Er war einer der ersten großen Stars des Hamburger Sport-Vereins und gilt heute zugleich als eine der dunkelsten Figuren der Clubgeschichte: Otto, genannt Tull Harder. Mit seinen Toren schoss der wuchtige Mittelstürmer den HSV zu den deutschen Meisterschaften 1923 und 1928. 387 Pflichtspieltreffer bedeuten noch immer Platz zwei in der internen Torjägerliste hinter Uwe Seeler. Kein Wunder, dass der Hamburger Anzeiger Harder am 19. September 1925 – ganz ungewöhnlich damals noch für einen Fußballspieler – ein Porträt widmete, das ihn abseits des Platzes als leutseligen, humorigen Typen zeigt.
Gänzlich andere Seiten offenbarte Harder nach dem Ende seiner Sportlerkarriere. Bereits 1932 wurde er Mitglied der NSDAP, später der SS und der Waffen-SS. Ab 1939 war er als Wachmann im KZ Sachsenhausen tätig, ab 1940 im KZ Neuengamme, zunächst wieder als Wachmann, später in der Lagerverwaltung. 1944 wurde er Kommandant des KZ-Außenlagers Hannover-Ahlem. Auch nach 1945 distanzierte er sich nicht vom Nationalsozialismus. Ein britisches Militärgericht verurteilte ihn 1947 als Kriegsverbrecher zu 15 Jahren Zuchthaus, von denen er viereinhalb verbüßen musste.
Es liest Rosa Leu.