Ich bin gestresst!
Vielleicht ist das einer, der meist ausgesprochenen Sätze. Der geht einfach so locker über die Lippen. Stellt Euch einfach mal vor, dass jemand zu Euch kommt und sagt „Oh, bei uns brennt’s“, würde aber weiter stehen bleiben, sich weiter unterhalten, so als ob nicht wirklich etwas passiert wäre. Das könnt Ihr euch nicht vorstellen? Ich auch nicht.
Ich glaube, das hat damit was zu tun, dass die meisten Menschen nicht wirklich wissen, was alles in ihrem Körper passiert ist, bevor der Satz über ihre Lippen kommt. Stress ist sozusagen die Spätfolge eines Brandes, wobei das lodern der Flamme immer weiter geht, bis der ganze Körper ausgebrannt ist. Was für ein Glück, dass wir eine gut funktionierende Feuerwehr haben. Innerhalb 15 Minuten ist sie da und löscht professionell das Feuer.
Burnout
Wie komme ich jetzt wieder zu Burnout.
Ich denke, dass ich erst einmal die Existenz von Burnout absichern muss. Denn gerade bei den Hardlinern in den Management-Ebenen geht das Gerücht um, dass Burnout eine Erfindung der Schwachen ist. Der weg gelassene Satz aber, ist bei diesem Satz aber der wichtigere, nämlich starke Männer, auch Frauen, bekommen keinen Burnout.
Mich wunder das nicht, denn in unserer Gesellschaft ist stark versus schwach sein immer noch eine Art Charackter-Spiegel. Deshalb darf es auch nicht weiter wundern, dass betroffene Menschen lange ihre Stressstörung inkognito halten und erst, wenn es gar nicht mehr geht, Hilfe in Anspruch nehmen. Dabei vermeiden sie selbst die Diagnose Burnout.
Ich finde es schon erstaunlich, dass Menschen freimütig äußern, dass sie Stress haben, dass es vielleicht für viele sogar cool ist, diesen Satz auszusprechen, aber, dass auch bei einem Stressbrand viel kaputt geht, das scheint die Mehrheit zu unterdrücken. Das kommt mir vor, wie ein kleines Kind, das einfach die Augen zu macht und fest glaubt, jetzt nicht mehr gesehen zu werden.
Um es ganz deutlich zu sagen: Stress macht Krank!
Auch ein bisschen Stress ist nicht gesund. Es ist nur ein wenig weniger schlecht als viel Stress.
Jetzt schaut Euch aber erstmal die Geschichte der jungen Frau an. Sie ist mit Sicherheit kein Einzelfall. Nicht erschrecken, Die Statistik nennt eine Zahl von 176.000 Burnout - Erkrankten für 2018. Wie wohl werden die Zahlen für 2020 aussehen? Mit Sicherheit werden sie höher sein.
Keine gute Nachricht für unser Land. Aber von uns gibt es gute Nachrichten. Dazu etwas später.
Positives Ende
So positiv kann und so soll auch eine Burnout - Erkrankung ausgehen. Das ist ein Teil der guten Nachrichten, die ich Euch versprochen habe. Obwohl die junge Führungsfrau zu den Spezies gehört, die die Pflicht zur Arbeit ganz vorne auf ihrem Bildschirm hat. Sie hat durch die Verzögerung eben etwas mehr Entstressungsarbeit gehabt. Zwischenzeitlich ist aber der Brand gelöscht und sie hat einen Feuermelder in ihrem Gehirn installiert, der ihr rechtzeitig, ähnlich diesem piepsig, nervigen Ton, bei Ihrem wirklichen Feuermelder meldet, dass die Batterie langsam leer wird.
Durch diese Antistressarbeit, ich sage nicht so gerne Psychotherapie, weil für viele das Wort schon wieder ein Alarmanzeichen ist, hat sie viel über sich erfahren.
Diese Arbeit wurde parallel begleitet durch Selbstwertarbeit. Sich selbst lieben und anerkennen können ist ein Pflichtteil. Mit dem Selbstwert haben viele Menschen ihre Probleme. Dann geht es an die Sprache. Es kommt so viel Schrott aus den Mündern vieler Menschen, das ist ein Stressauslöser nach dem Anderen. Das Kommunikationssystem-Training, für uns ist es das IAS-Training ist der Schwerpunkt bei der Entstressungsarbeit.
Es ist völlig klar, dass das für die Patientin auch der schwierigste Lernteil war. Wer sich zuerst Sprechfehler antrainiert, muss sich halt ein bisschen quälen, um sich die Fehler wieder abzutrainieren.
Unsere Kommunikation ist ein hochautomatisierter Ablauf und Automatismen sind sehr hartnäckige Gesellen. Hier gilt ganz bestimmt nicht der Satz „was Du erlernt von Deinen Vätern…“, Ihr kennt den Schluss. Nein, behaltet es bitte nicht. Schaut genau auf Euren Mund, was da heraus kommt, und beobachtet auch die Münder Eurer Mitmenschen.
Fazit
Burnout kommt nicht über Nacht. Diese Störung hat sozusagen auch eine Inkubationszeit, wie wir sie zum Beispiel bei Infektionskrankheiten kennen. Aber Burnout ist keine Infektionskrankheit. Burnout ist ein Stressbrand, der ganz langsam zu lodern anfängt und, was soll er auch anders machen, kontinuierlich zunimmt, bis er den ganzen Körper ausgebrannt hat. Dann geht halt gar nichts mehr.
So ganz nebenbei, es zeigt sich immer wieder, dass die wirklich voll ausgebrannten Patienten am längsten warten, bis sie sich notgedrungen behandeln lassen. Selbst dann noch kommt die Pflichtstimme nicht zum schweigen. Schlechtes Gewissen macht sich breit und das ist ein erneuter Stressauslöser. Das Teufelskarusell, es dreht sich weiter. Es sind die Männer und Frauen, die sich niemals erlauben schwach zu sein. Die schwach sein als Schwäche sehen.
Wie toll wäre es, wenn das Frühwarnsystem in unserem Körper, dass uns die Natur installiert hat, nicht über das Intelligente Gehirn ausgeschaltet wird. Dann wäre der Weg zu Entstressungsfachleuten viel viel früher.
Also, am günstigsten ist es sofort bei den ersten kleinen Feuerfunken, wie Verkrampfungen, schlechte Laune, Gereiztheit und ganz wichtig bei Schlafstörungen an Burnout denken. Sofort den Feuermelder ausschalten und anfangen die Batterie wieder zu füllen.
Eine gute Möglichkeit ist die 1-2-3 Regel.
1. Ärgere Dich, wenn überhaupt nur, ganz kurz, denn Ärger ist ein richtiger Stresser. Mund auf machen, mitteilen, was Dich ärgert und nachfragen, was Sache ist.
2. Mindestens zehn mal am Tag einfach lächeln. Das Gehirn meldet dann, es ist alles in Ordnung. Wer lächelt hat keine Schwierigkeiten.
3. Mindestens fünf mal am Tag jemanden loben, ehrlich natürlich. Und zehn mal am Tag sich selbst loben, für Dinge, die Ihr einfach gut gemacht habt.
Das ist eine gute Prophylaxe gegen Burnout.
In der nächsten Folge werdet Ihr mich als Autorin kennen lernen. Ich lese Euch ein paar Seiten aus meinem Buch „Was bitteschön ist Burnout“ vor. Es geht um die Kunst ein stressfreies Leben zu führen.
Denkt immer daran, Stressfrei zu leben ist möglich.
In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Freude bei Eurer in Zukunft stressfreien Zeit.