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Brockmann & Ecke
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Ein Filmarchiv
Ein Hongkong-Bluray Roundup
Es ist schwer, uns beide gleichzeitig an die Micros zu bekommen, die Zeiten sind stressig. Aber Knut hat nun Urlaub gehabt und deshalb das Ecke’sche Korrektiv umgangen, um frei über den Push an Releases von Hongkong-Filmklassikern zu sprechen. So alleine ohne die Stütze des Gegenübers sind Verhaspeleien, nicht ganz genaue Filmtitel und mäandernde Satzkonstruktion nicht ganz auszuschließen… Daten & Verfügbarkeit Ma Yong Zhen (eng.: The Boxer from Shantung; de.: Der Boxer von Shantung), HK 1972, Regie: Chang ChehCan que (eng.: Crippled Avengers; de.: Vier gnadenlose Rächer), HK 1978, Regie: Chang Cheh
2022-04-25
58 min
Ein Filmarchiv
Die Spielregel (La Règle Du Jeu), 1939
Jean Renoir folgt der Form der Mise en Scène schon lange, bevor sie einen Namen hat, und baut einen radikalen Realismuseffekt auf, natürlich auf Kosten der Möglichkeiten der Kamera in diesen noch recht frühen Tagen des Tonfilms. Wir folgen der Pariser Elite aufs Land: den reichen Adeligen, der Dienerschaft, dem etablierten Bürgertum, aber auch Zugezogenen und den Helden der Moderne, die leider die Spielregeln der oberen Schicht nicht kennen. So entsteht ein Film, der zwischen Genres changiert, vom Lustspiel in die Tragödie, die den baldigen Zweiten Weltkrieg vorausahnt. Der Film erlaubt uns einen fast fr...
2020-08-30
58 min
Ein Filmarchiv
12 Uhr nachts - Midnight Express (Midnight Express), 1978
Nach der British New Wave, die basierend auf dem Dokumentar-Gestus der Generation Ken Loach möglichst viel Realismuseffekt setzen will, folgt auch in England die radikale Gegenwehr der Nachfolgegeneration. Da es außerhalb des TV kaum Möglichkeiten gibt, das Filmen zu lernen, setzen sich nun junge Regisseure aus der Welt des Werbefilms durch: die beiden Scott-Brüder, Adrian Lyne und eben Alan Parker, der leider vor kurzem verstorben ist: Kino soll effektvoll sein, ästhetisch, spannend und Publikums-nah. Parker setzt dies in MIDNIGHT EXPRESS meisterhaft um, versetzt uns effektvoll und visuell atemberaubend in die Welt seines durchaus unsympathischen Protagonisten, dem w...
2020-08-23
59 min
Ein Filmarchiv
Die Archivare fragen sich: Was ist eigentlich Mise en Scène?
Wie könnte man eine Jubiläumsepisode schöner begehen als mit verquaster Filmtheorie und jeder Menge Standbilder? Wir feiern 150 Folgen Ein Filmarchiv, indem wir endlich mal klären, was wir gefühlt zwanzigmal pro Folge meinen, wenn wir mise en scène sagen. Unsere Schutzpatrone sind dabei der französische Filmtheoretiker André Bazin und der US-amerikanische Neoformalist David Bordwell. Wir reden darüber, welche erzählerischen Probleme Regisseurinnen und Regisseure mit Rauminszenierung lösen. Und bringen dafür zahlreiche Beispiele, vom Unvermeidlichen (Citizen Kane und Renoirs Toni) bis zum Unerwarteten (Danny Boyles Yesterday). Es geht also nicht nur trocken theo...
2020-08-09
2h 05
Ein Filmarchiv
Der Leichenverbrenner (Spalovac mrtvol), 1969
Insgeheim ist sich Herr Kopfrkingl sicher: er ist der neue Dalai Lama. Wer hat schließlich mehr menschlichen Seelen den Weg ins Nirvana so leicht wie möglich gemacht? In Herrn Kopfrkingls Krematorium dauert eine solche Befreiung aus der Leiblichkeit nur 75 Minuten. Dann tritt die Wehrmacht über die tschechoslowakische Grenze, und Herr Kopfrkingl entdeckt, dass seine Morbidität, seine repressive Bürgerlichkeit und seine pseudo-buddhistische Metaphysik große Anschlussfähigkeit zur Nazi-Ideologie haben. Juraj Herz zwingt uns dazu, 95 Minuten lang die Welt als narzisstische Erweiterung Kopfrkingls zu erleben. Wir reden über den unerhörten Einfallsreichtum dieses Films, Subjektivität zu vermitt...
2020-08-02
58 min
Ein Filmarchiv
Das Geheimnis der grünen Stecknadel (Cosa avete fatto a Solange?), 1972
Giallo, Spielart Teutonisch: als der Edgar Wallace-Reihe Anfang der 70er Jahre die Puste ausgeht, versucht man als letztes Mittel eine Co-Produktion mit Italien. Sergio Leones Kameramann Massimo Dallamano darf Regie führen, „Blacky Fuchsberger“ kehrt als Kommissar zurück. Und weil die Schulmädchen-Reporte gerade hervorragend laufen, verlegt man die Handlung an eine katholische (!) Mädchenschule in London. Wir reden darüber, wie groß der Einfluss dieses Films auf den US-amerikanischen Thriller und Slasher war. Und vor allem über das Unbehagen: das oft reaktionäre Unbehagen des Films selbst, angesichts der kulturellen und sozialen Umwälzungen der 60er und 70er. Und unser...
2020-07-26
58 min
Ein Filmarchiv
Jackie Brown, 1997
Tarantino mal nicht postmodern? Zu Anfang seiner Karriere als Regisseur ging das noch: direkt nach Pulp Fiction wagt er sich an die Verfilmung eines Elmore Leonard-Romans. Und adaptiert den eben nicht als ironisches Zitatgewitter. Jackie Brown hat ein soziales Bewusstsein, einen präzisen Blick auf Rassismus in den USA, modernistische Wehmut. Und vor allem interessiert sich Tarantino hier für Machtgefälle in den verschiedenen sozialen Gruppen, die der Film zeichnet. Wir reden über diesen Modernismus, den das Publikum dem Regisseur ganz schnell wieder ausgetrieben hat. Und kommen zu dem unvermeidlichen Schluss, dass Jackie Brown Tarantinos bester Film ist.
2020-07-20
56 min
Ein Filmarchiv
Mein 20. Jahrhundert (Az én XX. századom), 1989
Was heißt es, als junge ungarische Regisseurin 1988/89 auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückzublicken? Ildikó Enyedi geht dieser Frage in ihrem ersten Langfilm nach. Wir verfolgen dabei kurz vor und kurz nach 1900 die beiden Zwillinge Dóra und Lili, im Kindesalter getrennt, jetzt mit Anfang 20 so unterschiedlich wie sie nur sein könnten: Dóra nimmt langweilige Pfeffersäcke aus, um erste Klasse im Orientexpress reisen und Champagner schlürfen zu können. Lili arbeitet in einer klandestinen Gruppe auf die anarchistische Revolution hin. Enyedi hat aber keinerlei Interesse an klassischem Erzählkino oder runden Charakteren: stattdessen entwirft sie ihr 20...
2020-07-12
57 min
Ein Filmarchiv
Der Leopard (Il gattopardo), 1963
Luchino Visconti wechselt nach Klassikern des Neorealismus den Modus und nutzt den Monumentalfilm, gerade populäre Antwort auf das Fernsehen, um mit Strategien der mise en scene den Zuschauer in der Filmwelt zu befreien und gleichzeitig die Sinnlichkeit des Genres auszustellen und zu unterlaufen. Dabei zeigt er einen Fürsten in Sizilien während des Risorgimento, also der politischen Umstürze während der Nationalisierung Italiens im 19. Jahrhundert. Dadurch macht er etwas Realistisches über das Netzwerk der Macht greifbar, um uns wiederum zu zeigen, wie die armen Leute übergangen werden. Die Privilegierten werden immer die Macht haben, die Armut aber bl...
2020-07-05
58 min
Ein Filmarchiv
Sie sind verdammt (These Are the Damned / The Damned), 1962
Joseph Losey war in den späten 50ern bis in die 70er Jahre hinein ein Regiestar, besonders in Frankreich gefeiert. Klarer Höhepunkt seiner Karriere: die Kollaborationen mit dem britischen Dramatiker Harold Pinter wie etwa Der Diener (1963). Seitdem ist er ein wenig in Vergessenheit geraten – man kann nur spekulieren, warum das so ist. Vielleicht, weil seine Art linksliberaler Auteurismus irgendwann einfach zu geschmackvoll wurde? Das gilt für The Damned jedenfalls noch nicht: hier trifft der Fließband-Horrorpop der Hammer Studios auf Loseys intellektuelle Ambitionen. Und das Ergebnis ist ein faszinierend brüchiger Film: in der ersten Hälfte über Misfi...
2020-06-28
55 min
Ein Filmarchiv
Nashville, 1975
Wenn der Altstar Haven Hamilton (Henry Gibson) im großen Tonstudio seine patriotische Geschichtsklitterung „200 Years“ einspielt, darf sich im kleinen Seitenstudio ein ganzer Gospel-Chor um die stimmlich zutiefst unterlegene, aber zumindest hellhäutige Linnea Reese (Lily Tomlin) scharen – ein Beispiel für den sezierenden Blick, den Robert Altman auf den Mikrokosmos aus Stars und Sternchen in der Schlagerwelt des Nashville-Country wirft. Dabei geht es ihm nicht um den Einzelnen, sondern um Verbindungen und Muster, die dadurch erkennbar werden, dass er seinen Film als Netzwerkerzählung konstruiert, und die nicht nur für die eine Stadt, sondern ein ganzes Land stehen. Zwi...
2020-06-21
57 min
Ein Filmarchiv
Robocop, 1987
Mittlerweile dürfte sich die Lesart durchgesetzt haben, dass Robocop eine Satire ist. Das war nicht immer so: in den 80ern ließ man sich beispielsweise zu dem Urteil hinreißen, der Film sei „Faschismus für Linke“. Das deutet darauf hin, dass hier Verwechslungsgefahr besteht zwischen Faschismus und Faschismus-Satire. Genau das will Verhoeven. Genau das ist zentral für die Satire. Wir reden über diese Gratwanderung. Und darüber, wie man Verhoevens Nachnamen richtig ausspricht. Daten & Verfügbarkeit Robocop, USA 1987, Regie: Paul Verhoeven Wir haben die Blu-ray von Arrow gesehen: es handelt sich um ein edito...
