"Frauen mit Kopftuch haben sich ihre Position in der Gesellschaft erkämpft", sagt Yasemin Karakaşoğlu. Sie war im Jahr 2003 die erste und einzige Gutachterin vor dem Bundesverfassungsgericht, die empirisch zu den Gründen für das Kopftuchtragen geforscht hatte. Solange Frauen in wenig qualifizierten Positionen arbeiteten, störte sich kaum jemand an ihren Kopftüchern. Doch Lehrerinnen mit Kopftuch? Das wurde in den 1990erJahren zum Politikum. Entsprechende Verbots-Gesetze der Länder wurden am Ende von Gerichten weitgehend aufgehoben. Karakaşoğlus Forschungserkenntnis: "Die Kopftuchträgerinnen verstehen sich als ein Teil der Vielfalt in Deutschland. Und so wie die Kinder vielfältig sind, sollten Lehrerinnen auch vielfältig sein. Und bieten damit einen Einblick, was alles möglich ist in der Verschiedenheit und in der Vielheit von Orientierungen und Vorstellungen." Einen ausgeprägten Missionsgedanken konnte Karakaşoğlu bei ihren Untersuchungen nicht feststellen. Erst dann könnte ein Verbot wegen "Störung des Schulfriedens" erlassen werden. Wenn religiöse Symbole verboten werden, dann muss es heute allerdings für alle gelten. Auch für Kreuze und die Kippa. Arbeitgeber müssen nachweisen, dass Kopftuchtragen im Einzelfall zu wirtschaftlichen Einbußen führt. "Heute können Frauen mit Kopftuch selbstbewusst in Positionen hineingehen." Allerdings beschreibt Karakaşoğlu auch die heftigen Auseinandersetzungen in der feministischen Szene um die Kopftuchfrage und spricht über die Argumente von Befürwortern eines Kopftuchverbotes.