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Elisa Demonki
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Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(71) Bertha von Suttner »Die Waffen nieder!« (Ausschnitt aus dem ›4. Buch‹)
Rache und immer wieder Rache? Jeder Krieg muß einen Besiegten aufweisen und wenn dieser nur in einem nächsten Krieg Genugtuung finden kann, einem nächsten, der natürlich wieder einen genugtuungheischenden Besiegten schaffen wird – wann nimmt das ein Ende? Wie kann Gerechtigkeit erlangt, wann altes Übel gesühnt werden, wenn als Sühnemittel immer wieder neues Unrecht angewendet wird? Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegputzen zu wollen – nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden! Musik: Elisa Demonki
2023-02-15
05 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(70) Rainer Maria Rilke »Herbsttag« / Giaime Pintor »Giorno d’autunno«
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Signore: è tempo. Grande era l’arsura. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los. Deponi l’ombra sulle meridiane, libera il vento sopra la pianura. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Fa’ che sia colmo ancora il frutto estremo; concedi ancora un giorno di tepore, che il frutto giunga a maturare, e spremi nel grave vino l’ultimo sapore. Wer jetzt kein Haus...
2022-09-23
02 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(69) Aesop - Die beiden Frösche
Zwei Frösche, deren Tümpel die heiße Sommersonne ausgetrocknet hatte, gingen auf die Wanderschaft. Gegen Abend kamen sie in die Kammer eines Bauernhofs und fanden dort eine große Schüssel Milch vor, die zum Abrahmen aufgestellt worden war. Sie hüpften sogleich hinein und ließen es sich schmecken. Als sie ihren Durst gestillt hatten und wieder ins Freie wollten, konnten sie es nicht: die glatte Wand der Schüssel war nicht zu bezwingen, und sie rutschten immer wieder in die Milch zurück. Viele Stunden mühten sie sich nun vergeblich ab, und ihre Schenkel wurden allmählich...
2022-07-04
02 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(68) Kurt Tucholsky »Drei Minuten Gehör!«
Drei Minuten Gehör will ich von euch, die ihr arbeitet – ! Von euch, die ihr den Hammer schwingt, von euch, die ihr auf Krücken hinkt, von euch, die ihr die Feder führt, von euch, die ihr die Kessel schürt, von euch, die mit den treuen Händen dem Manne ihre Liebe spenden – von euch, den Jungen und den Alten – : Ihr sollt drei Minuten inne halten. Wir sind ja nicht unter Kriegsgewinnern. Wir wollen uns einmal erinnern. Die erste Minute gehöre dem Mann. Wer trat vor Jahren in Feldgrau an? Zu Hause die Kinder – zu Hause weint Mutter ... Ihr...
2022-05-09
06 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(67) Johann Wilhelm Ludwig Gleim »An Leukon « (aus ›Neue Lieder‹)
Rosen pflücke, Rosen blühn, Morgen ist nicht heut! Keine Stunde laß entfliehn, Flüchtig ist die Zeit! Trink' und küsse! Sieh, es ist Heut Gelegenheit; Weißt du, wo du morgen bist? Flüchtig ist die Zeit! Aufschub einer guten That Hat schon oft gereut! Hurtig leben ist mein Rat, Flüchtig ist die Zeit! Musik: Ulrike Theusner (»Schmetterling«, komponiert mit 8 Jahren)
2022-04-07
01 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(66) Laozi »Tao Te King « 68 (übersetzt von Richard Wilhelm)
Wer gut zu führen weiß, ist nicht kriegerisch. Wer gut zu kämpfen weiß, ist nicht zornig. Wer gut die Feinde zu besiegen weiß, kämpft nicht mit ihnen. Wer gut die Menschen zu gebrauchen weiß, der hält sich unten. Das ist das Leben, das nicht streitet; das ist die Kraft, die Menschen zu gebrauchen; das ist der Pol, der bis zum Himmel reicht. Laozi von Zhang Lu
2022-03-01
01 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(65) Friedrich Rückert »Ich bin der Welt abhanden gekommen«
Für S.K. Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben. Sie hat so lange von mir nichts vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben. Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich für gestorben hält; Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben der Welt. Ich bin gestorben dem Weltgewimmel Und ruh’ in einem stillen Gebiet. Ich leb’ in mir und meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied. [caption id="attachment_821" align="alignnone" width="400"] Caspar David Friedrich »Calm in Snow«[/caption]
2022-02-01
03 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(64) Friedrich Nietzsche »Die Hoffnung« aus »Menschliches, Allzumenschliches I«
Die Hoffnung. — Pandora brachte das Fass mit den Übeln und öffnete es. Es war das Geschenk der Götter an die Menschen, von Außen ein schönes verführerisches Geschenk und "Glücksfass" zubenannt. Da flogen all die Übel, lebendige beschwingte Wesen heraus: von da an schweifen sie nun herum und tun den Menschen Schaden bei Tag und Nacht. Ein einziges Übel war noch nicht aus dem Fass herausgeschlüpft: da schlug Pandora nach Zeus' Willen den Deckel zu und so blieb es darin. Für immer hat der Mensch nun das Glücksfass im Hause und meint Wunder was für einen...
2022-01-01
04 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(63) Franziska zu Reventlow »Keine Heimat mehr« aus »Gedichte« ca. 1891
Es wogt um mich das Meer der Schmerzen.Wüst brennt das Hirn, gedankenleer.Nur eines, eines kann ich fassen,ich habe keine Heimat mehr. Hinab sank mir der Jugend Freude,hinab in des Vergessens Meer.Es blieb nur eine heiße Wunde,ich habe keine Heimat mehr. Egon Schiele »Crouching Nude in Shoes and Black Stockings« Noch immer rauscht das Leben weiter,es glüht und leuchtet um mich her.Doch meinen Jammer kann's nicht stillen –Ich habe keine Heimat mehr.
