Wir kennen Büchners „Lenz“ ja schon aus der letzten Folge. Und wissen: Lenz allein, ob „zu Haus“ oder „im Gebirg“, ohne Oberlin oder andere Begleitung? Das kann nicht gutgehen. Und wirklich hört er Stimmen in den Bergen, als er dort allein ist, und ihm ist, „als läge er an einem unendlichen Meer, das leise auf- und abwogte“. Es geht also weiter mit den psychotischen Zuständen. Lenz fürchtet sich vor sich selbst, wenn er alleine ist. Er „wühlt“ dann in sich. Gesellschaft scheint ihm gutzutun. Doch ist die fromme Familie Oberlin die richtige für ihn? Dieses ganze Beten und Singen, das Reden vom Herrn und von Jesus, diese ganzen „religiösen Quälereien“ – führen die ihn nicht wieder ganz nah heran an sein tiefes Leiden?
Dieses Werk, voller starker, eindrücklicher, oft gewagter Metaphern, offenbart nicht nur das, was man einmal Wahnsinn nannte. Nein, es ist aus formal-ästhetischer Sicht ein literarisches Werk erster Güte. Georg Büchner verwendet für die Darstellung von Lenz’ Wahrnehmungen eine Innenperspektive, die radikal das subjektive Erleben widerspiegelt. Es ist dies eine Form des modernen Erzählens, die Franz Kafka viele Jahre später perfektionieren sollte. Sie lenkt den Leser/die Hörerin so stark, dass man/frau sich eine Zeit lang hineinziehen lässt, und dann gleitet man in diese innere Welt, die hier immer wieder in den Kontakt mit der äußeren tritt und den Abgleich mit ihr sucht. Das gelingt Lenz im Übrigen nur kurz, von Dauer ist das nicht. – Auch der zweite Teil von Büchners Erzählung wird von Ulrich Bärenfänger gelesen. Mit gebührender Zurückhaltung.