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Worum geht's in dieser Folge?

Wir sind am Beginn der 6. Staffel, wo es ja um ganz grundsätzliches und ganz praktisches Personal Project Management geht. 
Und ich möchte diese zweite Folge der Königin aller Fragen widmen, nämlich der Frage „Warum?”  

Denn aus meiner Sicht sollte die Frage nach dem Warum am Anfang jedes Personal Projects stehen - und zwar noch bevor du das allererste To Do deines Personal Projects angehst. Oder anders gesagt: Das allererste To Do eines jeden deiner Personal Projects sollte eigentlich sein, dass du dir bewusst machst, WARUM du genau dieses Personal Project genau jetzt starten willst. 

Und warum ich das für so wichtig halte, das will ich dir in dieser Folge erklären. Genauer will ich dir darauf drei Antworten geben: 

1. Was Brian Little über Initiierung und Warum sagt

Also, fangen wir gleich an mit Brian Little. Brian Little, für alle, die ihn noch nicht kennen, ist ja derjenige, der diese ganze Personal Projects Theorie „erfunden” hat. In seinem Buch „Mein Ich, die anderen und wir” fasst er seine jahrzehntelange Forschung über Personal Projects sehr anschaulich zusammen. Martin Schmidt und ich haben auch eine Buchclub-Folge über das Buch aufgenommen, und im März 2018 habe ich Brian Little persönlich in Cambridge getroffen und mit ihm ein sehr hörenswertes Interview geführt. 

Jedenfalls, Brian Little sagt, dass es im Wesentlichen von drei Dimensionen abhängt, wie gut wir in unseren Personal Projects vorankommen: 

  1. Initiierung: Wer ist der Haupt-Initiator des Personal Projects? 
  2. Selbstwirksamkeit: Erwarte ich einen erfolgreichen Ausgang des Projekts? 
  3. Kontrolle: Wie viel Einfluss habe ich auf den Ausgang des Projekts? 

Okay, mit den Dimensionen Selbstwirksamkeit und Kontrolle beschäftigen wir uns in späteren Folgen dieser Staffel. Für heute bleiben wir mal bei der ersten Dimension, nämlich der Initiierung. 

Bei der Initiierung geht es also darum, wer die Idee für das Personal Projects gehabt hat, wer es sozusagen in die Welt gesetzt hat. Warst du das selbst, oder hat dir das Projekt jemand auf’s Auge gedrückt? 

Und du kannst dir wahrscheinlich vorstellen - und hast es sicher am eigenen Leib schon erfahren-, dass das einen Riesenunterschied macht. Weil warum? Die Motivation ist ganz anders bei Projekten, die wir uns selbst aussuchen. Die wir selbst ins Leben rufen. Die „unsere” sind. Dagegen tun sich die meisten von uns schwer mit Projekten, die wir nicht selbst gewählt haben. Und das hat Brian Little auch wissenschaftlich belegt: Selbst initiierte Projekte haben eine wesentlich höhere Erfolgsaussicht als fremd-initiierte - oder, und das ist wichtig - gefühlt fremd-initiierte, also „schicksalhafte” Projekte. 

Ein besonders heftiges, aber eindrückliches Bespiel dafür ist das Personal Project „Schwangerschaft und Kinder kriegen”: Selbst gewählt, kann das das tollste Projekt der Welt sein. Eine ungewollte Schwangerschaft kann sich hingegen wie die größte Katastrophe überhaupt anfühlen. In beiden Fällen handelt es sich um das gleiche Projekt, aber die Initiierung ist total konträr - und damit auch, und das ist jetzt der wichtige Punkt für diese Folge: Damit ist auch das WARUM dieses Projekts ganz konträr.  

