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Der Wert der Prophetie
Fallbeispiel Timotheus

Timotheus war ein geistlicher Sohn des Apostel Paulus, der ihn auf einer seiner Reisen durch die heutige Türkei kennengelernt und für den Dienst am Evangelium „angeheuert“ hatte. Was wenige wissen, ist, dass Timotheus später lange Zeit der erste Bischof der Gemeinde in Ephesus war und von Paulus als Apostel angesehen wurde. Aus den Briefen des Paulus geht weiterhin hervor, dass Timotheus wohl eher ängstlich war und auch nicht der gesündeste. Seine Herkunft als Sohn einer jüdischen Mutter und einem griechischen Vater war sicherlich auch nicht immer hilfreich und eher kompliziert, besonders nachdem er sich zum Christentum bekehrt hatte. Für Paulus wurde er, trotz seiner Schwächen, zu einem seiner wichtigsten und treusten Mitarbeiter zudem er offensichtlich ei-ne tiefe persönliche Beziehung hatte.

In den beiden des Paulus an seinen geistliche Ziehsohn wird der Wert der prophetischen Rede drei-mal erwähnt. Alle drei Stellen beziehen sich auf ein Ereignis, bei welchen offensichtlich für Timo-theus unter Auflegung der Hände des Apostels Paulus und einer Ältestenschaft gebetet und geweis-sagt. Es handelte sich wahrscheinlich um die offizielle Einsetzung des Timotheus in den Dienst der Gemeinde, höchstwahrscheinlich Ephesus. Dort beauftragte Paulus ihn mit der Leitung der Gemein-de, aber darüber hinaus auch mit der schwierigen Aufgabe, den neuen Widerständen gegen das Evangelium aus jüdischer Theologie und griechischer Philosophie zu widerstehen. Es ist doch manchmal erstaunlich, welche Menschen der HERR für seinen Dienst auswählt. Menschlich gese-hen war ein junger, ängstlicher und etwas kränklicher Mann kein Kandidat für solche Leitungsauf-gaben, aber was interessiert Gott die menschliche Bewertung (?).

Das prophetische Wort hatte im Leben diesen jungen Mannes eine zentrale Aufgabe …

1.

1. Timotheus 1,18-19:
„So sieht also der Auftrag aus, den ich dir anvertraue, Timotheus, mein lieber Sohn; er stimmt mit den prophetischen Aussagen überein, die seinerzeit über dich gemacht wurden. Gestärkt durch diese Zusagen, sollst du den guten Kampf kämpfen, indem du am Glauben festhältst und dir ein reines Gewissen bewahrst.“

Die Elberfelder übersetzt das griechische hier genauer mit: „damit du durch sie den guten Kampf kämpfst“. Die prophetische Rede, die Timotheus erhalten hatte, sollte ihn also stärken und befähi-gen, den guten Kampf zu kämpfen. Die Sprache ist hier aus gutem Grund sehr militärisch und be-nutzt die griechischen Wörter von denen wir unser Wort Strategie ableiten. Leider haben heute viele Christen vergessen, dass wir uns in einem „Krieg“ befinden. Um aber in einem Krieg wirklich standhaft zu sein, brauchen wir tiefe innere Überzeugungen und eine klare Vision. Letztere können nicht aus einem theoretischen Wissen erlangt werden. Sie brauchen ein unmissverständliches Reden Gottes, wie sie in einer wahren Weissagung (Prophetie) geschieht. Die Kraft, die wir brauchen, um unseren persönlichen Kampf gut zu führen, am Glauben festzuhalten und mit reinem Gewissen zu leben, kommt aus einem solchen prophetischen Wort.
Unser Leben als Gläubige an Jesus kann von Schwächen jeder Art begleitet sein - körperliche, see-lische und einfach die Überforderung der großen Aufgabe und Verantwortung, die wir haben. In uns selbst werden wir die notwendige Kraft nicht finden und deswegen brauchen wir prophetische Rede so dringend, weil diese uns eben zeigt, wir man seine Gesamtsituation aus Gottes Sicht bewerten sollte. Das prophetische Wort hilft uns, Hoffnung zu haben, wo es menschlich gesehen keine gibt, uns unserer Berufung hinzugeben, selbst wenn man keine Frucht sieht und die Vision zu haben, dass alles einen Sinn hat, obwohl wir wie im Nebel unterwegs sind.

