In der aktuellen Folge des Legal Tech Verzeichnis Podcast führt LTV Herausgeber Patrick Prior ein Interview mit dem Patentanwalt und Unternehmer Johannes Ernicke. Folgende Punkte wurden dabei besprochen:
1. Effizienzfalle im Anwaltsmarkt
KI macht viele Standardleistungen (z.B. Markenanmeldungen) effizienter, aber wenn Kanzleien nur „schneller und billiger“ werden, geraten sie in Preisdruck – Mandanten erwarten dann niedrigere Fixpreise, Margen schrumpfen.
2. Neue Geschäftsmodelle rund um Marken & Patente
Statt nur die formale Anmeldung abzuwickeln, sollten Kanzleien vorgelagerte und nachgelagerte Leistungen anbieten (KI-gestützte Selbstchecks, erste Einschätzungen, Recherchen, Strukturierung von Waren- / Dienstleistungsverzeichnissen), also ganze Pakete statt einzelner Akte.
3. Patentüberwachung als Wachstumsfeld
Unternehmen müssen nicht nur eigene Erfindungen schützen, sondern auch fremde Patente überwachen (Freedom-to-Operate). Durch Massenzunahme von Patenten (v.a. Großkonzerne, China) ist manuell kaum noch zu bewältigen – genau hier entsteht neuer Beratungs- und Servicebedarf.
4. KI als kuratierte Experten-KI statt „einfach ChatGPT“
Vorteil der Freiberufler (Patentanwälte, Rechtsanwälte etc.) liegt darin, KI-Systeme fachlich zu „kontextengineeren“ (zuverlässige Recherchen, sinnvolle Fragen, Human-in-the-Loop) und dem Mandanten vertrauenswürdige, gefilterte Ergebnisse zu liefern statt bloßer Roh-KI-Ausgabe.
5. Wettbewerb Inhouse vs. externe Kanzlei in der KI-Zukunft
Sowohl interne Patent-/Rechtsabteilungen als auch externe Kanzleien werden durch KI leistungsfähiger. Wer gewinnt, ist derjenige, der näher an den tatsächlichen Geschäftsproblemen ist und mit KI skalierbare, hochwertige Services bietet – nicht zwingend der Billigste, sondern der bessere Dienstleister.