Denn das Warum geht Hand in Hand mit der Initiierung. Oder, genauer gesagt: Unser Warum geht Hand in Hand mit dem, was wir glauben, dass dieses Projekt initiiert hat. Oder, anders ausgedrückt: Die Geschichte, die wir uns selbst erzählen darüber, wie wir zu einem bestimmten Personal Projects gekommen sind, die legt die Basis für unser Warum - und für die grundsätzliche Motivation, die sich durch das Projekt ziehen wird. Also das Warum ist so gesehen nicht viel was Anderes als die Geschichte, die wir uns selbst (und anderen) darüber erzählen, wie wir zu diesem Projekt gekommen sind. Und diese Geschichten glauben wir uns. Und diese Geschichten können wir, bei Bedarf, ändern. Jedenfalls, diese Geschichten sind machtvoll. Hör dir vielleicht bei Gelegenheit mal selbst zu, welche Geschichten du dir und anderen  z.B. über deine Herzensprojekte erzählst. In wie vielen Geschichten hast du das Projekt selbst initiiert, in wie vielen Geschichten nicht? 
Könnte spannend sein… 

Okay, das mal dazu, was Brian Little von der wissenschaftlichen Seite dazu sagt. Kommen wir nun zu Simon Sinek und seinem „Start with Why”. 

2. Simon Sinek: Frage immer zuerst: Warum?

Das Buch ist mittlerweile ein ziemlicher Klassiker, und ich kann mir vorstellen, dass es einige von meinen Hörerinnen und Hörern eh schon gelesen haben. Wenn noch nicht, kann ich das Lesen jedenfalls sehr empfehlen. Ist wirklich ein Buch, das einen neuen Blickwinkel eröffnet und mich persönlich sehr begeistert hat. Außerdem ist Simon Sinek ein guter Typ, von dem es auch sehr unterhaltsame Videos auf Youtube gibt. 

Jedenfalls, der Buchtitel verrät es eh schon, die Grundaussage des Buches ist: Die wichtigste Aufgabe bei allen deinen Projekten ist es, zuerst mal das Warum für dich zu klären. Das Warum ist die Basis für alles, was dann in der Folge noch entstehen soll. So weit, so logisch, aber Simon Sineks Befund ist folgender: In den allermeisten Projekten, egal ob beruflich oder privat, wird für die Frage des Warum viel zu wenig Zeit verwendet oder die Frage überhaupt nicht beantwortet. Das Warum ist während des ganzen Projekts nicht klar. Es gibt keine Projektvision, und das hat mitunter dramatische Folgen. 

Was passiert dann nämlich? Wenn das Warum nicht klar ist, dann ist auch das Wie und das Was des Projekts nicht klar. Wenn du nicht weißt, wieso du ein bestimmtes Projekt verfolgst, wie sollst du dann die richtigen Entscheidungen treffen? Wie sollst du dann wissen, was wichtig ist und was nicht? Wie sollst du wissen, was als nächstes zu tun ist? Und so weiter. 
Jetzt kann man natürlich sagen: Naja, Günter, also so schwer ist das jetzt aber wirklich nicht. Ich weiß bei meinen Projekten sehr wohl, warum ich die mache. - Und das glaube ich dir auch. Ich glaube dir, dass du das glaubst. Aber mal Hand auf’s Herz: Bist du dir wirklich hundert Prozent sicher, dass das Warum, das du glaubst, dass du hast, tatsächlich dein wirkliches Warum ist? Oder bist du sicher, dass das Warum, das du glaubst, dass du hast, stark genug ist, um dein Personal Projects durch eine Krise zu bringen? Wie sehr kannst du dich auf ein Warum verlassen? Wie gut könntest du dein Warum jemand anderem erklären? Wie gut könntest du dein Warum gegenüber anderen Menschen verteidigen? Wie sehr stehst du hinter deinem Warum, und wie sehr steht dein Warum hinter dir? 

Wenn du jetzt ins Zweifeln gekommen bist, dann liegt es vielleicht daran, dass du dir für dein Warum doch noch nicht genug Zeit genommen hast. Nämlich für dein WIRKLICHES Warum, nicht dein oberflächliches, das rasch zur Hand und bequem ist. 

Und das bringt mich auch schon zu meiner dritten Antwort, nämlich meinen eigenen Erfahrungen. 

3. Meine eigenen Erfahrungen mit dem WARUM

Ich erzähle dir mal, wie ich ein neues Personal Project aufsetze: Ich öffne Evernote, erstelle eine neue Notiz, gebe der Notiz einen Titel (das ist dann der Name...