Frisch aus der Sommerpause zurück, freuen wir uns mit Folge sechs der zweiten Staffel wieder ein sehr starkes und für Rasha bedeutsames Fempire-Gespräch präsentieren zu können. Zusammen mit der wunderbaren Schriftstellerin Heike Geißler widmet sich Rasha dem Werk der palästinensischen Autorin Adania Shibli, die beide sehr schätzen.
Die Schriftstellerin, Übersetzerin und Herausgeberin Heike Geißler wurde 1977 in Riesa geboren. Ihr literarisches Schaffen umfasst verschiedenste Textformen, darunter Romane, Essays, Theaterstücke und Hörspiele, für die sie mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet wurde. Von ihr sind mit „Verzweiflungen“ und „Arbeiten“ dieses Jahr gleich zwei tolle essayistische Bücher erschienen, in denen sie über die Verwertungslogiken im Kapitalismus, Menschenfeindlichkeit und, wie der Titel schon verrät, über das Verzweifeln schreibt. Da es gerade an Anlässen zum Verzweifeln nicht mangelt, konnte Heikes kluge literarische Bearbeitung dieses Gefühls zu keinem passenderen Moment erscheinen.
Ein Grund zum Verzweifeln ist auch der Umgang des deutschen Literaturbetriebs mit der 1974 geborenen palästinensischen Autorin Adania Shibli. Ihr 2022 erstmals auf Deutsch erschienener Roman „Eine Nebensache“ (2017 auf Arabisch erschienen) wurde vor allem durch die Absage von Shiblis Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2023 bekannt. Ohne um eine Besprechung dieses Vorfalls herumzukommen, lenken Rasha und Heike in ihrem Gespräch jedoch die Aufmerksamkeit zurück zum Wesentlichen: dem literarischen Werk Shiblis. Neben journalistischen Beiträgen, Essays, Kurzgeschichten und Theaterstücken sind von ihr bisher drei schmale Romane erschienen. Vor dem bereits erwähnten Roman „Eine Nebensache“ erschienen die zwei noch nicht in deutscher Übersetzung erschienenen Bücher „Touch“ (2010, im arabischen Original 2001 veröffentlicht) und „We Are All Equally Far from Love“ (2012, im arabischen Original 2004 veröffentlicht).
Anhand dieser Romane sowie eines in der Berlin Review erschienenen Essays von Shibli, befassen sich Heike und Rasha mit der zurückgenommenen, spartanischen Sprache der palästinensischen Autorin, die es dennoch schafft, Weichheit und Zärtlichkeit zu transportieren, sowie der Namens- und Gesichtslosigkeit ihrer Figuren. Außerdem sprechen sie über den Stand der arabischen Sprache im deutschen Literaturbetrieb, sich selbst entlarvende Literaturkritik und die Sehnsucht nach einem guten Ende.