2020-06-14
57 min
Ein Filmarchiv
Belle de Jour - Schöne des Tages (Belle de jour), 1967
Séverine (Catherine Deneuve) trägt die Strenge schon im Namen. Weil ihr kink der Masochismus ist, verkauft sie sich heimlich in einem Pariser Edelbordell. Davon darf ihr Mann, wahrscheinlich Chirurg oder etwas ähnlich Zeitintensives, natürlich nichts erfahren. Luis Buñuel erzählt in seinem erfolgreichsten Film von einer langweiligen, gelangweilten Bourgeoisie, repressiv und lächerlich. Manch Kritiker gestern und heute verwechseln die satirische Grundhaltung des Films seltsamerweise mit Erotik. Wir reden darüber, ob die Satire aufgeht. Und inwiefern die Geschichte von der Bürgerlichen, die sich selbst nicht kennt, Ende der 60er nicht schon zum Standardrepertoire des europ...
2020-06-07
59 min
Ein Filmarchiv
Faustrecht der Prärie (My Darling Clementine), 1946
Klassische Western sind nichts für dich? Diese Grundhaltung sollte man erst in Zement gießen, wenn man einen der großen Vertreter des Genres von John Ford gesehen hat. My Darling Clementine zum Beispiel. Ford täuscht hier links eine Rachegeschichte an: Wyatt Earps kleiner Bruder wurde nahe der Stadt Tombstone von zunächst unbekannten Outlaws umgebracht. Entsprechend verpflichtet sich Earp als Marshall in Tombstone, um die Mörder in Einklang mit dem Gesetz erschießen zu können. Aber nach der ersten Viertelstunde geht der Racheplot sofort verloren, und es geht viel mehr um das Porträt einer Pio...
2020-05-31
58 min
Ein Filmarchiv
Ich bei Tag und Du bei Nacht, 1932
Bald ist 1933, und dieser Film scheint es zu ahnen. Aber kurz vor Schluss feiern Regisseur Ludwig Berger und seine Drehbuchautoren Robert Liebmann und Hans Székely noch einmal alles, was Weimar und eine lange jüdische Tradition im deutschen Film möglich gemacht haben. Das Konzept ist schon genial: ein Ober, Angestellter in einem Nachtclub, und die kleine Angestellte eines Schönheitssalons teilen sich ein Zimmer, ohne sich je zu begegnen – er schläft dort bei Tag, sie bei Nacht. Als WG-Mitglieder hassen sie sich, im echten Leben begegnen sie sich per Zufall und verlieben sich – denken aber, der jeweils a...
2020-05-24
54 min
Ein Filmarchiv
Zu Warriors from the Magic Mountain (Shu Shan - Xin Shu Shan Jian Ke), 1983
Obacht: bei all den wirbelnden Farben und akrobatischen Leibern kann man hier schnell vergessen, dass Tsui Hark politisches Kino macht. Wir sind auch ganz überfordert vom Maximalspektakel, das der Regisseur hier Anfang der 80er auf das Publikum loslässt und damit die Filmlandschaft von Hongkong erneuert. Wir fokussieren dennoch unsere Denkknochen und klären auf: warum böse rote Dämonen eventuell etwas mit dem kommunistischen Regime auf dem Festland zu tun haben. Warum Tsui Hark in ZU WARRIORS seine Protagonisten nur noch wenig Respekt vor Großmeistern der Kampfkunst haben lässt. Und wie spektakuläre Ästhetik nationalistisch sein kann...
2020-05-17
54 min
Ein Filmarchiv
Shining (The Shining), 1980
Man kann Stephen King ja ein bisschen verstehen: da kommt Stanley Kubrick daher, besorgt sich die Rechte für Kings The Shining – und macht dann auf Schritt und Tritt klar, dass er eigentlich keinen Horrorfilm drehen will. Dummerweise ist Horror aber das Genre des Romans. Woran wir diese steile These festmachen? Etwa daran, dass Jack Nicholson und Kubrick wohl abgemacht haben, dass Nicholsons Jack Torrance kaum Entwicklung durchmachen soll. Stattdessen ist von Anfang an klar, dass dieser Mann gewalttätig wird. Er ist der archetypische Vater, der wiederholt, was sein Vater davor gemacht hat: sein Kind misshandeln. Genau dieser Wied...
2020-05-10
58 min
Ein Filmarchiv
Die Nächte der Cabiria (Le Notti di Cabiria), 1957
Federico Fellinis Karriere hat zwei große Phasen: vor und nach dem Neorealismus. Als Drehbuchautor ist Fellini ab den 1940er Jahren für einige der großen Klassiker dieses Epochalstils verantwortlich: Rossellinis Paisà und Roma, città aperta zum Beispiel. Auch seine ersten Filme als Regisseur arbeiten noch ganz deutlich mit den Mitteln des Neorealismus: wenig Studioaufnahmen, kleine Leute als Protagonisten, Armut als Melodram. Spätestens mit La dolce vita (1960) wendet sich Fellini aber ganz und gar ab vom Neorealismus, hin zum Surrealismus und zur Autobiographie. Und dazwischen, da liegt Le Notti di Cabiria. Ein Film, der schon ganz klar einen...
2020-05-03
55 min
Ein Filmarchiv
Der letzte Kampf des Shaolin (Hao xia / Last Hurrah for Chivalry), 1979
Ein bisschen Sam Peckinpahs The Wild Bunch, nur für den Wuxia-Film: das ist John Woos achter Langfilm. Es ist mehr als offensichtlich, dass hier noch einmal zusammengefasst werden soll, was Wuxia ausgemacht hat – alle Standardsituationen werden noch einmal durchgespielt, die expressive Körperlichkeit auf elf gedreht, wilde Wechsel im Erzählton sind zentraler Teil des Vergnügens. Und gleichzeitig durchzieht immer wieder eine Wehmut diesen Film, wird klar, dass das Genre schon brüchig wird, sich mit neuen Einflüssen und anderen Genres hybridisieren will: wenn der Bösewicht etwa ganz klar nur eine Sonnenbrille und Knarre entfernt vom moder...
2020-04-26
55 min
Ein Filmarchiv
Pläsier (Le Plaisir), 1952
Max Ophüls ist bekannt für seine langen, virtuosen Einstellungen und für die romantische Melancholie, die seine Filme durchzieht. Kann der auch Komödie? Oberflächlich betrachtet ist LE PLAISIR (1952) nämlich eine solche: es geht um alte Männer, die das Tanzbein schwingen wollen und sich dabei lächerlich machen; darum, was mit der Triebabfuhr einer Kleinstadt passiert, wenn das Bordell schließt; wie ein Dorf auf die Ankunft einer Truppe Prostituierte reagiert. Gerade im Mittelteil des Films ist die Atmosphäre frühlingshaft, lichtdurchflutet, sinnlich-leicht. Also ja, Ophüls kann auch Komödie? Wir reden darüber, wie...
2020-04-19
58 min
Ein Filmarchiv
Das Pendel des Todes (Pit and the Pendulum), 1961
Roger Corman ist ein Meister der Vorbereitung und gestaltet seinen Horrorfilm mit viel Effekt und wenig Geld: THE PIT AND THE PENDULUM schickt uns zusammen mit Vincent Price durch die tiefen Gänge eines dunklen Schlosses bis in die düstere Folterkammer, die uns schon auf dem Plakat versprochen wird. Mit Freud, Psychedelik und Psychogeographie gestaltet er eine stark suggestive Bildsprache, die nur wenige Effekte nicht braucht, aber im richtigen Moment zu schocken weiß. Stattdessen wird mit Farbspots gearbeitet, die subjektive Einstellung hinausgezögert und das Kino der neuen italienischen Schauerromantik in das US-Kino übertragen. Dabei stützt er sich au...
2020-04-12
53 min
Ein Filmarchiv
Das siebente Siegel (Det sjunde inseglet), 1957
Auf dem Höhepunkt der Diskussionen (und durchaus zensorischen Grabenkämpfe) um den Existenzialismus lässt Ingmar Bergman den müden Kreuzritter Antonius Block (Max von Sydow) nach dessen Kampf im Heiligen Land nach Schweden zurückkehren. Eigentlich will er aber von den Wunden und der Desillusionierung des Zweiten Weltkriegs erzählen. Dabei wagt er es, das christliche Mysterienspiel zu säkularisieren und mit viel Humor und einem Tod, der mehr Mensch denn höhere Gewalt zu sein scheint, einen Denkprozess zu starten. Diesem will nicht nur ein intellektuelles Publikum folgen – eine von vielen Entdeckungen, die wir gemacht haben, als wir DA...
2020-04-05
55 min
Ein Filmarchiv
Crimewave, 1985
Wie sieht das eigentlich aus, wenn Großmeister sich in der Frühphase ihrer Karriere ausprobieren und dann aufs Spannendste scheitern? Jenseits von Steven Spielbergs 1941 kann man das nirgendwo besser sehen als in Sam Raimis CRIMEWAVE (1985). Und weil gerade von Großmeistern im Plural die Rede war, hier noch ein paar große Namen: Drehbuch Sam Raimi, Joel Coen, Ethan Coen. Auf dem Papier ist auch alles da, was wir auch an den späteren Meisterwerken dieser Regisseure schätzen. Der (impliziert) jüdische Nebbish als Protagonist (Reed Birney). Eine Ansammlung zutiefst gewalttätiger Episoden, die Grausamkeit dabei ausgestellt willkürl...
2020-03-30
46 min
Ein Filmarchiv
Der Verlorene (1951)
Peter Lorre kehrt Anfang der 50er Jahre nach Deutschland zurück und geht sofort auf Konfrontationskurs mit der alten Heimat. In seinem Regiedebüt will er das deutsche Publikum aufs Aggressivste mit der eigenen Schuld an den Verbrechen der Nazizeit konfrontieren. Dabei nutzt er alles, was er über die Jahre von Meistern wie Fritz Lang und John Huston gelernt hat: die Mittel des Expressionismus und des Film Noir, aber fast frei vom amerikanischen Melodram. In der Figur des Doktor Karl Rothe, gespielt von Lorre selbst, soll sich das Publikum wiedererkennen: einerseits der Mitläufer, der seine Forschungstätigkeit nicht als K...
2020-03-22
57 min
Ein Filmarchiv
Scarface, 1932
Wie das aussieht, wenn sich ein Regisseur und ein Produzent gegen die aufkommende Zensur des Hays Code auflehnen? So: Tony Camonte (Paul Muni) ist ein tumber, bauernschlauer Mafioso, der durch brutale Gewalt und völlige Amoralität rapide in der Chicagoer Unterwelt der 20er Jahre aufsteigt. Regisseur Howard Hawks und Autor Ben Hecht so: da ist er, der amerikanische Traum! Dazwischen geschnitten die von der Zensur geforderte moralische Reinheit – dröge abgefilmte Szenen mit Journalisten, welche Tony Abschaum nennen, Tonys Mutter, die an ihrem Sprössling verzweifelt. Aber dann wieder: Tonys Blicke auf die Frau des Chefs, Poppy (Karen Morley...