2021-07-23
02 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(62) Elisabeth zu Wied (Carmen Sylva) »Angst« aus »Geflüsterte Worte«
Wenn es eine Hölle geben kann, so ist sie ganz gewiß nur eine Zeit namenloser Angst. Denn es gibt wohl nichts Furchtbareres als Angst. Die Schmerzen des Leibes und der Seele reichen nicht an das Gefühl wahnwitziger Angst hinan, welche die Glieder lähmt, das Wort in Eis verwandelt, das Herz in einen Krater, in dem es pocht und siedet Tag und Nacht. Die Höllengeborenen, welche die Angst erfanden, wußten, daß diese dem Menschen die Sinne und Gedanken raubt. Und dennoch haben Unzählige diesem Entsetzen widerstanden und sind für einen einzigen Gedanken, für eine einzi...
2021-01-17
21 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(61) George Gordon Byron »Stanzen für Musik« / »Stanzas For Music«
»Byron allein lasse ich neben mir gelten.« J.W.Goethe There be none of Beauty‘s daughters With a magic like thee; And like music on the waters Is thy sweet voice to me: Der Schönheit Töchter keine gleich’ Mit einem Zauber ähnlich dir, Wie Musik aus dem Wasserreich Ist deine süße Stimme mir: When, as if its sound were causing The charmed ocean‘s pausing, The waves lie still and gleaming, And the lull‘d winds seem dreaming. Sie zog, sobald ihr Ton begann, Den Ozean in ihren Bann; Glänzend still, die Wellen schwingen Und die Winde träume...
2016-06-14
07 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(60) Jacob und Wilhelm Grimm »Der alte Großvater und der Enkel«
Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch, un...
2015-12-06
04 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(59) Johann Wolfgang von Goethe »Hexenküche« Auszug aus »Faust - Der Tragödie erster Teil«
Auf einem niedrigen Herd steht ein großer Kessel über dem Feuer. In dem Dampfe, der davon in die Höhe steigt, zeigen sich verschiedene Gestalten. Eine Meerkatze sitzt bei dem Kessel und schäumt ihn, und sorgt daß er nicht überläuft. Der Meerkater mit den Jungen sitzt darneben und wärmt sich. Wände und Decke sind mit dem seltsamsten Hexenhausrat geschmückt. Faust. Mir widersteht das tolle Zauberwesen! Versprichst du mir, ich soll genesen, In diesem Wust von Raserei? Verlang’ ich Rat von einem alten Weibe? Und schafft die Sudelköcherei Wohl dreißig Jahre mir vom Leibe? Weh mir...
2015-04-29
04 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(58) Johann Wolfgang von Goethe »Gretchens Stube« aus »Faust - Der Tragödie erster Teil«
Gretchen (am Spinnrad, allein) Meine Ruh ist hin, Mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer und nimmermehr. Wo ich ihn nicht hab, Ist mir das Grab, Die ganze Welt Ist mir vergällt. Mein armer Kopf Ist mir verrückt, Meiner armer Sinn Ist mir zerstückt. Meine Ruh ist hin, Mein Herz ist schwer, Ich finde sie nimmer und nimmermehr. Nach ihm nur schau ich Zum Fenster hinaus, Nach ihm nur geh ich Aus dem Haus. Sein hoher Gang, Sein edle Gestalt, Seines Mundes Lächeln, Seiner Augen Gewalt, Und seiner Rede Zauberfluß, Sein Händedruck, Und ach! sein K...
2015-04-14
05 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(57) Christoph Wilhelm Hufeland im Vor- und Nachwort zu Immanuel Kants »Von der Macht des Gemüts«
Unglaublich ist es, was der Mensch vermag, auch im Physischen, durch die Kraft des festen Willens; und so auch durch die Not, die oft allein einen solchen festen Willen hervorzubringen vermag. Wer kann leugnen, daß es Wunder und Wunderheilungen gibt? – Aber was sind sie anders als Wirkungen des festen Glaubens entweder an himmlische Kräfte, oder auch an irdische und folglich Wirkungen des Geistes? Jedermann kennt die Kraft der Imagination. Niemand zweifelt daran, daß es eingebildete Krankheiten gibt, und daß eine Menge Menschen an nichts anders krank sind, als an der Krankheitseinbildung (Hypochondrie). Ist es nun aber nicht ebensogut möglich u...
2014-10-22
04 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(56) Joachim Ringelnatz »Fussball«
nebst Abart und Ausartung Der Fußballwahn ist eine Krankheit, aber selten, Gott sei Dank. Ich kenne wen, der litt akut An Fußballwahn und Fußballwut. Sowie er einen Gegenstand In Kugelform und ähnlich fand, So trat er zu und stieß mit Kraft Ihn in die bunte Nachbarschaft. Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel, Ein Käse, Globus oder Igel, Ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar, Ein Kegelball, ein Kissen war, Und wem der Gegenstand gehörte, Das war etwas, was ihn nicht störte. Bald trieb er eine Schweineblase, Bald steife Hüte durch die Straße. Dann wieder mit...
2014-07-02
05 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(55) Johann Wolfgang von Goethe »An meine Mutter«
Obgleich kein Gruß, obgleich kein Brief von mir, So lang dir kömmt, laß keinen Zweifel doch Ins Herz, als wär die Zärtlichkeit des Sohns, Die ich dir schuldig bin, aus meiner Brust Entwichen. Nein, so wenig als der Fels Der tief im Fluß, vor ewgem Ancker liegt, Aus seiner Stätte weicht, obgleich die Fluht, Mit stürmschen Wellen bald, mit sanften bald Darüber fließt, und ihn dem Aug entreißt. So wenig weicht die Zärtlichkeit für dich Aus meiner Brust, obgleich des Lebens Strom, Vom Schmerz gepeitscht bald stürmend drüber fließt, Und, vo...
