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Bestandsaufnahme I: Der Zeitgeist und das Duckmäusertum Das Wissen um die Befindlichkeiten von Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ist für die digitale Markenführung von grundlegender Bedeutung, weil ohne die Kenntnis des Befunds eine gute und richtige Positionierung des Markenkonstrukts im jeweiligen Umfeld nicht gelingen kann. Wie also ticken die Zielgruppen? Was bewegt sie? Was wollen sie? Wollen sie überhaupt etwas? Und falls ja: Welche Einflussgrößen sind für ihr Wollen maßgeblich? Ein fundiertes Wissen hierüber ist umso nützlicher, wenn die Markenführung eines Unternehmens auf Präambeln beruht, die den Erfordernissen der Zeit mit verantwortungsethischen Ansprüchen gerecht werden will. Der Zeitgeist jeder Epoche hat zwei Gesichter. 1. ein gesellschaftliches und 2. ein individuelles. Der Mensch als kommunikatives Individuum ist nämlich ohne die Gesellschaft, beginnend mit der Familie und den ersten prägenden Primärbeziehungen, nicht vorstellbar. Ohne sie kann er nicht sprechen, nicht denken, nicht Mensch sein. In den beiden folgenden Kapiteln möchte ich deshalb die zwei Seiten des Zeitgeists betrachten: Zunächst seine gesellschaftlichen Folgen und dann seine individuellen Ursachen – wobei immer die Tatsache mitgedacht werden muss, dass der Mensch beides ist: Fühlendes und denkendes Individuum und sich mitteilen wollendes, ja mitteilen müssendes Gesellschaftswesen. Komische Zeiten In unzähligen Feuilletons, Artikeln, Aufsätzen und Essays ist nachzulesen, dass wir in einer Zeit stromlinienförmigen Duckmäusertums leben. Eine Zeit des Unechten und der Nicht-Authentizität. Dabei ist der Druck auf das Individuum, etwas Besonderes zu sein, etwas darzustellen, vermutlich größer denn je. Besonders kann aber nur sein, wer den Mut hat, sich zu differenzieren. Warum haben aber so wenige diesen Mut? Warum kommt aus dem Bemühen, besonders zu sein, so ernüchternd oft das Gegenteil heraus? Der Magdeburger Unternehmer Bernd Liske konstatiert, dass sich „Egoismus, Ignoranz und Duckmäusertum in unserer Gesellschaft ausbreiten und wie der saure Regen wirken, der zunehmend jedes Grün verdorren lässt.“ Und weiter: „Statt dass starke Menschen schwache Menschen stark machen, machen schwache Menschen starke Menschen schwach.“ Der Mann hat so verdammt recht! Uns sind tatsächlich die Helden abhandengekommen. Immer weniger wollen riskieren, selbstdefinierte Ziele zu verfolgen und eigene Wege zu gehen. Immer weniger haben Mut. Lieber passt man sich dem Mainstream an und täuscht Individualität lediglich vor. Heraus kommt eine Gemeinschaft von Als-Ob-Persönlichkeiten, die Gesellschaft erliegt der kollektiven Paralyse. Das ist kein bisschen mehr komisch. Wenn sich keiner mehr traut, etwas Eigenes zu probieren, sich vom Mainstream abweichende Standpunkte zu erarbeiten und diese offen und authentis
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