2020-03-15
57 min
Ein Filmarchiv
Die Herberge zum Drachentor (Long men kezhan / Dragon Inn), 1967
Mit King Hu kommt in den 60er Jahren der Wuxia-Film im Westen an – einerseits, weil man in dem Regisseur einen Auteuristen erkannt haben will, aber sicher auch wegen des nicht unerheblichen Exotismus, der seine Filme für westliche Zuschauer automatisch auratisch umgibt. Wir reden darüber, inwiefern Hus fantastischer DRAGON INN schon ganz klar transnationale Züge trägt – etwa in seinem Hang zur Dehnung der filmischen Dauer, was er oberflächlich gemeinsam hat mit Zeitgenossen wie Sergio Leone. Andererseits versuchen wir mit unvermeidlicher kultureller Unbedarftheit die Subtexte des Films zu entschlüsseln: etwa das visuelle Thema Natur(zustand) gegen bösa...
2020-03-08
58 min
Ein Filmarchiv
Rattennest (Kiss Me Deadly), 1955
Taugt Film Noir noch, um etwas Relevantes über die Gegenwart auszusagen? Die Frage setzt natürlich voraus, dass Regisseur Robert Aldrich 1955 schon so etwas wie ein Bewusstsein von Noir als genrehaftem Konstrukt hatte. Das muss so gewesen sein, denn KISS ME DEADLY ist eine garstige Rekonfiguration von Noir, so direkt und auf die zwölf, dass sowohl Regie als auch Drehbuchautor und Publikum um die beginnende Historizität des klassischen Noir gewusst haben müssen. Mickey Spillanes Mike Hammer ist hier kein bewundernswerter Alpha-Mann mehr, sondern wird ständig als misogyner Kotzbrocken entlarvt. Alle Frauenfiguren widersetzen sich der neuen, alten Gesc...
2020-03-01
53 min
Ein Filmarchiv
Night Tide, 1960
Der Matrose Johnny (Dennis Hopper) hat gerade von Mora (Linda Lawson) das Versprechen auf ein zweites Date bekommen, und so springt er, von Glückshormonen beseelt, auf das Geländer am Pier von Santa Monica, balanciert ein paar Schritte weit prekär über dem Abgrund. Ein, zwei Jahre vorher hätten wir in ähnlicher Rolle und ähnlich abenteuerlich-leichtsinniger Situation Jean-Paul Belmondo gesehen, und sein Date wäre wahrscheinlich Anna Karina gewesen. Curtis Harrington holt für NIGHT TIDE die Ästhetik der Nouvelle Vague nach Amerika, mit Handkamera, Unschärfen, Schlagschatten, schönen jungen Menschen und vor allem echten Locations. Aber anstatt...
2020-02-23
56 min
Ein Filmarchiv
El día de la bestia, 1995
Zusammenfassung Franco ist schon 20 Jahre lang tot, aber sein Spanien noch lange nicht, diagnostiziert Álex de la Iglesia: erzkatholisch, reaktionär, sexistisch und wurstig ist das Land in diesem Film. Um das sichtbar zu machen, dreht de la Iglesia genau diese Eigenschaften auf 11 – wir gehen dabei mit einem Pfarrer auf eine Höllentour durch Madrid auf der Suche nach dem Antichristen, der sich angeblich gerade in Richtung Geburtskanal bewegt. De la Iglesia geht es immer darum, die Bourgeoisie maximal zu verschrecken: mit Metal-Soundtrack und Gewaltexzessen, Blasphemie und Hässlichkeit. Wir reden über den Hang des Regisseurs zur Grotesk...
2020-02-16
51 min
Ein Filmarchiv
Das Geheimnis der falschen Braut (La Sirène du Mississippi), 1969
Zusammenfassung Mitte der 60er Jahre geht die Nouvelle Vague im Zwist über die ästhetische und ideologische Zukunft des Filmemachens auseinander, und nirgends wird das deutlicher als im Bruderkrieg Godard gegen Truffaut. Vor ein paar Folgen haben wir uns über Godards PIERROT LE FOU unterhalten – darüber, wie Godard jenseits der neuen Welle mit der Postmoderne flirtet. Truffaut geht einen anderen Weg: in Filmen wie LA SIRÈNE DU MISSISSIPPI wird er nur noch intensiver modernistisch, verabschiedet sich von Spielereien und Schnörkeln, huldigt noch deutlicher Jean Renoir und Hitchcock, ohne jemals plumpes Pastiche zu produzieren. Wir reden über diese...
2020-02-09
58 min
Ein Filmarchiv
Das Totenschiff, 1959
Zusammenfassung Stellen wir uns vor, ein Film wie DAS TOTENSCHIFF von Georg Tressler wäre Ende der 50er nicht von der Kritik belächelt worden, sondern – vielleicht mit ein paar anderen ähnlich ambitionierten Genrefilmen – stilbildend geworden: wie hätte dann eine mögliche Welle des deutschen Genrekinos in den 60er und 70er Jahren aussehen können? Wir hätten mehr Filme gesehen, die Genremuster nutzen, um ihr Publikum mit der eigenen Vergangenheit zu konfrontieren: wer in Mario Adorfs Figur in Tresslers Film nicht den Kadavergehorsam des Zweiten Weltkriegs wiedererkennt, ist blind. Wir hätten vielleicht mehr Filme gesehen, die...
2020-02-02
55 min
Ein Filmarchiv
Near Dark, 1987
Zusammenfassung Als hätten John Ford und Howard Hawks zusammen einen Vampirfilm gedreht: Kathryn Bigelows NEAR DARK handelt von der Weite des Mittleren Westens, eingefangen in maximal horizontal komponierten Bildern. Nur ist diese Weite bei Bigelow kein Versprechen oder Manifest Destiny, sondern immer wieder Ausdruck eines Verlorenseins. Bigelow zeigt uns mit Ford‘schen und Hawks’schen Methoden fast nur Ödland und postindustriellen Niedergang. Die Verlorenen in diesen Landschaften: eine Bande von Vampiren, die mordend durch die Käffer ziehen. Unsere Orientierungsfiguren sind dabei Caleb (Adrian Pasdar), gerade erst zum Vampir geworden, und Mae (Jenny Wright). Wir reden darüber...
2020-01-26
54 min
Ein Filmarchiv
Elf Uhr nachts (Pierrot Le Fou), 1965
Zusammenfassung Die französische Neue Welle gilt als zeitlich eng begrenztes Phänomen: Mitte der 50er Jahre geht es los, Anfang der 60er ist dann gleich auch wieder Schluss. Pierrot le Fou von Jean-Luc Godard ist einer der Filme, die den Übergang zwischen Nouvelle Vague und dem diffusen Danach dokumentieren. Godard wiederholt hier viele seiner Stilmittel und Arbeitsweisen aus den frühen Filmen: eine Gangstergeschichte à la À bout de souffle mit Belmondo in der Hauptrolle, Anleihen bei Fritz Lang (besonders You only Live Once) und diversen anderen Regisseuren des klassischen Hollywood, Jump Cuts, Pop Art, improvisierte Szenen, lange tiefen...
2020-01-19
59 min
Ein Filmarchiv
Münchhausen, 1943
Zusammenfassung Auf der einen Seite: die UFA, Goebbels und Josef von Báky und der 1943 praktisch schon verlorene Krieg. Auf der anderen Seite das Drehbuch von Erich Kästner und die weltmännische Nonchalance von Hans Albers. Im Gegensatz etwa zu OPFERGANG ist MÜNCHHAUSEN kein Film, den man eindeutig der NS-Ideologie zuordnen könnte. Stattdessen ist es ein Film der Spannungen: Kästner kann nur ganz unterschwellig die Subversion der Münchhausen-Figur gegen Nazi-Deutschland wenden, aber er versucht es zumindest. Manchmal, etwa wenn Münchhausens treue Begleiter einer nach dem anderen ihrem Herrn treu ergeben sterben müssen...
2020-01-12
51 min
Ein Filmarchiv
Tetsuo, 1989
Zusammenfassung Shin‘ya Tsukamoto liefert Ende der 80er Jahre mit dem ersten TETSUO die Initialzündung für den japanischen Independentfilm und das Rezept für Aufmerksamkeit auf internationalen Festivals: anstatt des glänzenden, reichen Japan kurz vor dem Platzen der ökonomischen Blase gibt es hier Salarymen und Kruppstahl-Fetischisten in finsteren Butzen, kaputten Lagerhallen und Otaku-Höllen, die mal mehr, mal weniger willentlich zu Maschinen werden. Wir überlegen, woher Shin‘ya Tsukamoto seine Inspiration zieht – JG Ballard, Lynch, Surrealismus, Futurismus, Punk, Manga, Musikvideos, das eigene monomane Künstlerego – und wie er aus all diesen disparaten Quellen etwas Eigenes zusammen...
2020-01-05
46 min
Ein Filmarchiv
Duell in den Wolken (The Tarnished Angels), 1957
Zusammenfassung Bei einem anderen Regisseur hätte der Stoff vielleicht nur eine mäßig interessante ménage à trois hergegeben: LaVerne (Dorothy Malone) tingelt seit sie 16 ist mit dem Kunstflieger Roger (Robert Stack) und dem Mechaniker Jiggs (Jack Carson) über Volksfeste. Mit Roger hat sie einen kleinen Sohn, aber eigentlich ist der ehemalige Kampfflieger mit seinem Flugzeug und dem Todestrieb verheiratet. Dann tritt Burke Devlin, alkoholkranker Journalist, in LaVernes Leben (Rock Hudson) – und man könnte davon ausgehen, dass es in guter melodramatischer Tradition jetzt darum geht, sie aus der kaputten Ehe mit Roger zu befreien. Ganz sicher sieht das...
2019-12-29
55 min
Ein Filmarchiv
GoodFellas, 1990
Zusammenfassung Glaubt man den vom Stockholm Syndrom arg gebeutelten Anhängern der Marvel Studios, dann ist Martin Scorsese ein nerviger alter Mann, der die Welt nicht mehr versteht, und GOODFELLAS einer von viel zu vielen immer gleichen Gangsterfilmen, die Opa Marty gedreht hat. Und totgeredet ist die toxische Maskulinität von GOODFELLAS ja sowieso. In einem Anfall von nicht unerheblicher Hybris sagt Ein Filmarchiv: weit gefehlt, oh Mighty Acolytes of Marveldom! Wir reden darüber, wie der Film mit unerhörter Variation ein Spannungsfeld zwischen materiellem Realismus und Subjektivität schafft. Wie er gleichzeitig männliche Nostalgie zu bed...
