Vor 50 Jahren erschien das mehrfach Grammy ausgezeichnete Album "Innervisions" von Stevie Wonder, das auch seine persönliche Entwicklung widerspiegelt. Ein Meisterwerk seines kreativen Schaffens — er hat jedes Instrument selbst eingespielt
Wonder war bis dahin vor allem bekannt für romantische Balladen, entwickelte sich nun zu einem reiferen, bewussten und anerkannten Künstler. Ein Meilenstein der Musikgeschichte, von dem man sagt, dass es großen Einfluss ausgeübt hat auf die Entwicklung des Soul und der Black Music, voller politischer und auch sehr sensibler spiritueller Strahlkraft.
Das künstlerische Schaffen des "Wunderkindes"
Stevie Wonder, mit bürgerlichem Namen Stevland Hardaway Judkins Morris, ist zum Zeitpunkt des Erscheinens von "Innervisions" wahnsinnig jung — Anfang 20 — und er hat bis zu diesem Album schon 15 Studio-Alben rausgebracht – das ist kaum zu glauben! Sein erstes Album bringt er schon mit zwölf Jahren heraus. Er wird als Wunderkind bezeichnet, "Little Stevie Wonder" genannt. Mit 18 Jahren hatte er bereits die erste Best-of-Platte.
Damals ist er bei "Motown" unter Vertrag, unter dem Sublabel "Tamla", was ihm ungewöhnlich viele künstlerische Freiheiten einräumte — ganz im Gegensatz zu anderen Künstlern. Daher war es ihm möglich alle Instrumente auf "Innervisions" selbst einzuspielen.
"Man hört ihm das ganze Herzblut an, dass er jedes Instrument einzeln einspielt. Die Arbeit, die dahinter gesteckt hat, die wir uns überhaupt nicht vorstellen können. (…) Es macht einfach Spaß zuzuhören." - Adrian Beric
Er war mit seinen 23 Jahren bereits ein weltweiter Superstar, hatte Erfolg mit seinen Alben und gewann vielmals den Grammy für das Album des Jahres. Er wurde immer erwachsener, seine Themen wurden poltischer. Wonder sprudelte nur so vor Kreativität, als er in den New Yorker Record Plant Studios an seinem 16. Studioalbum "Innervisions" arbeitete.
"Wie kann ein Mensch, der nie gesehen hat, in seinen "Innervisions" doch so grandiose oder so gute Bilder sehen?" - Bernd Rosinus
TONTO — The Original New Timbral Orchestra
TONTO ist 1973 der erste und schon rein von den Ausmaßen her der größte Synthesizer der Welt. Er wurde von Malcolm Cecil und Bob Margouleff 1968 in New York gebaut. Es ist das wohl innovativste Instrument auf "Innervisions", Wonder benutzt diesen TONTO oft, aber dezent auf mehreren Alben. Vor allem für die Eröffnung einer seiner berühmtesten Songs des Albums "Talking Book" "Superstition" ist er bekannt.
Die beiden sind unter anderem auch als Produzenten an dem Album beteiligt, sie unterstützen ihn mit dem TONTO. Es gibt Archivaufnahmen, auf denen die beiden hinter Stevie Wonder sitzen und aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Es ist die Art und Weise wie er ihr Gerät bedient — und das auch noch blind — beeindruckend. Einige Jahre später haben sie nach einem Streit die gemeinsame Arbeit beendet.
"Wir waren wie Meteoriten, die sich einmal getroffen haben, dann groß gestrahlt haben und dann wieder auseinander mussten." - Malcolm Cecil
"Higher Ground"
Wie Stevie Wonder selbst angibt, hat er den Song "Higher Ground" innerhalb eines einzigen Tages komplett komponiert, getextet und produziert.
YouTube-Video von Stevie Wonder - Topic: "Higher Ground"
Drei Tage nach der Veröffentlichung von "Innervisions", am 6. August 1973, erleidet Stevie Wonder einen schweren Autounfall. Während er tagelang im Koma lag soll ihm der Legende nach sein damaliger Roadmanager "Higher Ground" ins Ohr gesungen haben… Was das für Stevie Wonders zukünftiges Leben bedeutete? Darüber sprechen wir unter anderem im Podcast.
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Über diese Songs vom Album "Innervisions" wird im Podcast gesprochen
11:26 Mins — "Too High"
02:10 Mins — "Higher Ground"
02:35 Mins — "Living for the City"
21:51 Mins — "Living for the City"
36:12 Mins — "Higher Ground"
46:46 Mins — "Don’t You Worry 'Bout a Thing"
50:56 Mins — "Don’t You Worry 'Bout a Thing"
55:10 Mins — "Mister Known It All"
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Über diese Songs wird außerdem im Podcast gesprochen
32:38 Mins – "Black Steel in the Hour of Chaos" von Public Enemy
42:04 Mins – "Higher Ground" von den Red Hot Chilli Peppers
52:14 Mins – "Don’t You Worry 'Bout a Thing" von Incognito
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Shownotes:
Der TONTO Synthesizer
https://www.youtube.com/watch?v=J2G1C0eOS5s
https://www.youtube.com/watch?v=flaystdObkQ
Stevie Wonder bei Facebook
https://www.facebook.com/StevieWonder
Lady Gaga mit ihrem Stevie Wonder Tribute beim Grammy 2015
https://www.youtube.com/watch?v=KuBnwiBCLCo
Stevie Wonder live zu Gast im Musikladen 1974
https://www.youtube.com/watch?v=7_RgaYueeh4
Stevie Wonders YouTube Kanal
https://www.youtube.com/channel/UCGD7CfG3JgZF52QpIRivV1Q
Innervisions bei Allmusic
https://www.allmusic.com/album/innervisions-mw0000192406
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