Worum geht's in dieser Folge?
Ja, herzlich willkommen auch zur 6. Staffel des Podcasts. Ich melde mich zurück aus ein paar Wochen Pause, und ich freue mich schon auf diese Staffel.
Worum wird es denn gehen in dieser Staffel? Naja, ich habe mir vorgenommen, eine Staffel zu machen über das Management unserer Personal Projects. Und dabei will ich über ganz praktische Fragen sprechen, wie wir unsere Personal Projects managen können, wie wir dafür sorgen können, dass wir unsere Projekte zum Erfolg führen und so weiter.
Also ich denke, dass das eine ganz spannende Staffel werden könnte, wo ich auch ein bisschen Einblick darin geben möchte, wie ich selbst meine Personal Projects manage. Und vielleicht ist da ja die eine oder andere Anregung für dich dabei, die du in dein eigenes Personal Project Management übernehmen möchtest.
Okay, also darum wird es in dieser 6. Staffel des Podcasts gehen. 6. Staffel, Wahnsinn, wer hätte das gedacht...
Naja, jedenfalls... bevor es mit den ganz praktischen Dingen los geht, will ich diese Folge, also den Opener dieser Staffel, dafür nutzen, um ein paar Fragen anzusprechen, die ich immer wieder gestellt bekomme im Zusammenhang mit Personal Projects. Dazu inspiriert haben mich ganz konkret die Feedbacks von zwei Stammhörerinnen des Podcasts, nämlich von Claudia und von Sandra. Also wenn ihr das hört, liebe Claudia, liebe Sandra, danke für eure Anregungen, die das Grundgerüst der heutigen Staffel bilden.
Ich denke, die Zeit am Anfang dieser neuen Staffel ist gut investiert, wenn ich ein paar grundlegende Fragen oder Missverständnisse kläre - oder vielleicht auch nur meine Sicht auf Personal Projects nochmals genauer erläutere und damit vielleicht verständlicher mache, worum es mir geht.
Also danke nochmals Claudia und Sandra - und los geht’s!
1. Die Sprache der Wirtschaft
Okay, das erste Thema, das ich ansprechen möchte, ist die Frage, ob die Sprache der Wirtschaft überhaupt geeignet oder überhaupt sinnvoll ist, um damit über das Leben und die Dinge zu sprechen, die uns im Leben wichtig sind. Oder anders formuliert: Muss wirklich alles im Leben ein Projekt sein?
Claudia hat das in einem Mail an mich so formuliert:
"Ich habe mich auch noch immer nicht ganz daran gewöhnt, persönliche Vorhaben mit dem Wort "Projekt" zu etikettieren, weil das schon ein Reizwort aus dem Berufsalltag ist - wo es leider oft als Versuch daherkommt, einer chaotischen Umsetzung verschiedener Arbeitsschritte einen gut klingenden Namen zu verpassen. "Nennen wir es Projekt, das klingt schon mal gut." Gemanagt wird in der Regel nicht viel, jeder macht irgendwas, und dann hoffen wir mal, dass es ein paar Kümmerer gibt, die am Ende dafür sorgen, dass was G'scheits herauskommt."
Und da spricht Claudia einen wichtigen Punkt an, denke ich. Nicht wenigen Menschen stellt es allein schon beim Wort „Projekt” die Haare auf. Und das kommt meisten aus dem Berufsleben heraus. Weil dort ist praktisch alles ein Projekt. Wenn wir nicht mehr weiter wissen, machen wir ein Projekt draus. Und diese Projekte sind dann häufig auch noch schlecht aufgesetzt, schlecht durchgeführt und schlecht gemanagt, was praktisch allen Beteiligten die Lust an Projekten vergehen lässt. So wird das Wort „Projekt” zum Reizwort, und das Bedürfnis kommt auf, zumindest sein Privatleben, seine Freizeit vor solchen Projekten zu schützen.
Das verstehe ich vollkommen. Jeder, der schon in projektorientierten Unternehmen gearbeitet hat, wird das schon erlebt haben, dass einem da die Lust auf Projekte vollkommen vergehen kann. Das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Ich finde daher auch die Frage berechtigt, ob es wirklich eine gute Idee ist, unsere persönlichen Ziele, Wünsche, Vorhaben im Leben als „Projekte” zu bezeichnen. Tun wir uns damit wirklich einen Gefallen, oder verwirtschaften wir damit auch noch die letzten Winkel unseres Lebens?