2019-12-22
58 min
Ein Filmarchiv
Assault - Anschlag bei Nacht (Assault on Precinct 13), 1976
Zusammenfassung John Carpenters Siege-Movie ist klaustrophobisch, schockierend und vor allem clever inszeniert: mit seinem ersten Film außerhalb der Film-Universität greift der noch junge Regisseur gleich nach einem Stoff, der alleine schon von seinem großen Vorbild Howard Hawks drei Mal verfilmt wurde, zuerst und zuvorderst 1959 bei RIO BRAVO. Eine Polizeistation wird belagert und die eingeschlossene Gruppe aus Polizisten und Gefangenen ist alleine im Kampf gegen gesichtslose Massen an Gang-Mitgliedern. Carpenters Regie ist effektiv, seine Schauspielführung stellt das körperliche Verhalten in den Vordergrund und versteckt so manche mimische Schwäche. Dabei folgt er einer klaren...
2019-12-15
57 min
Ein Filmarchiv
Space is the Place, 1974
Zusammenfassung Sun Ra ist von den Sternen gekommen, um der afroamerikanischen Bevölkerung mit seinem kosmischen Free Jazz den Weg in eine bessere Zukunft zu weisen. Eine, in der sich die schwarze Minderheit in den USA eine mythische Vergangenheit imaginiert – die soll identitäts- und kraftstiftend sein, weit weg von allen weiß-protestantischen Diktaten des guten Geschmacks und der Warenförmigkeit. Mit anderen Worten: wenn Sun Ra in diesem Film glitzernde ägyptische Kostüme trägt und die Steuerkonsole seines Raumschiffs eindeutig eine Orgel ist, dann ist das kein Camp, sondern ein sehr ernst gemeintes Statement gegen whitey. E...
2019-12-08
51 min
Ein Filmarchiv
Winchester 73, 1950
Zusammenfassung Jetzt reden wir sogar schon beim Western von Noir! Ja, aber mit sehr viel Recht, denn WINCHESTER `73 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Stiloptionen, die im Nachklang Film Noir genannt werden sollten, 1950 auch in andere Genres als den Thriller einfließen. Denn es geht um eine düstere Sicht auf die Gesellschaft, um Narration über den Stil, und um eine bittere Antwort auf die Versprechungen des Genre-Kinos noch 10 Jahre zuvor. Es scheint, als stelle sich Regisseur Anthony Mann schon Jahrzehnte vor Paula Cole die Frage: „Where have all the Cowboys gone?“. Sein Star Jimmy Stewart...
2019-12-01
57 min
Ein Filmarchiv
Im Zeichen des Bösen (Touch of Evil), 1958
Zusammenfassung Wann fangen Filmemacher an, bewusst einen Film Noir zu drehen? Vielleicht hier, argumentieren viele Filmwissenschaftler: bei Orson Welles‘ barockem Meisterwerk TOUCH OF EVIL (1958). Die Anzeichen sind überdeutlich: Welles reflektiert in der Figur des Captain Hank Quinlan die eigene Künstlerbiografie, eng mit dem Noir verwoben. Er holt Marlene Dietrich in einer Nebenrolle an Bord, damit die noch einmal wie bei von Sternbergs Proto-Noirs die Männer (also Quinlan) dominieren kann. Und immer wieder fallen vielsagende Dialogzeilen wie “It’s so old, it’s new“. Aber TOUCH OF EVIL ist nicht nur als eventuell erster Neo Noir interessant...
2019-11-24
58 min
Ein Filmarchiv
Die Archivare fragen sich: Was ist eigentlich Film Noir?
Zusammenfassung Wir reden häufig über Genres, Stilrichtungen und filmhistorische Einordnungen, die wir aber nur kaum näher betrachten können, da wir ja vor allem über den neuen Film sprechen wollen. Das versuchen wir ab jetzt mit diesem neuen Forma von Ein Filmarchiv zu ändern. In unserer ersten Special-Folge stellen wir uns dem Begriff des Film Noir. Was ist er, wie funktioniert er, wieso erkennen wir ihn immer wieder? Dazu wälzen wir durch die Literatur, schauen noch einmal nach passenden Filmen in unserem kleinen Archiv und versuchen, die bis heute sichtbaren Stilmittel kurz einzuor...
2019-11-18
1h 27
Ein Filmarchiv
Die blonde Venus (Blonde Venus), 1932
Zusammenfassung Twilight Years: 1930 wird in Hollywood der Hays Code als freiwillige Selbstkontrolle eingeführt. Die Studios müssen sich noch nicht der Selbstzensur unterwerfen, aber die Uhr tickt – 1934 wird der Code zur Pflicht. In diesen Jahren drehen Marlene Dietrich und Josef von Sternberg ihre großen gemeinsamen amerikanischen Filme, und dank der ambivalenten Zensurlage können sie die ganze Queerness und die Subversion des Berlins der 20er Jahre in den amerikanischen Film tragen. In dieser Folge geht es aber nicht nur um Geschlechterbilder, sondern auch um den Schauspielstil der Dietrich, Star-Prototypen und von Sternbergs atemberaubenden visuellen Stil. Und ni...
2019-11-10
57 min
Ein Filmarchiv
Goldenes Gift (Out of the Past), 1947
Zusammenfassung Jacques Tourneurs OUT OF THE PAST ist Kanon – er taucht seit Jahrzehnten in Bestenlisten des Film Noir auf und wurde mehr als eifrig beforscht. Dabei interessiert der Film die Kritiker meist mehr als prototypischer Noir – dass Jacques Tourneur Regie geführt hat, ist eher Nebensache. Wir versuchen, das ein bisschen anders zu machen, und reden über OUT OF THE PAST auch aus einer auteuristischen Perspektive: etwa darüber, wie Tourneur hier die Auslassung wichtiger Plotdetails immer wieder spürbar macht, bis OUT OF THE PAST irgendwann ein Metafilm über ambivalentes Erzählen und Gapping wird. Das ist sicher...
2019-11-03
58 min
Ein Filmarchiv
Die Nacht des Jägers (The Night of the Hunter), 1955
Zusammenfassung Als Abschluss unseres #Horrorctobers, und als Überleitung zum #Noirvember, reden wir über die einzige Regiearbeit von Charles Laughton, der sonst als einer der größten Charakterdarsteller seiner Zeit aktiv war. Dabei stellt sich die Frage, ist THE NIGHT OF THE HUNTER überhaupt ein Noir-Film? Obwohl er viele Aspekte des Noir teilt und mit Robert Mitchum einen der großen Darsteller von gebrochenen Noir-Figuren als Lead mitnimmt, zeigt sich der Film doch eher als eine fast experimentelle Vermengung von Aspekten der Märchenstrukturen, Southern Gothic, skandinavischen Stummfilmen, deutschem Expressionismus und vielen Bezügen zum frühen amerikanischen Kino, vor...
2019-10-27
54 min
Ein Filmarchiv
Diebe haben's schwer (I soliti ignoti), 1958
Zusammenfassung Kenner der italienischen Kinomoderne horchen auf: Kamera von Gianni di Venanzo, sonst dauergebucht bei Fellini und Antonioni? Der junge Marcello Mastroianni, die noch jüngere Claudia Cardinale, Vittorio Gassman und diverse andere Großschauspieler in Hauptrollen? Drehbuch u.a. von Suso Cecchi D’Amico? Regie: nicht von Fellini, Antonioni oder Visconti. Sondern von Mario Monicelli. Nie gehört? Kein Wunder: in Italien zählt man Monicelli zu den großen Regisseuren der italienischen Moderne, außerhalb des Stiefels schweigt man sich über ihn aus. Liegt das vielleicht daran, dass der Mann hauptsächlich Komödien gedreht hat? Aber w...
2019-10-20
52 min
Ein Filmarchiv
Augen ohne Gesicht (Les yeux sans visage), 1960
Zusammenfassung Eine junge Frau ist entführt worden. Im Keller einer großbürgerlichen Villa liegt sie auf dem Operationstisch. Ihr soll das Gesicht entfernt werden, damit die bei einem Unfall entstellte Christiane (Edith Scob) dank des Transplantats wieder schön sein kann. Christianes Vater, der geniale Chirurg Doktor Génessier (Pierre Brasseur), ist der Operateur. Und Christiane sitzt, mit weißer Maske vor dem Gesicht, hübsch auf einem Sofa drapiert daneben und schaut zu. Zu solch unmittelbaren Alptraumbildern findet Georges Franju in seinem berühmtesten Film erst spät. Lange Teile von AUGEN OHNE GESICHT verbringt...
2019-10-13
52 min
Ein Filmarchiv
Das Cabinet des Dr. Caligari, 1920
Zusammenfassung Was ist eigentlich dieser deutsche Expressionismus, über den wir bei so vielen Horror-Filmen und allem, was sich Noir nennt, so gerne sprechen? In dieser Folge setzen wir uns damit auseinander: Wie der filmische Expressionismus ein erster Versuch ist, aus dem Realitätsdiktat des frühen Films hinauszufinden, wie die brutale Armut und neue Demokratie nach dem ersten Weltkrieg eine neue Explosion der neuen Avantgarden erlauben, wie über die monokulare Eigenschaft der Filmkamera und hervorragend gestaltete Dekors ein fantastischer, eben expressionistisch wirkender Effekt erzeugt wird… Robert Wienes Film ist ein in der Avantgarde verankerter Stummfilm, der mo...
2019-10-06
59 min
Ein Filmarchiv
Wiegenlied für eine Leiche (Hush... Hush, Sweet Charlotte), 1964
Zusammenfassung Bette Davis spielt die junge Debütantin, die bald im Süden der USA verheiratet werden soll. Soweit bekannt aus den großen Tagen Hollywoods. Problem nur: sie ist bei HUSH… HUSH, SWEET CHARLOTTE weit über 50 und soll sogar eine Frau über 60 spielen. Wir sehen schon, hier wird reflektiert und schon postmodern mit der Filmgeschichte gearbeitet, sogar noch bevor New Hollywood dies zur Norm macht. Robert Aldrich, zu dieser Zeit einer der wenigen Regisseure, die auch ihre Filme produzieren dürfen, merkt aber, dass er nur so Leute vom TV in das Kino ziehen kann. Und er schaf...
2019-09-29
51 min
Ein Filmarchiv
Episode 104: Barry Lyndon, 1975
Zusammenfassung Stanley Kubrick wurde schon so oft und weit besprochen, dass wir uns fast unsicher sind, ob wir über einen seiner Filme in einer Art reden können, in der wir uns nicht zu wenig vorbereitet sind. Das liegt auch am Filmemacher und seinem Mythos, den er auch in BARRY LYNDON hinterlegt hat: Bezüge zur literarischen Vorlage, die deren historistischen Blick neu erarbeiten, die Nutzung von musealen und damit quasi intellektuellen Strategien, der unzuverlässige Erzähler und trotz emotionalen Momenten eine Distanz, bei der wir, wie bei Kubrick so häufig, nicht wirklich wissen, wer diese...
