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Jens Stangenberg
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MC 189: Was glaubt Jens Stangenberg - Impulse eines Vordenkers
In dieser Episode spreche ich mit Jens Stangenberg. Als Pastor und Theologe ist er in vielen Bereichen ein Vordenker. Ob es um die drei Gesichter des Evangeliums, fluide Kirche, die radikale Seite der Reformation, um Bibelfundamentalismus oder um Kleingruppen geht. Viele werden von Jens Podcasts, Predigten und Seminaren inspiriert. In diesem Movecast gibt er Auskunft über seinen Werdegang, Wendepunkte in sein Leben und die Zukunft der Kirche. Takeaways Jens hat eine Leidenschaft für Bücher und digitalisiert sie, um Platz zu sparen und sie besser durchsuchen zu können. Wendepunkte und Meilensteine spielen eine wichtige Roll...
2024-10-21
1h 11
Predigten aus der Zellgemeinde Bremen
Antisemitismus im Christentum | Neutestamentliche Ursprünge und deren Wirkungsgeschichte | Jens Stangenberg, Bibelseminar, 26.11.2023
Jens Stangenberg, Bibelseminar, 26.11.2023 00:00:00: Antisemitismus im Christentum00:01:55: Abgrenzung und Definition00:10:27: Antisemitismus in der Antike00:21:43: Anfangsdynamik der frühen Kirche00:27:28: Antisemitismus im Neuen Testament00:29:59: 1) „Juden sind wie Hunde“00:30:56: 2) Gottesmord und Selbstverfluchung00:34:42: 3) Judas als Personifikation des Bösen00:36:34: 4) „Die Juden“ als Kinder des Teufels00:38:18: 5) Enterbungs- und Substitutionstheorie00:39:44: Jedoch: Gott hat den Bund nicht aufgekündigt00:40:29: Warnung, dass Christen überheblich werden00:41:03: Podcast: Dr. Michael Blume: Jakobusbrief00:45:02: 2. Teil: Sechs Phasen des Antisemitismus00:49:03: Kirchengeschichte in großen Schritten01:03:23: Antisemitische Symbolik01:11:53: Protokolle der Weisen von Zion und Q-Anon01:16:09...
2023-11-28
1h 24
Bibelkunde Neues Testament
#32 Merkverse: Epheserbrief
Ein Überblick über wichtige Verse im Epheserbrief. Epheser 4, 15: „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.“
2020-07-02
10 min
Bibelkunde Neues Testament
#31 Weg, Wachstum und Weltbilder | oder: Wie man die Bibel mit mehr Tiefgang liest.
Wenn man nach der Datierung der einzelnen biblischen Texte fragt, lassen sich Entwicklungslinien innerhalb der Bibel nachweisen. Anhand des Epheserbriefes wird deutlich, wie sich das Weltbild und das Kirchenverständnis veränderte, als Paulus die ursprüngliche Jesus-Botschaft vom hebräischen Kontext in die griechisch-philosophische Welt übertrug. Vom Weg zum WachstumVon einer Bewegung zur OrganisationVon der Unterwelt zur Zwischenwelt
2020-06-23
16 min
Bibelkunde Neues Testament
#30 Einleitung: Epheserbrief
Dieser Brief ist vermutlich nicht nur an die Epheser, sondern an alle Christen in Kleinasien adressiert. Er hat weniger die Form eines Briefes als vielmehr die eines theologischen Lehrschreibens. Paulus führt in einer sehr sortierten und großen Linie die Bedeutung der „Gemeinde“ aus und zieht Konsequenzen für das alltägliche Leben. Folgende Themen kommen vor: das Sein in Christus, die Einheit von Juden und Griechen, das Wunder von Gemeinde, Dienstgaben zum Aufbau, das Leben im Licht und die geistliche Waffenrüstung.
2020-06-05
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#29 Exkurs: Keltische Spiritualität und ihre Relevanz für heute
Der keltische Typus des christlichen Glaubens setzt interessante Akzente im Vergleich zu gängigen theologischen Strömungen und Kirchenformen. Es ist eine kirchengeschichtliche Linie, die sich eher am Apostel Johannes orientiert und das gemeinschaftliche Leben der frühen Klöster aufgreift. Insbesondere geht es um die Themen: Das Leben als spirituelle ReiseDie Schöpfung ist voll von GottEin positiveres MenschenbildFlache Hierarchien und Frauen in LeitungOrganisation in kleinen GruppenJesus als Überwinder des Todes All das ist relevant für heute. Die keltisch-christliche Spiritualität bietet einen Zugang zum christlichen Glauben, welcher in den bestehenden Kirchen nur schwer zu finden i
2020-04-30
27 min
Bibelkunde Neues Testament
#28 Merkverse: Galaterbrief
Ein Überblick über wichtige Verse im Galaterbrief. Galater 5,1: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“
2020-03-31
08 min
Bibelkunde Neues Testament
#27 Einleitung: Galaterbrief
Mit dem Galaterbrief versucht Paulus, die galatischen Gemeinden vor einen Rückfall in Gesetzlichkeit zu bewahren. In der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern skizziert er eine frühe Form der Rechtsfertigungstheologie, welche uns später ausführlicher und differenzierter im Römerbrief begegnet. In diesem Zusammenhang kommen die Stichworte „Verheißung an Abraham“, die „Bedeutung des Gesetzes“, „Gerechtigkeit aus Glauben“ und „Freiheit im Geist“ vor. Paulus drängt leidenschaftlich darauf, dass die Galater bei dem einen Evangelium der Gnade bleiben, so wie er es sie gelehrt hat.