2014-05-11
05 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(54) Joseph Pulitzer »There is no crime...« / »Es gibt kein Verbrechen...«
(Ein Zitat von Joseph Pulitzer aus dem Buch von Denis Brian “Pulitzer: A Life“) There is not a crime, there is not a dodge, there is not a trick, there is not a swindle, there is not a vice which does not live by secrecy. Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Get these things out in the open, describe them, attack them, ridicule them in the press, and sooner or later public opinion will sweep them away. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, attackiert sie, macht sie vor alle...
2014-03-25
03 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(53) »Die Sieben Letzten Worte Jesu Christi« aus den vier Evangelien des Neuen Testaments
nach der revidierten Übersetzung von Martin Luther Lukas 22 7 Es kam nun der Tag, an welchem man mußte opfern das Osterlamm. Markus 14 22 Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und sprach: Esset; das ist mein Leib. 23 Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut, das für viele vergossen wird. Lukas 22 24 Es erhob sich auch ein Zank unter ihnen, welcher unter ihnen sollte für den Größten gehalten werden. 25 Er aber sprach zu ihnen: Die weltlichen Könige herrschen, und die Gewaltig...
2013-03-29
16 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(52) Friedrich Nietzsche »Der Einsame«
Verhaßt ist mir das Folgen und das Führen. Gehorchen? Nein! Und aber nein – Regieren! Wer sich nicht schrecklich ist, macht niemand Schrecken: Und nur wer Schrecken macht, kann andre führen. Verhaßt ist mirs schon, selber mich zu führen! Ich liebe es, gleich Wald- und Meerestieren, mich für ein gutes Weilchen zu verlieren, in holder Irrnis grüblerisch zu hocken, von ferne her mich endlich heimzulocken, mich selber zu mir selber – zu verführen. Musik: Ulrike Theusner
2013-02-06
02 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(51) Johann Wolfgang von Goethe »Dilettant und Kritiker«
Es hatt ein Knab‘ eine Taube zart, Gar schön von Farben und bunt, Gar herzlich lieb, nach Knabenart, Geätzet aus seinem Mund Und hatte so Freud‘ am Täubchen sein, Daß er nicht konnte sich freuen allein. Da lebte nicht weit ein Alt-Fuchs herum, Erfahren und lehrreich und schwätzig darum; Der hatte den Knaben manch Stündlein ergetzt, Mit Wundern und Lügen verprahlt und verschwätzt. „Muß meinem Fuchs doch mein Täubelein zeigen!“ Er lief und fand ihn strecken in Sträuchen. „Sieh, Fuchs, mein lieb Täublein, mein Täubchen so schön! Hast du dein‘ Tag‘ so ein Täu...
2013-02-05
02 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(50) Oscar Wilde »Der Schüler« / »The Disciple«
Als Narziß starb, verwandelte sich die Quelle seiner Freuden von einer Schale voll süßen Wassers in eine Schale voll salziger Tränen, und die Bergnymphen kamen weinend durch den Wald, dass sie zur Quelle singen und dieser Trost geben konnten. Und als sie sahen, daß die Quelle von einer Schale voll süßen Wassers sich in eine Schale voll salzige Tränen verwandelt hatte, da lösten sie die grünen Flechten ihres Haares und sprachen weinend zur Quelle: „Wir wundern uns nicht, das du auf diese Weise um Narziss trauerst, – so schön war er.“ „War Narziß denn schön?“ fragte die...
2013-02-04
04 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(49) »Frau Holle« ein Märchen der Gebrüder Grimm von 1857
ine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit thun und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen, und mußte so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den...
2012-12-17
10 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(48) Heinrich Heine »Die Heil'gen Drei Könige«
Die Heil’gen Drei Könige aus Morgenland, Sie frugen in jedem Städtchen: „Wo geht der Weg nach Bethlehem, Ihr lieben Buben und Mädchen?“ Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht, Die Könige zogen weiter; Sie folgten einem goldenen Stern, Der leuchtete lieblich und heiter. Der Stern blieb stehn über Josephs Haus, Da sind sie hineingegangen; Das Öchslein brüllte, das Kindlein schrie, Die Heil’gen Drei Könige sangen. Musik: Ulrike Theusner
2011-12-20
01 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(47) Sigmund Freud »Vergänglichkeit«
Vor einiger Zeit machte ich in Gesellschaft eines schweigsamen Freundes und eines jungen, bereits rühmlich bekannten Dichters einen Spaziergang durch eine blühende Sommerlandschaft. Der Dichter bewunderte die Schönheit der Natur um uns, aber ohne sich ihrer zu erfreuen. Ihn störte der Gedanke, daß all diese Schönheit dem Vergehen geweiht war, daß sie im Winter dahingeschwunden sein werde, aber ebenso jede menschliche Schönheit und alles Schöne und Edle, was Menschen geschaffen haben und schaffen könnten. Alles, was er sonst geliebt und bewundert hätte, schien ihm entwertet durch das Schicksal der Vergänglichkeit, zu dem es be...
2010-12-07
11 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(46) Ludwig van Beethoven »Das Heiligenstädter Testament«
Empfehlt euren Kindern Tugend, sie nur allein kann glücklich machen, nicht Geld. – O ihr Menschen, die ihr mich für feindselig, störrisch oder misantropisch haltet oder erkläret, wie unrecht tut ihr mir; ihr wißt nicht die geheime Ursache von dem, was euch so scheinet; mein Herz und mein Sinn waren von Kindheit an für das zarte Gefühl des Wohlwollens, selbst große Handlungen zu verrichten, dazu war ich immer aufgelegt, aber bedenket nur, daß seit 6 Jahren ein heilloser Zustand mich befallen, durch unvernünftige Ärzte verschlimmert, von Jahr zu Jahr in der Hoffnung, gebessert zu werden, be...