2019-09-22
57 min
Ein Filmarchiv
Asphaltrennen (Two-Lane Blacktop), 1971
Zusammenfassung Monte Hellman inszeniert das maximale Dagegen, verweigert uns klassische Narrationsstrategien und löst kein Versprechen auf Spektakel oder Attraktion ein. Dagegen stellt er radikalen Individualismus und Egoismus, der nur über Autos mal zur kurzen Gemeinschaftlichkeit führen kann, eingebettet in endlose Realismus- und Immanenz-Strategien. TWO-LANE BLACKTOP ist Auteurismus, der selbst für New Hollywood extrem ist, Hellman scheint näher an Antonioni als an Coppola. Schauspieler hat der Film kaum, Warren Oates werden die Newcomerin Laurie Bird und die beiden Musiker James Taylor und Dennis Wilson entgegengestellt. Das ist gewünscht: denn nur Oates Charakter ist noch i...
2019-09-15
51 min
Ein Filmarchiv
Tausendschönchen (Sedmikrásky / Daisies), 1966
Zusammenfassung Vera Chytilovás zweiter Film ist tief in seiner Zeit verankert: 1966, zwei Jahre vor dem Prager Frühling und mitten in der Tschechoslowakischen Neuen Welle, die sie mit anderen Absolventen der berühmten FAMU in Prag stark prägen sollte. DAISIES ist ein im heutigen Kontext schwierig zu dekodierendes Werk, das irgendwo zwischen der Nouvelle Vague in der Prägung eines Jean-Luc Godard und dem russischen Montage-Kino wie filmischer Situationismus anfühlt. Wir diskutieren, ob der Film trotz fehlender psychologischer Tiefe in den Charakteren wirklich einer surrealistischen Strömung in der Neuen Welle zugeordnet werden sollte, wie er f...
2019-09-08
57 min
Ein Filmarchiv
Der weite Ritt (The Hired Hand), 1971
Zusammenfassung Den Western runterdampfen, bis nur noch fünf, sechs Plot Points übrigbleiben: Peter Fondas offizielles Regiedebüt von 1971 ist eine Übung in kunstvollem Minimalismus. Der Cowboy, den Fonda hier spielt, ist vor sieben Jahren vor seiner Verantwortung als Familienvater davongelaufen und hat in der Prairie die Freiheit gesucht. Jetzt hat er genug vom unbeständigen Leben und will es doch nochmal mit seiner Frau Hannah (Verna Bloom) versuchen. Er bringt seinen besten Freund Arch (Warren Oates) mit auf die Farm. Aber eventuell holt ihn seine Vergangenheit als halber Outlaw wieder ein. Als einen Anti-Western hat man damal...
2019-09-01
57 min
Ein Filmarchiv
Verflucht, verdammt und Halleluja (E POI LO CHIAMARONO IL MAGNIFICO), 1972
Zusammenfassung Enzo Barboni war ein Kameramann, u.a. auch für Sergio Corbucci bei dessen großen DJANGO (1966), als E.B. Clucher wurde er aber auch ein Regisseur und Drehbuchautor, der vor allem dadurch berühmt wurde, dass er Terrence Hill und Bud Spencer mit DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS (LO CHIAMAVANO TRINITÀ…, 1970) final zum Tag-Team der klatschenden Western-Prügelparodie zusammen schweißte. VERFLUCHT, VERDAMMT UND HALLELUJA (E POI LO CHIAMARONO IL MAGNIFICO, 1972) ist nun sein dritter Film mit Terrence Hill, Spencer sprang bei dem Projekt ab. Er ist zugleich aber auch der Film, in dem B...
2019-08-25
1h 08
Ein Filmarchiv
Dangan Runner - Wie eine Kugel im Lauf (Dangan Runner), 1996
Zusammenfassung Regisseur SABU dreht seinen Erstling in einer Zeit, die als Umwälzung für das japanische Kino gesehen werden kann. Neue Filme werden direkt für das Fernsehen oder die Videotheken gedreht, Kosten gespart und das Publikum immer häufiger an die amerikanische Unterhaltungs-Konkurrenz verloren. Zugleich bricht wirtschaftlich so langsam die Rezession durch und gesellschaftliche Sicherheiten und Strukturen brechen immer weiter auf bzw. ein. Neben Regisseuren wie Kitano oder Miike, die Genre-Strukturen neu rückbinden oder kritisieren, kommt auch ein aufregender, unterhaltsamer und frischer Independent-Film auf, der sich von klassischen japanischen Genres lösen will. Hier setzt a...
2019-08-18
51 min
Ein Filmarchiv
Dressed to Kill, 1980
Zusammenfassung Filmfans und Filmkritiker lieben Brian De Palma, seien wir ehrlich: wir auch. Am Beispiel von DRESSED TO KILL erkennen wir auch, warum. Gerade die erste halbe Stunde ist die Perfektion des selbstbewussten, den Kamerablick aufzeigenden, das Publikum im Jetzt abholenden Kino. Wir erzählen filmisch, aber so, dass das Publikum dies auch wahrnehmen muss, um den Film zu verstehen und einzuordnen. Dazu ist das Ganze in seiner Zeit zutiefst transgressiv, denn es geht um Sexualität und Begehren einer Frau mittleren Alters – hier kommt der Erotikthriller in den Mainstream. Doch es zeigt sich zugleich eine...
2019-08-11
57 min
Ein Filmarchiv
Die Erbin (The Heiress), 1949
Zusammenfassung Es ist manchmal nicht einfach für den Mega-Star in Hollywood: Olivia de Havilland darf, wie so häufig, nicht ganz so attraktiv wirken, wie sie eigentlich ist, denn sie spielt hinter den Kostümen des 19. Jahrhunderts das Mädchen von Nebenan. Und dann ist da noch dieser Montgomery Clift und stört die klassische Dynamik am Set mit seinem modernen Method Acting. Doch Regisseur William Wyler weiß genau, was er da tut. Seine Schauspieler sind zentral für die Filmerzählung, für Olivia de Havilland springt dabei wie fast schon geplant ein Oscar als beste Hau...
2019-08-04
57 min
Ein Filmarchiv
Ein schwarzer Tag für den Widder (Giornata nera per l’ariete / The Fifth Cord), IT 1971
Zusammenfassung Von Bazzonis GIORANTA NERA wird gerne mal behauptet, dass es ein Giallo aus der zweiten Reihe ist: klar, verhältnismäßig teuer produziert, Kamera von Vittorio Storaro, Musik von Morricone. Aber eben ein Wiedergänger von Argentos BIRD WITH THE CRYSTAL PLUMAGE, ästhetisch überragend, aber ansonsten ein Epigone. Ein Filmarchiv wagt eine steile These: stimmt gar nicht, das mit der zweiten Reihe. Im Gegenteil, GIORANTA NERA gehört in die Top Ten der besten klassischen Gialli. Weil er ein ganz anderes soziales Bewusstsein als viele andere Filme der Gelben Welle hat. Weil er ungeheuer sorgfältig Räume in...
2019-07-28
58 min
Ein Filmarchiv
Jack rechnet ab (Get Carter), 1971
Zusammenfassung Michael Caine war wahrscheinlich nie unsympathischer, unerträglicher, aber auch schauspielerisch besser. Sein Jack Carter rechnet nicht einfach ab, wie der deutsche Titel behauptet, er bricht zu einer Vendetta gegen seinesgleichen und ultimativ gegen sich selbst auf. Mike Hodges erarbeitet mit seinem erfahrenen Kameramann Wolfgang Suschitzky ein schonungsloses, in seiner dokumentarischer Gestik direktes Bild der Arbeiterwelt in Newcastle an der Schwelle zur postindustriellen Gesellschaft und schaut dabei in eine unerträgliche Unterwelt zwischen Gewalt, Gambling und Pornographie, die die neue Not perfekt aufzunehmen und auszunutzen weiß. In dieser ist der Hauptcharakter der perfekte, nach außen cool...
2019-07-21
58 min
Abspanngucker
#109 – Settegialli 2019 – Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (Gäste: Jochen Ecke & Knut Brockmann)
Der Settegialli macht Halt in einem heruntergekommenem Landhaus in Italien: Zusammen mit Jochen Ecke und Knut Brockmann besprechen wir Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (1972, Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave), Sergio Martinos zynischsten und vielleicht auch besten Giallo. Mit seinen Gothic Themen, ländlichen Setting und den komplexen Figurenkonstellationen sticht Sergio Martinos vierter Giallo ordentlich raus. Gut dass wir zwei der besten Analysten der deutschen Filmpodcastszene zur Gast haben: Knut Brockmann und Jochen Ecke von Ein Filmarchiv sprechen mit René und Alexander über die nicht...
2019-07-21
2h 10
Ein Filmarchiv
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (The Bird with the Crystal Plumage / L’ucello dalle plume di cristallo), 1970
Zusammenfassung Ein Mann ist bei Dunkelheit in der Großstadt unterwegs. Da wird er im Schaufenster einer Galerie Zeuge von etwas, das nicht sein darf – und wir als Zuschauer mit ihm. Sagen wir einfach, weil wir natürlich nichts verraten wollen: der Mann, gespielt von Tony Musante, sieht einen Mordversuch. Weil er nicht glauben will, was er wirklich gesehen hat, setzt er alles daran, eine alternative Erklärung zu finden. Gleichzeitig ist sein Hirn sehr beflissen, den eigentlichen Tathergang zu unterdrücken. In seiner Verwirrung macht sich der Mann auf die Suche nach einem Täter, wird obsessi...
2019-07-14
54 min
Ein Filmarchiv
Bübchen, 1968
Zusammenfassung Ein kleiner Junge bringt seine noch kleinere Schwester um, während die Eltern beim Betriebsfest sind und die Babysitterin mit einem dubiosen Typen einparken lernt anstatt auf die Kinder aufzupassen. Warum hat das Bübchen das gemacht? Liegt es an den sozialen Umständen, der emotionalen Kälte der Bonner Republik, dem Patriarchat, ist das Bübchen ein Psychopath, geht es hier um nature oder um nurture? Roland Klicks BÜBCHEN beantwortet keine dieser Fragen so wirklich. Stattdessen geht es darum, diese Tat und ihre Folgen zu erleben. Wir reden darüber, wie der Film das macht...
2019-07-07
57 min
Ein Filmarchiv
Umleitung (Detour), 1945
Zusammenfassung Der gebürtiger Ungar und Teil der deutschsprachigen Filmemacher-Community Edgar G. Ulmer ist in den 40er Jahren in Hollywood nicht mehr willkommen, bleibt aber ein großartiger Regisseur. Als er im günstigen B-Kino zu künstlerischer Macht kommt, konzentriert er sich darauf, Unerhörtes zu machen und aus dem fehlenden Geld eine filmische Qualität zu erschaffen. DETOUR ist das perfekte Beispiel dafür und gilt heute als einer der wichtigsten, stilweisenden Film Noir. Das aber definitiv nicht zur eigenen Zeit, sondern viele Jahre später, aber dann bei den wichtigsten Regisseuren von Nouvelle Vague bis New...
