Ein „Has-been“ ist jemand, der mal berühmt war. Die Vergangenheitsform impliziert,
dass das nicht mehr so ist. Um sich diese Selbstbezeichnung zu geben, braucht es nicht
nur eine große Portion Selbstironie, sondern auch eine zeitliche und emotionale Distanz zu dem, was gewesen ist. Malte Huck veröffentlichte im Februar diesen Jahres unter dem Namen BEACHPEOPLE mit „has-been“ sein erstes Album als Solokünstler und ist zugleich mein Gast in dieser Folge.
Fünf Jahre ist sein Ausstieg als Bassist bei AnnenMayKantereit her – nicht
viel Zeit, gemessen an einem Menschenleben. Aber genug, um einen Neuanfang zu
machen. Dass es den brauchte, wurde Malte etwa ein Jahr zuvor auf einer Reise durch die USA und Mexiko klar. Die EP »I’ll be gone for a little while« von 2022 war das erste
Lebenszeichen als BEACHPEOPLE und stilistischer Vorbote auf das Album, für das die
Arbeit Ende 2023 in Österreich am Wolfgangsee begann und das nun dieses Jahr im Februar erschienen ist. Auf knapp 36 Minuten Spiellänge ist „has-been“ ein sehr persönliches Archiv der bisherigen Lebensstationen und auch damit verbundenen Abschieden geworden – den von der Band, die ihn auf die größten Bühnen des Landes gebracht hat. Den von seinem Freund Julian alias Lord Folter, der 2023 starb und dem 7 Sekunden Stille gewidmet sind. Den von alten Selbstentwürfen, alten Abhängigkeiten, alten Ideen davon, wie das Leben hätte aussehen sollen oder müssen.
Erst vor ein paar Wochen hat Malte die letzten Konzerte seiner Has-been-Tour gespielt. In den sozialen Netzwerken hat er angekündigt: „Diese Tour wird die letzte Gelegenheit sein, unser Album in Gänze und Originalreihenfolge hören zu können. Ich werde danach für geraume Zeit erstmal nicht live spielen – und wenn’s dann wieder losgeht, steht bestimmt ein neues Kapitel an.“
Kurz vor dieser Tour haben wir uns noch einmal getroffen, um über Has-been zu sprechen. Fast drei Stunden saßen wir in der Abenddämmerung in seiner Küche – und ich hatte viele Fragen: Über Maltes Weg zur Musik, seine Zeit bei AnnenMayKantereit, die Schattenseiten des Erfolgs, seinen Ausstieg aus der Band und die Herausforderungen, denen er jetzt als Indie-Artist gegenüber steht. Wie ist es, wenn man als Bassist plötzlich zum Leadsänger wird? Wie hat die Trauer um viel zu früh verstorbenen Freund sein Album beeinflusst?
Maltes Offenheit hat mich wirklich beeindruckt und bewegt. Viele seiner Gedanken über Musik, Kunst und das Leben finde ich so wertvoll, dass ich unser Gespräch nur minimal gekürzt habe. Ich hoffe, ihr könnt aus dieser Folge genauso viel mitnehmen wie ich. Viel Freude beim Hören.