2010-04-18
11 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(45) Henrik Ibsen »Peer Gynt - Solveigs Lied« (Edvard Grieg)
Kanskje vil det gå både Vinter og Vår, Vielleicht werden Winter und Frühjahr vergehen, både Vinter og Vår, og neste Sommer med, og det hele År und der nächste Sommer gleich mit, und auch das ganze Jahr, og det hele År und auch das ganze Jahr, men engang vil du komme, det vet jeg visst, aber einmal wirst du kommen, das weiß ich gewiß, det ved jeg vist, das weiß ich gewiß, og jeg skal nok vente, for det lovte jeg sist, und ich werde auf dich warten, denn das versprach ich zuletzt, det lovte jeg sis...
2010-01-15
01 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(44) Kurt Tucholsky »Kreuzworträtsel«
Kreuzworträtsel mit Gewalt Der Arzt versank in meinem Bauch. Dann richtete er sich hochaufatmend wieder auf. »Es sind die Nerven, Herr Panter«, sagte er. »An den Organen ist nichts. Ruhe – Ausspannen – Massage – Rohkost – Gemüse – Gymnastik – kohlensaure Bäder … passen Sie auf: wir kriegen Sie schon wieder hoch. Schwester –!« Da saß ich in dem Klapskasten, und nun war es zu spät. (…) Das konnte heiter werden. Es wurde sehr heiter. Ich absolvierte täglich ein längeres Zirkusprogramm, von morgens um sieben bis mittags um halb eins. Der Turnlehrer; die Wiegeschwester; der Bademeister; der Masseur; der Assistenzarzt; die Zimmerschwester … sie alle waren emsig um mich be...
2009-10-29
09 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(43) Johann Wolfgang von Goethe »Wilhelm Meisters Lehrjahre«
Achtzehntes Kapitel Er war, man darf sagen, auf dem Theater geboren und gesäugt. (…) Leider mußte er den Beifall, den er an glänzenden Abenden erhielt, in den Zwischenzeiten sehr teuer bezahlen. Sein Vater, überzeugt, daß nur durch Schläge die Aufmerksamkeit der Kinder erregt und festgehalten werden könne, prügelte ihn beim Einstudieren einer jeden Rolle zu abgemessenen Zeiten; nicht, weil das Kind ungeschickt war, sondern damit es sich desto gewisser und anhaltender geschickt zeigen möge. (…) Er wuchs heran und zeigte außerordentliche Fähigkeiten des Geistes und Fertigkeiten des Körpers und dabei eine große Biegsamkeit sow...
2009-07-03
04 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(42) Friedrich Nietzsche »Menschliches, Allzumenschliches«
228 Der starke, gute Charakter Die Gebundenheit der Ansichten, durch Gewöhnung zum Instinkt geworden, führt zu dem, was man Charakterstärke nennt. Wenn Jemand aus wenigen, aber immer aus den gleichen Motiven handelt, so erlangen seine Handlungen eine grosse Energie; stehen diese Handlungen im Einklange mit den Grundsätzen der gebundenen Geister, so werden sie anerkannt und erzeugen in Dem, der sie tut, die Empfindung des guten Gewissens. Wenige Motive, energisches Handeln und gutes Gewissen machen Das aus, was man Charakterstärke nennt. Dem Charakterstarken fehlt die Kenntnis der vielen Möglichkeiten und Richtungen des Handelns; sein Intellekt ist unfrei...
2009-06-10
04 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(41) Ada Christen »Wiedersehen«
Ich hatt‘ ihn lang nicht mehr gesehen – Und mich beinahe todt gesehnt; Ich kam zurück zu ihm – Und habe mich glücklich gewähnt. Drei Stunden stand ich vor dem Thor Im Regen pudelnaß Und holte mir einen Schnupfen Und Husten so zum Spaß. In später Nacht kam er nach Haus Und lud`mich mit Müh`nur ein; Erzählte, er habe Kopfweh Von schlechtem Ofnerwein. Dann sprach er von seinem Windspiel, Daß es kein schön’res gibt; Und dann von einer Todten, Die er vor Zeiten geliebt. – Wir gingen plaudernd zu Bette Er schlief sehr bald auch ein; Ich a...
2009-03-15
02 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(40) Kurt Tucholsky »Das Ideal«
Ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino hast dus nicht weit. Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit: Neun Zimmer – nein, doch lieber zehn! Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn, Radio, Zentralheizung, Vakuum, eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm, eine süße Frau voller Rasse und Verve – (und eine fürs Wochenend, zur Reserve) – eine Bibliothek und drumherum Einsamkeit und Hummelgesumm. Im Stall: Zwei Ponys, vier Vollbluthengste, acht Autos, Motorrad – alles lenkste natürl...
2008-12-31
02 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(39) Johann Wolfgang von Goethe »Das Göttliche«
Edel sei der Mensch, Hilfreich und gut! Denn das allein Unterscheidet ihn Von allen Wesen, Die wir kennen. Heil den unbekannten Höhern Wesen, Die wir ahnen! Ihnen gleiche der Mensch; Sein Beispiel lehr uns Jene glauben. Denn unfühlend Ist die Natur: Es leuchtet die Sonne Über Bös‘ und Gute, Und dem Verbrecher Glänzen wie dem Besten, Der Mond und die Sterne. Wind und Ströme, Donner und Hagel Rauschen ihren Weg Und ergreifen, Vorüber eilend, Einen um den andern. Auch so das Glück Tappt unter die Menge, Faßt bald des Knaben Lockige Unschuld, Bald auch d...
2008-11-30
03 min
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(38) Johann Wolfgang von Goethe »Heidenröslein« 1771
Sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden, War so jung und morgenschön, Lief er schnell, es nah zu sehn, Sah’s mit vielen Freuden. Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden. Knabe sprach: Ich breche dich, Röslein auf der Heiden! Röslein sprach: Ich steche dich, Daß du ewig denkst an mich, Und ich will’s nicht leiden. Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden. Und der wilde Knabe brach ’s Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, Half ihm doch kein Weh und...