2019-06-30
59 min
Ein Filmarchiv
El Topo, 1970
Zusammenfassung Obacht: diese Woche wird es im Filmarchiv radical und far out. Tausendsassa und Renaissancemensch Alejandro Jodorowsky hat Anfang der 1970er Jahre schon ein paar Kurzfilme und einen ersten Langfilm gedreht. Erst mit El Topo schreibt er sich aber in die Filmgeschichte ein als einer der Miterfinder der midnight movies: transgressive Filme, billige Filme, surreale Filme, drogengetränkte Filme, rauschartige Filme, gemacht für eine junge Generation, für die épater la bourgeoisie schon zur Norm gehört und die Film nicht mehr nur konsumieren will, sondern sich als am Kunstwerk partizipierende Fans sieht. Ob er es nun w...
2019-06-23
57 min
Ein Filmarchiv
Leben und Sterben des Colonel Blimp (The Life and Death of Colonel Blimp), 1943
Zusammenfassung Es geht um eine Lebensgeschichte, aber nicht die des titelgebenden Colonel Blimp, denn der ist nur eine Cartoon-Figur, aber eine, die 1943 jeder kennt. Stattdessen ist Blimp das Klischee, das wir im alternden General Candy sehen (sollen) – eine Strategie, die sich durch den gesamten Film ziehen wird. Michael Powell und Emeric Pressburger sind eines der wichtigsten Regie- und Drehbuch-Teams des britischen Films, Meister des Technicolor und des locker-wirkenden, aber komplexen filmischen Erzählens. Genau dies dürfen wir in diesem Film betrachten: eine weitgreifende Erzählung, wechselnd in Genreoptionen und Stil, zugleich mit einer genauen Figure...
2019-06-17
58 min
Ein Filmarchiv
Subway, 1985
Zusammenfassung Anfang der 1980er Jahre hat die neue Generation junger Filmemacher in Frankreich keine Lust mehr auf die mittlerweile versteinerten ästhetischen Normen, die Jahrzehnte nach der Nouvelle Vague immer noch im Kino gelten. Stattdessen will man Filme machen, die zeitgemäß sind: in Werbe- und Videoästhetik, konsumgeil und so viel oberflächlich, dass es selbst einem Dorian Gray angst und bange würde. So geht die Geschichte zumindest in Kritikerkreisen – cinéma du look nannte man das dann gleich verächtlich. Wir reden darüber, ob das denn alles so auf Luc Bessons Subway zutrifft, versuchen uns an die Post...
2019-06-09
57 min
Ein Filmarchiv
Coming Home, 1978
Zusammenfassung Wir schreiben das Jahr 1 nach Star Wars, und New Hollywood versucht es noch einmal – auch wenn das mit dem modernistischen Kino nicht mehr lange gut gehen wird. Während ein Großteil des Landes lieber Disco-Musik hören und mit Watergate und Vietnam nichts mehr zu tun haben möchte, dreht Hal Ashby einen Film über Kriegsheimkehrer. Im Zentrum steht der unterhalb der Hüfte gelähmte Luke Martin (Jon Voight), der im Krankenhaus seine High School-Bekanntschaft Sally (Jane Fonda) wieder trifft. Die ist jetzt mit dem Soldaten Bob Hyde (Bruce Dern) verheiratet, der gerade nach Vietnam v...
2019-06-02
56 min
Ein Filmarchiv
Im Schatten des Zweifels (Shadow of a Doubt), USA 1943
Zusammenfassung Ein Verbrecher auf der Flucht: Charles, gespielt von Joseph Cotten, schlüpft bei der Familie seiner Schwester in der Kleinstadt unter. Die ahnen noch nichts von Charles‘ Niedertracht, wir als Zuschauer wissen aber Bescheid – nur was genau Charles getan hat, das finden wir erst später gemeinsam mit den anderen Figuren heraus. Wissensvorsprung des Zuschauers, von der Regie geschickt genutzt für nervöse Anspannung und Komplizenschaft? Klingt nach Hitchcock, ist natürlich auch Hitchcock. Aber Shadow of a Doubt hat noch andere Facetten, über die wir hier reden: eine enorm brüchige Dramaturgie, die schon spätere Fil...
2019-05-26
57 min
Ein Filmarchiv
Spetters, 1980
Zusammenfassung Romantisch ist an diesem Film genau gar nichts, auch wenn der deutsche Untertitel es behauptet. Paul Verhoevens SPETTERS fängt an wie ein Teenie-Film, mit jugendlichen Proleten auf ihren Motorrädern. Aber irgendwann fällt auf, dass diese Backfische ausgesprochen grausam miteinander umgehen. Dass ihre angebliche Freundschaft eher Wettbewerb ist, ihre Sexualität bestimmt von Machtverhältnissen. Spätestens, wenn sie Jagd auf Schwule machen, wird klar: klassisches Coming-of-Age ist das hier ganz bestimmt nicht. Wir reden darüber, wie Verhoeven und sein Drehbuchautor unsere Erwartungen an den Jugendfilm, den Sportfilm, das Beziehungsdrama nutzen, um den Zuschau...
2019-05-19
51 min
Ein Filmarchiv
Beruf: Reporter (The Passenger / Professione: Reporter), 1975
Zusammenfassung David Locke (Jack Nicholson) ist als Reporter in einem afrikanischen Land unterwegs. Da stirbt der Geschäftsmann Robertson im Hotelzimmer gegenüber völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Locke nimmt seine Identität an. Warum er auf diese Idee kommt? Mark Peploes Drehbuch macht in der zweiten Hälfte ein paar Angebote: eine Midlife Crisis Deluxe wird da angedeutet, eine Flucht vor der erkühlten Ehe und dem Beruf in das aufregendere Leben des zwielichtigen Waffenhändlers Robertson. Aber Antonioni schert sich kaum um diese herkömmliche Psychologisierung. Für ihn zählt der Moment, das ständige Si...
2019-05-12
51 min
Ein Filmarchiv
A Hero Never Dies (Chan sam ying hung), 1998
Zusammenfassung Um die Jahrtausendwende und bis in die Nullerjahre hinein waren Hongkong-Filme und ihre Regisseure noch stilbildend und auf den großen Festivals vertreten. Johnnie To war einer der Filmemacher, die hoch gehandelt wurden, sei es wegen seines virtuos-barocken Heroic Bloodshed-Output in den 90ern oder seiner altmeisterlichen, formvollendeten späteren Filme wie Exiled. Und dann war gefühlt abrupt Schluss: kaum noch Filme fanden ihren Weg in den Westen, zaghafte Versuche, in Filmindustrien außerhalb Hongkongs Fuß zu fassen scheiterten. Wir versuchen uns in dieser Folge an wüsten Verschwörungstheorien, woran das liegen könnte. Könnte es se...
2019-05-05
55 min
Ein Filmarchiv
Spiel mir das Lied vom Tod (C'era una volt il West, 1968)
Zusammenfassung Gerade einmal vier Jahre liegen zwischen Sergio Leones erstem „Italo-Western“ PER UN PUGNO DI DOLLARI (FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR, 1964) und seinem postmodern durchwebtem Abgesang auf Mythen des amerikanischen Ur-Genres und seiner europäischen Interpretation, die er selbst erst mit in Gang gebracht hatte: C’ERA UNA VOLTA IL WEST (SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, 1968). Der Topos des mystischen Helden, schon im italienischen Sinne katholisch aufgeladen und auch sichtbar vernarbt und verdreckt durch seine moralisch verwerflichen Taten, wird hier vollkommen aufgelöst. Dank des Drehbuchs, geschrieben mit Hilfe des erfahrenen Autoren Sergio Donati, aber als Stoff ent...
2019-04-28
56 min
Ein Filmarchiv
Stalker, 1979
Zusammenfassung Interpretationsdruck: das Gefühl, mit einem Film nur dann klarzukommen, wenn man der Erzählung eine abstrakte Bedeutung jenseits der Handlung zuweist. Wie kommt es eigentlich, dass manche Filme – Filme wie STALKER – mehr von diesem Druck ausüben als andere? Dem gehen wir in dieser Folge auf den Grund. Wir reden über thematische Musterbildung, über romantische Bildtraditionen, Glaubensstrukturen, das Gefühl von Dauer und ein Montagekino ohne Schnitt. Nur eines haben wir nicht so wirklich zu bieten: eine stringente Deutung von STALKER. Vielleicht geht es darum in diesem Film aber auch gar nicht. Leider ist die To...
2019-04-21
54 min
Ein Filmarchiv
Predator, 1987
Zusammenfassung Wie kaum ein anderer Film umarmt McTiernans Vermengung aus Horror, Action und Kriegsfilm die Ironie der Postmoderne im 80er Jahre Kino, ohne aber die Strategie abzulegen, Leseangebote so offen wie möglich zu gestalten. Dabei beweist er trotz der zentralen Star-Figur Arnold Schwarzenegger den Willen zum Auteurismus und baut das dünne, aber effektive Drehbuch zu einem Regiefilm aus, das klar per Shotlist inszeniert wurde. Dabei entwickelt er einen Film, der einer definitiven Strategie folgt, die auch ein zentrales Leseangebot beinhaltet: der Dschungel wird zum Suchbild, für die Protagonisten ebenso, wie für uns Zuschauer. Ausn...
2019-04-14
53 min
Ein Filmarchiv
Große Freiheit Nr. 7, 1944
Zusammenfassung Helmut Käutner bekommt 1943 von den Nazis grünes Licht für – so hieß der Film damals noch – „Große Freiheit“. Man erwartet einen Prestigefilm, leicht Varieté-mäßig angehaucht, in dem wehmütige, singende Seefahrer und lustige Matrosen auf Landgang vom Kriegsgeschehen ablenken sollen. Sogar teuer in Farbe darf Käutner drehen – endgültiger Beweis dafür, dass die Propagandamaschinerie sich viel verspricht von dem Projekt. Heraus kam aber etwas ganz anderes: ein Film, in dem Hamburg kosmopolitisch ist, ein Schmelztiegel ohne einen Hauch von völkischem Unfug. Eine Weltstadt, in der sich die Menschen von der Traditionslenkun...
