalt.
Günter
Josef Kirschner
- Überfluss wird aus verschiedensten Perspektiven betrachtet und warum das ein Problem ist und was man dagegen tun kann. In fast 40 recht kurzen Kapiteln.
- Insgesamt scheint es ihm weniger um deine Anleitung für den Einzelnen zum Minimalismus zu gehen, sondern um eine Kritik an einer Gesellschaft, die im Überfluss lebt und daran degeneriert.
Joshua Becker
- Joshua Becker erklärt den Minimalismus-Gedanken aus zwei Perspektiven:
- Minimalismus ist „what Jesus would do”.
- Wie er selbst zum Minimalismus gekommen ist und wie er den in seinem eigenen Leben lebt.
- Joshua Becker ist ein Pastor, und Minimalismus ist aus seiner Sicht „what Jesus would do”. Sehr amerikanisch.
- Dadurch ergibt sich eine enge Verknüpfung von Minimalismus und christlicher Religion, die natürlich nicht sein müsste. Ja sogar eher verstörend wirkt für jemanden, der nur an der Praxis des Minimalismus als Lebensstil interessiert ist.
# 2: Verständlichkeit, Lesbarkeit
Martin
Josef Kirschner
- Josef Kirschner schreibt in einer sehr einfachen Sprache und hält seine Kapitel sehr kurz. Er gliedert knapp 220 Seiten in 35 Kapitel, das bedeutet, jedes Kapitel hat im Schnitt knapp über 6 Seiten. Das macht es auf jeden Fall übersichtlich und einfach zu lesen und deshalb bekommt er von mir dafür die Note 1.
Joshua Becker
- Joshua Beckers Buch hat insgesamt nur etwas mehr als 100 Seiten, die in 4 Teile mit insgesamt 11 Kapiteln unterteilt sind. Also hält er sich in den einzelnen Kapiteln ebenfalls sehr kurz und bringt seine gewünschten Aussagen schön auf den Punkt. Daher erhält auch Joshua Becker von mir in dieser Kategorie die Note 1. Als Anmerkung sei noch gesagt, dass ich das Buch von Dir in englischer Sprache bekommen habe. Hier muss man auch erwähnen, dass sich das Buch einer recht einfachen Sprache bedient und daher auch für Nicht-Natives wie mich einfach lesbar ist.
Günter
Josef Kirschner
- Es ist verständlich, keine Frage.
- Joki Kirschners Sprache ist stellenweise ein bisschen hölzern.
- Seine Beispiele sind mitunter aus der Zeit gefallen (zB wenn er über die Aufgaben seiner Frau schreibt).
- Note: 2-3
Joshua Becker
- Es ist verständlich, keine Frage. Das Englis...