Wie schaut meine Antwort auf diese Frage aus? Naja, ich stelle mal eine Gegenfrage: Wie sollen wir denn am besten über das Leben reden - nämlich so, dass wir uns alle verstehen?
Für mich ist der Blickwinkel der Personal Projects Theorie in erster Linie eine Metapher für das Leben. Also ein Bild, eine bestimmte Art und Weise, das Leben zu konzeptualisieren und damit auch zu ermöglichen, über das Leben und was darin vor geht, einigermaßen verständlich zu reden. Wir brauchen Konzepte, wir brauchen Denkmodelle, um über komplizierte Dinge - und das Leben ist kompliziert, weiß Gott - um eben über komplizierte Dinge überhaupt reden zu können.
Und eines dieser Denkmodelle ist die Personal Projects Theorie. Und diese Theorie ist, wie der Name schon sagt, eben eine Theorie, ein abstraktes Modell, eine Metapher für das Leben - und nicht das Leben selbst. Das ist wichtig: Das Leben selbst ist das Leben, nicht ein Personal Project. Aber wenn wir uns unser kompliziertes Leben als Abfolge von Personal Projects vorstellen, dann wird es vielleicht etwas übersichtlicher, etwas geordneter, etwas verständlicher - und etwas leichter, über das Leben und was darin vor geht zu reden. Wie gesagt: Es ist ein Bild, eine Metapher, wenn wir von unserem Leben als Abfolge von Personal Projects reden. Eine Metapher, nicht die Wirklichkeit. Ein Denkmodell, ein sprachliches Konstrukt.
Aus meiner Sicht hat diese Metapher der Personal Projects aber einen Riesenvorteil: Praktisch jeder Mensch da draußen hat zumindest eine gewisse Vorstellung davon, was ein „Projekt” ist. Das heißt, man braucht den allermeisten Menschen nicht erklären, was mit „Projekt” ungefähr gemeint ist. Und auch der Schritt hin zum „personal project” ist für die meisten Menschen relativ leicht: Es gibt Projekte, und es gibt auch persönliche Projekte. Eh klar, eh logisch. Das ist nachvollziehbar, das ist vertraut, das muss man nicht weiter erklären.
Das Bestechende für mich bei der Personal Project Theorie ist also, dass sie sich einer Sprache bedient, die uns schon vertraut ist aus dem Berufsleben oder aus der Schulzeit oder aus dem Studium. Wir wissen intuitiv, was mit „personal projects” gemeint sein könnte, selbst wenn wir zum allerersten Mal von Personal Projects hören. Und das ist ein Riesenvorteil. Wir müssen nämlich nicht erst die Fachsprache des Denkkonzepts lernen, sondern können die Fachsprache des Projektmanagements verwenden, die vielen von uns schon aus anderen Bereichen vertraut ist.
Und das führt möglicherweise natürlich dazu, dass diese Sprache schon vorbelastet ist - vorbelastet mit schlechten Erfahrungen, so wie bei Claudia. Aber das muss ich wohl in Kauf nehmen, weil ein Vorteil für mich überwiegt: Wenn wir vom Leben reden durch die Brille der Personal Projects Theorie, dann ist das für die allermeisten Menschen intuitiv verständlich. Sie müssen dieser Sichtweise nicht unbedingt zustimmen, aber es ist zumindest relativ leicht verständlich, worum es bei dieser Sichtweise geht und ob das etwas ist, das einem zugänglich und nützlich ist oder eben nicht.
Und das ist mehr, als viele andere Denkmodelle über das Leben von sich behaupten können.
So, das war mal ein sehr ausführlicher Ausflug in die konzeptuelle Ebene der Personal Projects Theorie. Und eigentlich sind wir damit auch nahtlos bei einer anderen häufig gestellten Frage rund um Personal Projects, nämlich:
2. Lässt sich unser Leben überhaupt „managen”?
Und auch das ist eine berechtigte Frage. Nämlich der Gedanke, ob es nicht eine reine Illusion ist, wenn wir glauben, dass wir unser Leben unter Kontrolle haben. Wenn wir glauben, dass wir so tun könnten, als könnten wir den großen Fluss des Lebens austricksen, wenn wir P...