2008-11-29
01 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(37) Victor Hugo »Les Misérables« Gavroche dehors
Tome V – Jean Valjean Chapitre XV : Gavroche dehors Zwischen dem Kugelfeuer draußen auf der Straße erblickte plötzlich Courfeyrac jemanden unten auf den Barrikaden. Gavroche saß unbekümmert zwischen den getöteten Nationalgardisten und plünderte ihre Patronentaschen. „Was machst du da?“ fragte Courfeyrac. Gavroche sah in frech an. „Citoyen, j’emplis mon panier.“ („Na ich fülle meinen Korb.“ ) „Siehst du nicht wie sie schiessen?“ „Eh bien, il pleut. Après ?“ („Nun, es regnet.“) erwiderte Gavroche. „Komm mir bloß rein!“ rief Courfeyrac. Gavroche kam näher „Tout à l’heure“ („Ja gleich in einer Stunde.“) und war mit einem Satz wieder auf der Straße. Überall lagen Tote...
2008-10-26
05 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(36) Gustav Schwab »Jasons Ende«
Sagen des klassischen Altertums II. Buch. Die Argonautensage Iason gelangte nicht zu dem Thron von Iolkos, um dessentwillen er die gefahrvolle Fahrt bestanden, Medea ihrem Vater geraubt und an ihrem Bruder Absyrtos einen schändlichen Mord begangen hatte. Er mußte das Königreich dem Sohn des Pelias, Akastos, überlassen und sich mit seiner jungen Gemahlin nach Korinth flüchten. Hier lebte er zehn Jahre mit ihr, und sie gebar ihm zwei Söhne, Memeros und Pheros mit Namen. Während jener Zeit war Medea nicht nur um ihrer Schönheit willen, sondern auch wegen ihres edlen Sinnes und ihrer übrigen Vo...
2008-06-23
1h 31
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(35) Giovanni Boccaccio »Die Urform der Ringparabel«
Daß Klugheit uns retten kann, will ich euch in einer kurzen Erzählung zeigen. Saladin, dessen Tapferkeit so groß war, daß sie ihn nicht nur aus einem unbedeutenden Manne zum Sultan von Babylon machte, sondern ihm auch zu zahlreichen Siegen über sarazenische und christliche Könige verhalf, hatte in verschiedenen Kriegen und infolge seiner Prunksucht seinen ganzen Schatz verschwendet; da er nun aber aus irgendeinem Anlaß eine große Summe Geldes brauchte und gar nicht wußte, wo er sie in der Eile hernehmen sollte, fiel ihm ein reicher Jude namens Melchisedek ein, ein Geldverleiher in Alessandrien, der ihm wohl helfen ko...
2008-04-27
08 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(34) Wilhelm Busch »Die Selbstkritik«
Die Selbstkritik hat viel für sich. Gesetzt den Fall, ich tadle mich: So hab ich erstens den Gewinn, Dass ich so hübsch bescheiden bin; Zum zweiten denken sich die Leut, Der Mann ist lauter Redlichkeit; Auch schnapp ich drittens diesen Bissen Vorweg den andern Kritiküssen; Und viertens hoff ich außerdem Auf Widerspruch, der mir genehm. So kommt es denn zuletzt heraus, Dass ich ein ganz famoses Haus. Sound: Elisa Demonkí
2008-02-13
00 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(33) Wilhelm Busch »Früher, da ich unerfahren«
Früher, da ich unerfahren Und bescheidner war als heute, Hatten meine höchste Achtung Andre Leute. Später traf ich auf der Weide Außer mir noch mehr Kälber, Und nun schätz ich, sozusagen, Erst mich selber. Sound: Elisa Demonkí
2008-02-13
00 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(32) Wilhelm Busch »Halt dein Rößlein nur im Zügel«
Halt dein Rößlein nur im Zügel, kommst ja doch nicht allzuweit. Hinter jedem neuen Hügel dehnt sich die Unendlichkeit. Nenne niemand dumm und säumig, der das Nächste recht bedenkt. Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt. Sound: Elisa Demonkí
2008-02-13
00 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(31) Rainer Maria Rilke »La Panthère/ Der Panther«
Jardin des Plantes, Paris Son regard du retour éternel des barreaux s’est tellement lassé qu’il ne saisit plus rien. Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Il ne lui semble voir que barreaux par milliers et derrière mille barreaux, plus de monde. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. La molle marche des pas flexibles et forts qui tourne dans le cercle le plus exigu paraît une danse de force autour d’un centre où dort dans la to...
2008-01-06
01 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(30) Wilhelm Busch »Es sitzt ein Vogel«
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim, Er flattert sehr und kann nicht heim. Ein schwarzer Kater schleicht herzu, Die Krallen scharf, die Augen gluh. Am Baum hinauf und immer höher Kommt er dem armen Vogel näher. Der Vogel denkt: Weil das so ist Und weil mich doch der Kater frisst, So will ich keine Zeit verlieren, Will noch ein wenig quinquilieren Und lustig pfeifen wie zuvor. Der Vogel, scheint mir, hat Humor. Musik: Ulrike Theusner und Elisa Demonkí
2007-12-02
03 min
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
(29) mittelhochdeutsches Gedicht »Dû bist mîn«
Dû bist mîn, ich bin dîn: des solt dû gewis sîn; dû bist beslozzen in mînem herzen, verlorn ist daz slüzzelîn: dû muost och immer darinne sîn. Musik: Elisa Demonkí Ulrike Theusner
2007-12-02
00 min
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(28) Hugo Ball »1. Dada-Abend«
Eröffnungs-Manifest Zürich, 14. Juli 1916 ].]]]..].]]]..]].].]]]..]].]]. Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, daß bisher niemand etwas davon wußte und morgen ganz Zürich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furchtbar einfach. Im Französischen bedeutet’s Steckenpferd. Im Deutschen heißt’s Addio, steigts mir den Rücken runter. Auf Wiedersehen ein andermal! Im Rumänischen: »Ja wahrhaftig, Sie haben recht, so ist’s. Jawohl, wirklich, machen wir.« Und so weiter. Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung. Sehr leicht zu verstehen. Es ist ganz furchtbar einfach. Wenn man eine Kunstric...