2.

1. Timotheus 4,14:
„Lass die Gabe nicht ungenutzt, die dir durch Gottes Gnade geschenkt worden ist. Du hast sie ja aufgrund eines prophetischen Wortes und unter Handauflegung der Ältestenschaft bekommen.“

Offensichtlich hat Timotheus bei dieser Gelegenheit eine Gnadengabe (Gr. charisma) empfangen. Welche diese genau war, verschweigt das NT. Vom Wort charisma und seiner Anwendung im NT ausgehend kann man aber sagen, dass es sich um eine der Gabe gehandelt haben muss, die in Römer 12,3-8 und 1. Korinther 12,7-10 erwähnt werden:

„Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben nach der uns verliehenen Gnade, [so laßt sie uns gebrauchen]: es sei Weissagung, nach dem Maß des Glaubens; es sei Dienst, im Dienen; es sei, der lehrt, in der Lehre: es sei, der ermahnt, in der Ermahnung; der mitteilt, in Einfalt; der vorsteht, mit Fleiß; der Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit.“

„Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in dem einen Geist, einem anderen aber [Wunder-]Kräfte, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber [verschiedene] Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen.“

Die prophetische Rede hat also in Verbindung mit der Handauflegung das Potential, übernatürliche Gnadengaben in den Gläubigen freizusetzen, damit sie durch diese dem Leib Christi effektiver die-nen. Es bleibt zu bemerken, dass es sich bei Timotheus offensichtlich um ein von seinen Leitern ge-plantes Ereignis gehandelt haben muss. Dies bedeutet, dass man nicht auf ein souveränes Handeln Gottes warten muss, damit sich solche Dinge ereignen.

3.

2. Timotheus 1,6 (elb):
„Um dieser Ursache willen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist.“

Obwohl das Wort Prophetie hier nicht erwähnt wird, bezieht sich auch dieser Vers auf das Ereignis, von dem wir bereits gesprochen haben. Im Römer 11,29 lesen wir: „und wenn Gott in seiner Gnade Gaben gibt oder jemand beruft, macht er das nicht rückgängig.“ Auch wird das Wort Charisma ver-wendet. Wenn Gott einem seiner Kinder übernatürliche Gaben gibt, dann nimmt er sie nicht wieder weg. Sie sind in uns und können zu jeder Zeit aktiviert werden und gerade hier ist ein Knackpunkt. Der Einsatz der uns gegebenen Gaben ist von unserer Entscheidung abhängig. Es ist unsere Verant-wortung, die Gaben wie ein geschenktes Kapital zu investieren. Gott erwartet dies von uns, wie
einige der Gleichnisse Jesu es sehr deutlich machen.

Gnadengaben sind wie ein Feuer, welches man so betreuen sollte, dass die Flamme nicht ausgeht. Der Normalzustand eines Christen sollte, gemäß Paulus wie folgt sein: „brennend im Geist“ (Römer 12,11 elb). Das Gefahr besteht, wie unser Vers zeigt, dass das Feuer ausgeht und die Leidenschaft verschwindet.

Auch hier hilft die prophetische Rede, bzw. das Erinnern oder Erinnert-Werden durch Geschwister, die sie nicht vergessen haben. (Aus diesem Grund plädiere ich dafür, Prophetie immer in einem öf-fentlichen Rahmen zu praktizieren.)

Das Leben und Lebenswerk des Timotheus ist also ein Vorbild für den unsagbaren großen Wert von prophetischen Reden in der Gemeinde. Wer Prophetie verhindert und behindert versündigt sich, denn der Ratschlag Gottes ist eindeutig:

„Das soll also euer Ziel sein: ein Leben, das von der Liebe bestimmt wird. Bemüht euch aber auch um die Fähigkeiten, die uns durch Gottes Geist gegeben werden, und wenn ich das sage, denke ich vor allem an die Gabe des prophetischen Redens“ (1. Korinther 14,1).

© 2022 Hans-Claus Ewen

Alle Bibelstellen, bis auf die besonders gekennzeichneten, sind er Neuen Genfer Übersetzung entnommen.
elb - Elberfelder Übersetzung