2019-04-07
55 min
Ein Filmarchiv
Tag der Rache (Vredens Dag), 1943
Zusammenfassung Mitten im zweiten Weltkrieg im besetzten Dänemark inszeniert der schon lange etablierte Regie-Veteran Carl Theoror Dreyer ein Werk über Hexenverfolgung und radikaler Religionsauslegung in der frühen Neuzeit. Dabei beruft er sich auf einen echten Fall aus Norwegen, beziehungsweise bezieht sich auf ein Theaterstück, das diesen Fall verarbeitet hatte. Nach VAMPYR, noch 1932 in Deutschland gedreht, ist VREDENS DAG Dreyers zweiter Tonfilm. Seine Inszenierung übernimmt das Beste aus beiden Welten, um ein zutiefst unangenehmes Kinostück zu konstruieren, das in einer bedrückenden Düsternis und langsamen Rhythmus mit säkularem Blick ein zutiefst auf Glauben b...
2019-03-31
44 min
Ein Filmarchiv
Prison on Fire (Gam yuk fung wan), 1987
Zusammenfassung Ein junger Mann kommt ins Gefängnis, und wir sehen gleich: der gehört so gar nicht dahin. Zum Glück hat er bald einen erfahrenen Freund an seiner Seite, der ihn gerade so durch das Geflecht aus korrupten Beamten, Triaden-Bossen und eigenen Gesetzen manövrieren kann. Ringo Lam inszeniert seinen Gefängnis-Film irgendwo zwischen heroic duo, dokumentarisch wirkendem Indie-Kino und knallhartem, geradlinigem Thriller, der Tony Leung Kar-fai berühmt und aus dem durchaus schon bekannten Chow Yun-Fat schlussendliche einen richtigen Star machte. Wir unterhalten uns über die verschiedenen Ebenen, mit denen der Film seine H...
2019-03-24
53 min
Ein Filmarchiv
Die Mörder sind unter uns, 1946
Zusammenfassung Wie kann ein deutsches Nachkriegskino aussehen? Sollte es überhaupt eines geben? Wolfgang Staudte darf 1946 einen der ersten Filme nach dem Krieg drehen. Und er geht unmittelbar auf Konfrontationskurs: jeder im deutschen Publikum soll sich bei DIE MÖRDER SIND UNTER UNS wiedererkennen. Die eigene Repression, das eigene Leugnen der Schuld, das Wegdrängen der schrecklichen Gegenwart und der noch schrecklicheren unmittelbaren Vergangenheit. Wir unterhalten uns darüber, wie Staudte diesen Effekt erzielt: einerseits mit Vorkriegsmitteln, mit expressionistischem Licht und stark psychologisierender Kamera. Andererseits mit Brechtianischen Konzepten, die wegweisend für das ostdeutsche Kino werden solle...
2019-03-17
52 min
Ein Filmarchiv
Mad Max, 1979
Zusammenfassung Kein Gedanke an eine Franchise, kein beflissenes Worldbuilding, keine Zukunft: stattdessen zeichnet George Miller im ersten MAD MAX eine brüchige, fiese, zynische psychologische Landschaft, eine kaputte Kartographie der Männlichkeit Ende der 1970er Jahre. Wir unterhalten uns über diesen verrückten Max, dem nach und nach die Optionen ausgehen: Polizist kann man in der Postapokalypse nicht sein, liebender Familienvater auch nicht. Warum also nicht einfach wahnsinnig werden, maximal sexuell und thanatös mit dem eigenen Auto verschmelzen, als hätte JG Ballard eine Actionversion von CRASHgeschrieben? Und dann ist da noch die makellose, dreckige Inszenierung der Ve...
2019-03-10
45 min
Ein Filmarchiv
Intime Beleuchtung (Intimate Lighting / Intimní osvĕtlení), CSK 1965
Zusammenfassung Teil 3 unserer losen Reihe zur Neuen Tschechoslowakischen Welle: diesmal mit Ivan Passers INTIMATE LIGHTING. Es geht um die Möglichkeit und Unmöglichkeit, wieder nach Hause zu kommen. Der Heimkehrer ist hier Petr (gespielt von Zdenek Bezusek), professioneller Musiker, der zu einem Gastspiel in das Dorf zurückkehrt, in dem er geboren wurde. Dort ist sein alter Freund Bambas (Karel Blazek) hängen geblieben – ebenfalls studierter Musik, aber wegen Familie und anderen Verpflichtungen hat es nur zum Musiklehrer gereicht. Was folgt, ist eine Reihe von fein beobachteten, oft sehr komischen Sequenzen, die immer wieder zwischen individueller Erfahr...
2019-03-03
51 min
Ein Filmarchiv
The Last Movie, 1971
Zusammenfassung Wirr sei Dennis Hoppers Nachfolger zum epochalen EASY RIDER, hörte man immer wieder. Völlig zu Recht im Giftschrank des Studios verschwunden. Ein komplett verdrogter, narzisstischer Alptraum von Film, unerträglich. Und dann bekommt man THE LAST MOVIEendlich zu sehen – jahrelang kein ganz leichtes Unterfangen – und es stellt sich raus: stimmt alles gar nicht. THE LAST MOVIEerzählt – formal ambitioniert aber keineswegs unverständlich – von Kansas, einem amerikanischen Möchtegern-Cowboy, der in Peru (!) eine Westernkulisse an amerikanische Filmprojekte vermietet. Bis eben keine Filmcrew mehr kommt. Und die Einheimischen anfangen, den letzten Film der dort vor der Kamera war...
2019-02-24
50 min
Ein Filmarchiv
Ein gewisser Herr Gran, 1933
Zusammenfassung Ode an das Mittelmaß: vielleicht beschäftigen wir uns als Cinephile und Filmhistoriker viel zu sehr mit Klassikern, anerkannten Geniestreichen und überhaupt sehr wichtigen Filmen. Dabei besteht der Großteil der Filmgeschichte aus dem Durchschnitt. Filmen, welche vielleicht ein, zwei hübsche Ideen haben, aber ansonsten erzählerische Normen sklavisch erfüllen, handwerklich routiniert gemacht sind, gerne in ihrer Gediegenheit auch mal langweilen. Genau so ein Film ist Gerhard Lamprechts EIN GEWISSER HERR GRAN, mit gelegentlichen Ausschlägen des Qualitätsmeters nach oben. Hans Albers gibt hier den deutschen Geheimagenten Gran, der hinter einem abstrusen MacGuffin her ist...
2019-02-17
43 min
Ein Filmarchiv
Reporter des Satans (Ace in the Hole), 1951
Zusammenfassung 1951 darf Billy Wilder zum ersten Mal in den USA einen seiner Filme auch selbst produzieren, und er nutzt die Gelegenheit: ein Studioproduzent hätte ihm sicher Kurskorrekturen verordnet, so finster ist dieser Noir trotz der Wüstensonne von New Mexico. Kirk Douglas ist hier Chuck Tatum, maximaler Unsympath, Alkoholiker, zynischer Star-Reporter und down on his luck. Vollkommen selbstverschuldet ist er bei allen großen Zeitungen rausgeflogen und muss sich deswegen bei einem Lokalblatt in Albuquerque verdingen. Dort wartet er nur auf seine Chance, die eine große Story, die ihm wieder in die big league verhilft. Als...
2019-02-10
51 min
Ein Filmarchiv
Ugetsu - Erzählungen unter dem Regenmond (Ugetsu monogatari), 1953
Zusammenfassung Ohne Kenji Mizoguchis UGETSU MONOGATARI kein Siegeszug des japanischen Kinos im Westen: neben Akira Kurosawa steht kaum ein anderer Filmemacher so sehr für das sogenannte goldene Zeitalter des japanischen Filmschaffens. Anfang der 50er Jahre ist Mizoguchi auch einer der ersten, die sich mit Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg auseinander setzen. Vordergründig geht es in UGETSU um das Leid der Landbevölkerung während eines Kriegs zwischen Klans im 16. Jahrhundert. Tatsächlich aber gestaltet Mizoguchi seinen Film maximal anschlussfähig für eine Welt, der die Grauen des Krieges noch ganz unmittelbar sind. In UGETSU MONOGAT...
2019-02-03
47 min
Ein Filmarchiv
Red Pier (Akai Hatoba), 1958
Zusammenfassung Achtung: Der Ton ist leider in den ersten 10-15 Minuten sehr verrauscht und etwas nervig anzuhören. Wir bitten um Entschuldigung! Was hat Takeshi Kitano, Regisseur unseres letztwöchigen Podcastobjekts SONATINE, in seiner Kindheit und Jugend eigentlich so im Kino gesehen? Wahrscheinlich Filme wie Toshio Masudas RED PIER: eine Yakuza-Ballade über den underboss Jiro (gespielt von Yujiro Ishihara, dem „Elvis Japans“). Jiro ist von Tokyo nach Kobe umgezogen und ein Yakuza alter Schule: gleichzeitig eiskalter Killer und nett zu kleinen Kindern, schlimmer Finger und Held der kleinen Leute. Außerdem machen ihn seine schiefen Zähne sa...
2019-01-27
52 min
Ein Filmarchiv
Sonatine (1993)
Zusammenfassung Ehrenwerte Yakuza im Tourbus: für eine Klimaanlage hat es nicht gereicht und die Sitzpolster sind abgeranzt, aber immerhin hat der Boss mitgedacht und jeder bekommt zur Abkühlung ein Eis oder eine leckere Limo. Klingt wie Klamauk, aber Takeshi Kitano inszeniert dieses Szenario in SONATINE so nüchtern und beiläufig, dass die Killerbande eher erbärmlich wirkt. Der ganze Film findet in einem solchen merkwürdigen Schwebezustand statt, zwischen Genrefilm und frühem Jim Jarmusch, Melancholie und Ulk. In unserem ersten Japanuary-Beitrag interessiert uns, mit welchen inszenatorischen Mitteln Kitano diese atmosphärische Uneindeutigkeit herstellt: mit Impr...
2019-01-20
53 min
Ein Filmarchiv
Atemlos vor Angst (Sorcerer), 1977
Zusammenfassung William Friedkin besteht darauf: sein Sorcerer ist nicht etwa ein Remake von Clouzots Lohn der Angst. Stattdessen will er seinen Film als Neuinterpretation des Originalromans verstanden wissen. Da gehen wir d’accord: mit dem existenzialistischen Lehrstück Salaire de la Peur hat Friedkins Arbeit nur noch wenig gemeinsam. Stattdessen wird hier tief in die New Hollywood-Trickkiste gegriffen. Wir unterhalten uns etwa darüber, wie Friedkin seine Figuren einführt, noch bevor sie im südamerikanischen Dschungel landen – mit virtuosen Stilwechseln zum Beispiel, vom bourgeoisen Drama in Pariser Salons zum amerikanischen Gangsterfilm zum quasi dokumentarisch gefilmten Bombenattentat in Jerus...