2007-12-02
05 min
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(27) Rosa Luxemburg »Briefe aus dem Gefängnis«
An Sonia Liebknecht Breslau, Mitte Dezember 1917 … Ach, Sonitschka, ich habe hier einen scharfen Schmerz erlebt, auf dem Hof, wo ich spaziere, kommen oft Wagen vom Militär, voll bepackt mit Säcken oder alten Soldatenröcken und Hemden, oft mit Blutflecken …, die werden hier abgeladen, in die Zellen verteilt, geflickt, dann wieder aufgeladen und ans Militär abgeliefert. Neulich kam so ein Wagen, bespannt, statt mit Pferden, mit Büffeln. Ich sah die Tiere zum erstenmal in der Nähe. Sie sind kräftiger und breiter gebaut als unsere Rinder, mit flachen Köpfen und flach abgebogenen Hörnern, die Schädel also...
2007-10-22
04 min
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(26) Johann Wolfgang von Goethe »Willkommen und Abschied«
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! Es war getan fast eh gedacht. Der Abend wiegte schon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht; Schon stand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgetürmter Riese, da, Wo Finsternis aus dem Gesträuche Mit hundert schwarzen Augen sah. Der Mond von einem Wolkenhügel Sah kläglich aus dem Duft hervor, Die Winde schwangen leise Flügel, Umsausten schauerlich mein Ohr; Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, Doch frisch und fröhlich war mein Mut: In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut! Dich sah ich, und die milde Freude...
2007-08-25
02 min
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(25) Friedrich Nietzsche - »Die fröhliche Wissenschaft« 268-275
– 268 – Was macht heroisch? Zugleich seinem höchsten Leide und seiner höchsten Hoffnung entgegengehen. – 269 – Woran glaubst du? Daran: dass die Gewichte aller Dinge neu bestimmt werden müssen. – 270 – Was sagt dein Gewissen? „Du sollst der werden, der du bist“. – 271 – Wo liegen deine größten Gefahren? Im Mitleiden. – 272 – Was liebst du an Anderen? Meine Hoffnungen. – 273 – Was nennst du schlecht? Den, der immer beschämen will. – 274 – Was ist dir das Menschlichste? Jemandem Scham ersparen. – 275 – Was ist das Siegel der erreichten Freiheit? Sich nicht mehr vor sich selber schämen.
2007-06-28
01 min
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(24) Friedrich Schiller »Die Bürgschaft«
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande; Ihn schlugen die Häscher in Bande. »Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!« Entgegnet ihm finster der Wüterich. »Die Stadt vom Tyrannen befreien!« »Das sollst du am Kreuze bereuen.« »Ich bin«, spricht jener, »zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben; Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe dich um drei Tage Zeit, Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; Ich lasse den Freund dir als Bürgen, Ihn magst du, entrinn‘ ich, erwürgen.« Da lächelt der König mit arger List Und spricht nach kurzem Bedenk...
2007-05-03
08 min
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(23) Johann Wolfgang von Goethe »Osterspaziergang«
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dorther sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weißes: Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlt's im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurückzusehen. Aus dem hohlen finstern Tor Dr...
2007-04-06
02 min
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(22) Johann Wolfgang von Goethe »Faust 1 - Vor dem Tor«
– WAGNER – Man sieht sich leicht an Wald und Feldern satt; Des Vogels Fittich werd ich nie beneiden. Wie anders tragen uns die Geistesfreuden Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt! Da werden Winternächte hold und schön Ein selig Leben wärmet alle Glieder, Und ach! entrollst du gar ein würdig Pergamen, So steigt der ganze Himmel zu dir nieder. – FAUST – Du bist dir nur des einen Triebs bewußt, O lerne nie den andern kennen! Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Si...
2007-03-22
01 min
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(21) Kurt Tucholsky »Augen in der Großstadt«
Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst mit deinen Sorgen: dann zeigt die Stadt dir asphaltglatt im Menschentrichter Millionen Gesichter: Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider – Was war das? Vielleicht dein Lebensglück… vorbei, verweht, nie wieder. Du gehst dein Leben lang auf tausend Straßen; du siehst auf deinem Gang, die dich vergaßen. Ein Auge winkt, die Seele klingt du hast’s gefunden, nur für Sekunden… Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider – Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück… Vorbei...
2007-03-05
03 min
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(20) Johann Wolfgang von Goethe »Erlkönig«
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? – Siehst Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? – Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. – »Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel ich mit dir; Manch bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand.« Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlen...
2007-02-04
03 min
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(19) Friedrich Nietzsche »Zarathustra« 3.Teil - Der Wanderer
Als nun Zarathustra so den Berg hinanstieg, gedachte er unterwegs des vielen einsamen Wanderns von Jugend an, und wie viele Berge und Rücken und Gipfel er schon gestiegen sei. Ich bin ein Wanderer und ein Bergsteiger, sagte er zu seinem Herzen, ich liebe die Ebenen nicht, und es scheint, ich kann nicht lange still sitzen. Und was mir nun auch noch als Schicksal und Erlebnis komme – ein Wandern wird darin sein und ein Bergsteigen: man erlebt endlich nur noch sich selber. Die Zeit ist abgeflossen, wo mir noch Zufälle begegnen durften; und was könnte jetzt noch zu mir f...
2007-01-22
08 min
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(18) Immanuel Kant »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen, dennoch g...
