julie tippetts hiess früher julie driscoll und hing als poster an meiner wand: ein ziel selbstloser minne mehr als ein objekt schweifender jungmannträume. elfenfragil, nicht begrifflich, unbegreifbar.
aus diesen seifen(pop)blasen hat sie sich 1969 in die freie improvisation verabschiedet. dort stellte sie sich ungeschützt und mit immer weniger verstärkung dem reinen klang ihrer stimme. erst später in verschiedenen offenen besetzungen gab sie noch die farben von unkonventionell behandelten flöten und gitarren hinzu. mit ihrem mann keith tippett, der sein end-s der leichteren sprechbarkeit des "keith tippett(s) sextett" geopfert hatte, enwickelte sie die free jazz-version der radikalen paar-beziehung, die fast gleichzeitig und populärer bei yoko ono und john lennon, und später und todessehnsüchtiger bei sid und nancy zu beobachten war. die liebe im free jazz allerdings war netter und kaum je von voyeuristischen dummköpfen getrieben.
julie tippetts hat ein bis dato kaum mehr überschaubares konvolut an veröffentlichungen angehäuft; vieles ist nur schwer oder gar nicht mehr erreichbar auf winzigen oder verschollenen labels erschienen. inzwischen hat sie mit keith tippett und paul dunmall die produktion und den vertrieb ihrer musik selbst übernommen. auf mind your own music sind viele schöne platten direkt zu kaufen: mach das.
wir hören ein kurzes stück aus der cd "shadow puppeteer" von 1999; julie tippetts spielt daumenklavier.
|>> julie tippetts - reflection
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