2019-01-13
59 min
Ein Filmarchiv
Lohn der Angst (Le Salaire de la Peur), 1953
Shownotes Zusammenfassung Mario, Monsieur Jo, Bimba und Luigi hängen irgendwo in einem südamerikanischen Kaff fest: keine Jobs, die Flugtickets raus aus der Misere unbezahlbar. Das Elend ist so groß, dass sie sich sogar um eine Selbstmordmission prügeln. Für eine amerikanische Ölfirma sollen sie Nitroglyzerin über holprige Straßen zum Ölfeld transportieren. Jedes Schlagloch könnte den Tod bedeuten. Clouzots LOHN DER ANGST ist vor allem als Suspensefilm berühmt geworden: immer wieder wissen wir als Publikum mehr über drohendes Unglück als die Lasterfahrer. Die Set Pieces der zweiten Hälfte des Fi...
2018-12-30
58 min
Ein Filmarchiv
Stirb Langsam (Die Hard), 1988
Shownotes Zusammenfassung Etabliert als die ironische Variante eines Weihnachstsfilms ist John McTiernans Action-Film doch weit mehr, denn er bietet, so sagt unter anderem David Bordwell, die finale Re-Formulierung Hollywoods. Ganz klar: DIE HARD arbeitet mit ziemlich vielen Eindeutigkeiten und der Einheit von Raum, Zeit und Kausalität, nebenbei zeichnet sich die Filmerzählung durch eine herausragend implementierte Redundanz der Kausalitäten aus, bei der jeder Zuschauer direkt mitbekommt, was gerade warum passiert. Eindeutigkeit ist hier Trumpf. Bei all der geschlossenen Form übernimmt McTiernan rein technisch die Errungenschaften des New Hollywoods. Der Film bleibt aber, ganz gege...
2018-12-23
59 min
Ein Filmarchiv
Der Mann, der vom Himmel fiel (The Man Who Fell to Earth), 1976
Shownotes Zusammenfassung In seinem narrativen Herzen ein Science-Fiction-Film, der alles, was kausal SciFi ist, fallen zu lassen scheint, ist Nicolas Roegs Literaturverfilmung eine fragile Konstruktion, der es um menschliche Abgründe und Bedingtheiten, Abhängigkeiten und Sexualität geht. Er bindet seinen Kamerablick an das von David Bowie gespielte Alien, einen Mann, der sich in die Gesellschaft einpasst, aber dennoch immer verzerrt von außen auf die Welt schaut. Gleichzeitig bleibt auch sein Charakter für uns ein Außen, und so doppelt sich das Filmbild zu einem wenig verlässlichen Spiegelbild. Roeg, gerade leider verstor...
2018-12-16
55 min
Ein Filmarchiv
Opfergang, 1944
Shownotes Zusammenfassung Man kann diesen Film visuell kaum von einem der Heimatfilme und Schmonzetten der 50er Jahre unterscheiden. Kein Wunder, schließlich hat Kameramann Bruno Mondi beispielsweise auch die Sissi-Filme fotografiert. (Allerdings ist OPFERGANG viel exquisiter ausgestattet, sorgfältiger inszeniert, in seiner Farbgestaltung atemberaubend und noch dazu tonal sagenhaft präzise austariert.) Schaut man in die üblichen filmgeschichtlichen Quellen, wird Veit Harlans Film meistens als Melodram eingeordnet – ein reichlich überzogenes, aber ideologisch unbedenkliches. Kann das sein? Kann es sein, dass der Regisseur von JUD SÜSS hier nur mit einer arg morbiden Ménage à tr...
2018-12-09
55 min
Ein Filmarchiv
Schießen Sie auf den Pianisten (Tirez sur le pianiste), 1960
Shownotes Zusammenfassung Nouvelle Vague-Meister Truffaut macht in seinem zweiten Film auf Film Noir, interessiert sich aber weniger für den angetäuschten Gangster-Plot, als mehr für Beziehungen und wie sich das ganze Thema mit Mann, Frau und Sexualität im jungen, modernen Frankreich neu aushandelt. Ein Widerspruch? Ganz und gar nicht, denn SCHIESSEN SIE AUF DEN PIANISTEN arbeitet sich an den sozial veralteten Modellen von femme fatale bis femme fragile ab und nutzt Noir als den wiederentdeckten expressionistisch-existenzialistisch geprägten Euro-Export in das Hollywood-Kino, um Form, Narration und vor allem Kontext in die H...
2018-12-02
53 min
Ein Filmarchiv
Point Blank, 1967
Shownotes Zusammenfassung Wir machen weiter mit unserem Streifzug durch den Neo-Noir. Haltestelle diesmal: San Francisco. Aber auch Irland. Da kommt nämlich Regisseur John Boorman her, und in seinem ersten amerikanischen Film merkt man das auch sofort. Sein Blick auf die Bay Area, das wird in jeder Einstellung spürbar, ist exzentrisch. Boorman fotografiert die Westküste als einen Ort der Einsamkeit, in Totalen mit viel leerer Landschaft, die trotz strahlendem Sonnenschein wie im klassischen Film Noir die existenzielle Leere der Figuren spiegeln. Die Apartment Buildings, in denen Boormans Gangster in Luxus leben, seh...
2018-11-25
55 min
Ein Filmarchiv
Alles auf eine Karte (Underworld, U.S.A.), 1961
Shownotes Zusammenfassung BLAM! Cuddles ist hoffnungslos betrunken und schmiert sich mit einem Eiswürfel lasziv um die Lippen herum. POW! Gangsterboss Gela hat echt mal eine ordentliche Rechte in die Magengegend verdient! KABLOOEY! “I seen four shadows on a wall kill a guy!” BANG! Wird Zeit, dass der nächste Gangsterboss in seinem eigenen Pool baden geht! UNDERWORLD, U.S.A. ist vielleicht die Essenz von Samuel Fullers Kino: im positiven Sinne populistisch, immer auf die filmische Version der Boulevard-Schlagzeile hin komponiert, sozial woke und zutiefst humanistisch. Wir begleiten in dieser Folge den Gangst...
2018-11-18
53 min
Ein Filmarchiv
The Other Side of the Wind, 2018
Shownotes Zusammenfassung Die Frage steht im Raum: von wem ist dieser Film? Orson Welles liefert klar eine Vision und die Bilder, aber ihre Montage und die gesamte Postproduction bleibt für uns eine Rekonstruktion, die wir nicht fest verankern können. Auch wenn wir diese Verunsicherung ablegen, THE OTHER SIDE OF THE WIND, schon in sich eigentlich der Titel des Films im Film, tut alles dafür, uns in einem Status absoluter Inhaltsüberforderung zu halten. Überdeterminierungen, Wechsel der Film-Realitäten, Materialien und Perspektiven, sowie eine Mehrstimmigkeit in der Narration machen es nicht einfac...
2018-11-11
58 min
Ein Filmarchiv
Der Fluch des Dämonen (Night of the Demon / Curse of the Demon), 1957
Shownotes Zusammenfassung Professor John Holden (äußerst unsympathisch: Dana Andrews) glaubt nicht an Geister. Erst recht glaubt der amerikanische Wissenschaftler nicht, dass sein britischer Kollege Harrington von einem Zauberer namens Karswell verflucht und anschließend von einem Dämon ermordet worden ist. Viel wichtiger als die Frage, woran Holden glaubt, ist bei NIGHT OF THE DEMON aber: glaubt dieser Film an das Übernatürliche? Wir zerlegen Jacques Tourneurs Kultfilm aus den späten 50ern in seine Einzelteile und kommen doch zu keinen Gewissheiten. Auf dem Weg in die totale Verwirrung ordnen wir die Geschic...
2018-11-04
54 min
Ein Filmarchiv
Hügel der blutigen Augen (The Hills Have Eyes), 1977
Shownotes Zusammenfassung Wer zur Silberhochzeit unbedingt eine verlassene Silbermine in dubioser Wüstenumgebung besuchen möchte (Militärstützpunkt, Atomtests, seltsame Tankwarte), der hat es möglicherweise nicht anders verdient: Familie Carter bleibt mit dem Wohnwagen irgendwo in der Einöde liegen und wird anschließend von ihrem bösen Spiegelbild heimgesucht. Also von einem regressiven, patriarchal organisierten Kannibalen- und Vergewaltigerclan, der möglicherweise ein bisschen zu viel Reststrahlung des Nuclear Age abbekommen hat. Die menschenfressenden Doppelgänger der all-American Carters stehen dabei ganz klar für die Ich-Anteile, welche das weiße WASP-Amerika...
2018-10-28
55 min
Ein Filmarchiv
Hexen bis aufs Blut gequält (Mark of the Devil), 1970
Shownotes Zusammenfassung Gibt es eine richtige Hexenjagd in der falschen? Graf Christian von Meruh, gespielt von Udo Kier, ist sich da nicht mehr so sicher. Er ist als Folter-Azubi seinem Hexenjäger-Chef Lord Cumberland (Herbert Lom) nach Österreich gefolgt, um dort mit ihm für die juristisch einwandfreie Verfolgung von Hexen und Zauberern zu sorgen. Aber etliche abgehackte Finger, herausgerissene Zungen und durchbohrte Muttermale später will Christian eigentlich nur noch freie Liebe mit der schönen Wirtshausmaid praktizieren und den Hexenwahn beenden. HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT ist ein kalkulierter Skandalfilm, war la...
2018-10-21
53 min
Ein Filmarchiv
Das Ding aus einer anderen Welt (The Thing), 1982
Shownotes Zusammenfassung John Carpenters erster Studiofilm spielt mit seinem Zuschauer, versteckt erst das Grauen und subjektiviert mit der Reaktion seiner Figuren, zeigt es dann aber wieder explizit. So hinterlässt er seine Zuschauer in der Ewigen Sorge, wenn er versucht, mehr zu erkennen, zu offen für den irgendwann einsetzenden Ekel zu werden. Zu Beginn der 80er Jahre noch ein veritabler Flop, gilt der THE THING aber heute als Kultklassiker. Das hängt wohl auch daran, dass viele Strategien des Films mit der Verunsicherung des Publikums arbeiten, so weit, dass diese den Film als...
2018-10-07
57 min
Ein Filmarchiv
Die Enttäuschten (Le beau Serge), 1958
Shownotes Zusammenfassung In seinem Langfilm-Debut setzt Claude Chabrol die Forderungen der Nouvelle Vague gleich einmal in die Tat um: er erzählt mit einer Mise en Scène direkt aus dem Baukasten der Theorien seines intellektuellen Ziehvaters André Bazin von dem Sinnverlust einer Existenz in der Provinz. Wir kehren mit dem Studenten François in dessen Heimatdorf zurück, in dem alles, was mal an seinem Platz war, nicht mehr zählt und der Untergang der dortigen Gemeinschaft stetig voranschreitet. Es gibt kaum Arbeit, Paris ist genau so weit weg wie fließend Wasser...
2018-09-30
54 min