2006-12-17
03 min
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(17) Gotthold Ephraim Lessing »Die Geschichte des alten Wolfs«
1. Der böse Wolf war zu Jahren gekommen und faßte den gleißenden Entschluß, mit den Schäfern auf einem gütlichen Fuß zu leben. Er machte sich also auf und kam zu dem Schäfer, dessen Horden seiner Höhle die nächsten waren. „Schäfer“, sprach er, „du nennest mich den blutgierigsten Räuber, der ich doch wirklich nicht bin. Freilich muß ich mich an deine Schafe halten, wenn mich hungert; denn Hunger tut weh. Schütze mich nur vor dem Hunger; mache mich nur satt, und du sollst mit mir recht wohl zufrieden sein. Denn ich bin wirklich das zah...
2006-11-18
09 min
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(16) Henrik Ibsen »Peer Gynt« Auszug aus dem 1. Akt
–ERSTER AKT– SOLVEJG (in der Tür.) Wolltest nicht Du mit mir tanzen vorhinnen? PEER GYNT. Jawohl wollt‘ ich das; kannst Dich nimmer besinnen? (Faßt sie bei der Hand.) Komm! SOLVEJG. Doch, sagt Mutter, nicht lang! Nicht wahr? PEER GYNT. Sagt Mutter? Bist Du vom vorigen Jahr? SOLVEJG. Du machst Dich lustig -! PEER GYNT. Du bist doch aufs Haar Schon erwachsen? SOLVEJG. Im Mai war ich am Altar. PEER GYNT. Wie heißt Du denn, – daß wir bekannter werden? SOLVEJG. Ich heiße Solvejg. – Und wie heißt Du? PEER GYNT. Peer Gynt. PEER GYNT (Faßt sie ums Handgelenk.) ...
2006-11-11
03 min
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(15) Friedrich Nietzsche »Abschied«
Die Krähen schrei’n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei’n ? Wohl dem, der jetzt noch ? Heimat hat! Nun stehst du starr, Schaust rückwärts ach! wie lange schon! Was bist du, Narr, Vor Winters in die Welt ? entflohn? Die Welt ? ein Thor Zu tausend Wüsten stumm und kalt! Wer Das verlor, Was du verlorst, macht nirgends Halt. Nun stehst du bleich, Zur Winter-Landschaft verflucht, Dem Rauche gleich, Der stets nach kältern Himmeln sucht. Flieg‘, Vogel, schnarr‘ Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! ? Versteck‘ du Narr, Dein blutend Herz in Eis und Hohn! Die Krähen schre...
2006-11-10
01 min
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(14) Johann Wolfgang von Goethe »Faust 1- Marthens Garten«
MARGARETE: Versprich mir, Heinrich! FAUST: Was ich kann! MARGARETE: Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon. FAUST: Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut; Für meine Lieben ließ‘ ich Leib und Blut, Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben. MARGARETE: Das ist nicht recht, man muß dran glauben. FAUST: Muß man? MARGARETE: Ach! wenn ich etwas auf dich konnte! Du ehrst auch nicht die heil’gen Sakramente. FAUST: Ich ehre sie. MARGARETE: Doch ohne Verlangen. Zur Messe, zur Bei...
2006-10-18
07 min
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(13) Friedrich Nietzsche »Zarathustra« 1.Teil Nr.2
»Ja, ich erkenne Zarathustra. Rein ist sein Auge, und an seinem Munde birgt sich kein Ekel. Geht er nicht daher wie ein Tänzer? Verwandelt ist Zarathustra, zum Kind ward Zarathustra, ein Erwachter ist Zarathustra: was willst du nun bei den Schlafenden? Wie im Meere lebtest du in der Einsamkeit, und das Meer trug dich. Wehe, du willst an’s Land steigen? Wehe, du willst deinen Leib wieder selber schleppen?« Zarathustra antwortete: »Ich liebe die Menschen.« »Warum«, sagte der Heilige, »ging ich doch in den Wald und die Einöde? War es nicht, weil ich die Menschen allzu sehr liebte? Jetzt liebe...
2006-09-26
03 min
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(12) Georg Trakl »Die Raben«
Über den schwarzen Winkel hasten Am Mittag die Raben mit hartem Schrei. Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei Und manchmal sieht man sie mürrisch rasten. O wie sie die braune Stille stören, In der ein Acker sich verzückt, Wie ein Weib, das schwere Ahnung berückt, Und manchmal kann man sie keifen hören Um ein Aas, das sie irgendwo wittern, Und plötzlich richten nach Nord sie den Flug Und schwinden wie ein Leichenzug In Lüften, die von Wollust zittern.
2006-09-10
01 min
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(11) Georg Trakl »Gesang zur Nacht«
1 Vom Schatten eines Hauchs geboren Wir wandeln in Verlassenheit Und sind im Ewigen verloren, Gleich Opfern unwissend, wozu sie geweiht. Gleich Bettlern ist uns nichts zu eigen, Uns Toren am verschloßnen Tor. Wie Blinde lauschen wir ins Schweigen, In dem sich unser Flüstern verlor. Wir sind die Wandrer ohne Ziele, Die Wolken, die der Wind verweht, Die Blumen, zitternd in Todeskühle, Die warten, bis man sie niedermäht. 2 Daß sich die letzte Qual an mir erfülle, Ich wehr‘ euch nicht, ihr feindlich dunklen Mächte. Ihr seid die Straße hin zur großen Stille, Darauf wir schreit...
2006-09-10
10 min
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(10) Johann Wolfang Goethe »Faust 1 - Prolog im Himmel«
MEPHISTOPHELES: Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst Und fragst, wie alles sich bei uns befinde, Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, So siehst du mich auch unter dem Gesinde. Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen, Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt. Von Sonn‘ und Welten weiß ich nichts zu sagen, Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen. Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, Und ist so wunderlich als wie am ersten Ta...
2006-08-20
04 min
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(10) Jubiläumsausgabe - Axel Wandtke spricht von Goethe »An den Mond« und »Prometheus«
Goethe - An den Mond Füllest wieder Busch und Tal Still mit Nebelglanz, Lösest endlich auch einmal Meine Seele ganz. Breitest über mein Gefild Lindernd deinen Blick, Wie des Freundes Auge mild Über mein Geschick. Jeden Nachklang fühlt mein Herz Froh- und trüber Zeit, Wandle zwischen Freud' und Schmerz In der Einsamkeit. Fliesse, fliesse, lieber Fluss! Nimmer werd' ich froh, So verrauschte Scherz und Kuss, Und die Treue so. Ich besass es doch einmal, Was so kostlich ist! Dass man doch zu seiner Qual Nimmer es vergisst! Rausche, Fluss, das Tal entlang, Ohne Rast und Ru...
2006-08-20
23 min
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(9) Johann Wolfgang Goethe »Der Zauberlehrling«
Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und Werke Merkt ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Tu ich Wunder auch. Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen! Bist schon lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen stehe, Oben sei ein Kopf, Eile nun und gehe Mit dem Wassertopf! Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe ...
2006-08-19
03 min
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(8) Friedrich Nietzsche »Die fröhliche Wissenschaft 276«
Noch lebe ich, noch denke ich: ich muss noch leben, denn ich muss noch denken. Sum, ergo cogito: cogito, ergo sum. Heute erlaubt sich Jedermann seinen Wunsch und liebsten Gedanken auszusprechen: nun, so will auch ich sagen, was ich mir heute von mir selber wünschte und welcher Gedanke mir dieses Jahr zuerst über das Herz lief, welcher Gedanke mir Grund, Bürgschaft und Süßigkeit alles weiteren Lebens sein soll! Ich will immer mehr lernen, das Notwendige an den Dingen als das Schöne sehen: so werde ich Einer von Denen sein, welche die Dinge schön machen. Amor fati: d...
2006-07-25
01 min
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(7) Heinrich Heine »Ein Jüngling liebt ein Mädchen«
Ein Jüngling liebt ein Mädchen, Die hat einen andern erwählt; Der andre liebt eine andre, Und hat sich mit dieser vermählt. Das Mädchen heiratet aus Ärger Den ersten besten Mann, Der ihr in den Weg gelaufen; Der Jüngling ist übel dran. Es ist eine alte Geschichte, Doch bleibt sie immer neu; Und wem sie just passieret, Dem bricht das Herz entzwei.
2006-07-10
00 min
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(6) Heinrich Heine »Weil ich dich liebe«
Weil ich dich liebe, muß ich fliehend Dein Antlitz meiden – zürne nicht. Wie paßt dein Antlitz, schön und blühend, Zu meinem traurigen Gesicht! Weil ich dich liebe, wird so bläßlich, So elend mager mein Gesicht – Du fändest mich am Ende häßlich – Ich will dich meiden – zürne nicht. Bild(wikisource): Claude Monet – Waterlilies
2006-07-10
00 min
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(5) Heinrich Heine »Nicht mal einen einzgen Kuß«
Nicht mal einen einzgen Kuß, Nach so monatlangem Lieben! Und so bin ich Allerärmster Trocknen Mundes stehngeblieben. Einmal kam das Glück mir nah – Schon konnt ich den Atem spüren – Doch es flog vorüber – ohne Mir die Lippen zu berühren. Bild(wikisource): Gustav Klimt – Der Kuss
2006-07-10
00 min
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(4) Heinrich Heine »Nicht lange täuschte mich das Glück«
Nicht lange täuschte mich das Glück, Das du mir zugelogen, Dein Bild ist wie ein falscher Traum Mir durch das Herz gezogen. Der Morgen kam, die Sonne schien, Der Nebel ist zerronnen; Geendigt hatten wir schon längst, Eh wir noch kaum begonnen.
2006-07-10
00 min
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(3) Friedrich Schiller »Der Handschuh«
Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone Die Damen in schönem Kranz. Und wie er winkt mit dem Finger, Auf tut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein Löwe tritt, Und sieht sich stumm Rings um, Mit langem Gähnen, Und schüttelt die Mähnen, Und streckt die Glieder, Und legt sich nieder. Und der König winkt wieder, Da öffnet sich behänd Ein zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor, Wie der den L...
2006-07-03
03 min
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(2) Friedrich Nietzsche »Brief an Heinrich Köselitz« und »Ecco Homo«
Friedrich NietzscheMarienbad 1880: Brief an Heinrich Köselitz „…Es sind die härtesten Opfer, die mein Gang im Leben und Denken von mir verlangt hat - noch jetzt schwankt nach einer Stunde sympathischer Unterhaltung mit wildfremden Menschen meine ganze Philosophie,es scheint mir so thöricht, Recht haben zu wollen um den Preis von Liebe, und sein Werthvollstes nicht mittheilen zu können, um nicht die Sympathie aufzuheben.“ —————————————— Friedrich NietzscheEcce homo Warum ich so weise bin. 1..Mein Vater starb mit sechsunddreißig Jahren: er war zart, liebenswürdig und morbid, wie ein nur zum Vorübergehn bestimmtes Wesen,.. Mitten in Martern, … besaß ich eine Dialektiker-Klarheit par exc...
2006-06-22
05 min
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(1) Johann Wolfgang von Goethe »Faust 2 - Anmutige Gegend«
Der Tragödie zweiter Teil / 1. Akt Anmutige Gegend / Faust Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig, ätherische Dämmerung milde zu begrüßen; Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen, Beginnest schon, mit Lust mich zu umgeben, Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen, Zum höchsten Dasein immerfort zu streben. … Und stufenweis herab ist es gelungen; – Sie tritt hervor! – und, leider schon geblendet, Kehr‘ ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen. So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen, Erfüllungspforten findet flügeloffen; Nun aber...
2006-06-14
02 min