2020-03-26
17 min
Bibelkunde Neues Testament
#26 Merkverse: 2. Korintherbrief
Ein Überblick über wichtige Verse im 2. Korintherbief. 2. Korintherbrief 12,9: „Und er (Gott) hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“
2020-03-02
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#25 Einleitung: 2. Korintherbrief
In diesem sehr persönlichen Brief des Paulus erfahren wir etwas von seinen innersten Gefühlen und Gedanken: Welches Verständnis hat er als Apostel? Was bedeutet für ihn der Neue Bund? Alles zielt auf Versöhnung in Christus. In den Ausführungen begegnen uns nicht abstrakt theologischen Gedankengänge. Stattdessen können wir beobachten, wie sich das Leben in der Nachfolge Jesu auf sein Verhalten auswirkt. Selbst an der eher nüchternen Thematik von Kollektensammlungen kann er die erwünschte dienende Gesinnung in christlichen Gemeinschaften deutlich machen.
2020-02-23
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#24 Fünf transformierende Praktiken
Aus heutiger Sicht ist oft schwer nachvollziehbar, wie radikal anders die ersten Christen gelebt haben. Aus Abendmahl und Wassertaufe sind innerkirchliche Sakralhandlungen geworden. Wenn man aber versucht, der Symbolik auf den Grund zu gehen, wird man Erstaunliches feststellen: (1) Es ist genug für alle da, (2) alle Menschen sind gleich wertvoll, (3) jeder ist begabt und kann Wertvolles beitragen, (4) alle sollen sich mit ihrer Perspektive und Stimme beteiligen und (5) eine Gemeinschaft kann und darf ihre eigenen Regeln und Werte festlegen, um Konflikte zu lösen.
2019-12-11
20 min
Bibelkunde Neues Testament
#23 Merkverse: 1. Korintherbrief
Ein Überblick über wichtige Verse im 1. Korintherbief. 1. Korintherbrief 3,11: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
2019-12-04
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#22 Einleitung: 1. Korintherbrief
Über die christliche Gemeinde in Korinth bietet das Neue Testament das meiste Material. Paulus gründete die Gemeinde um 50 n. Chr. und schrieb diesen Brief vermutlich im Frühjahr 55 n. Chr aus Ephesus. Er geht dabei in einer lockerer Aneinanderreihung von Themen auf einzelne Missstände ein. Besonders problematisch ist die bedrohte Einheit der Gemeinschaft und die angebliche Freiheit im Geist. Paulus gibt auf jede der Problemzonen eine spezielle Antwort aus der Perspektive des Evangeliums. Das macht den Brief so wertvoll: Aus den Antworten des Paulus können wir Ableitungen für die heutige Zeit treffen.
2019-11-27
11 min
Bibelkunde Neues Testament
#21 Merkverse: Römerbrief
Ein Überblick über wichtige Verse im Römerbrief. Römer 1,16.17: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«“
2019-10-23
16 min
Bibelkunde Neues Testament
#20 Einleitung: Römerbrief
Der Brief von Paulus an die Römer gehört wohl zu den wichtigsten Briefen im Neuen Testament. Martin Luther erlebte Römer 1,16.17 als Schlüsselverse und machte sie zur Grundlage der Reformation. Eigentlich war der Brief von Paulus (nur) ein ausführliches Vorab-Empfehlungsschreiben an die römischen Christen, die er bisher noch nicht persönlich getroffen hatte. Er rechnete aber damit, dass dieser Brief in Umlauf gehen würde. Deswegen formulierte er darin seine grundlegenden theologischen Gedanken und entkräftete die Einwände seiner jüdischen und judenchristlichen Gegner.
2019-10-05
16 min
Bibelkunde Neues Testament
#19 Einleitung: Briefliteratur
21 von den 27 neutestamentlichen Schriften sind Briefe. Die meisten davon vom Apostel Paulus. Es sind die ältesten Schriften, die uns überliefert sind. Folgende Fragen werden behandelt: (1) Wie sind die Briefe geordnet?, (2) Wie ist die Briefsammlung entstanden? und (3) Was sagt die historisch-kritische Forschung zu diesem Themenkomplex? Bei alldem ist wichtig, sich vor Augen zu führen: Briefe sind immer nur eine Seite eines Dialogs. Das eröffnet den Raum für unterschiedliche Interpretationen der Inhalte.
2019-09-19
16 min
Bibelkunde Neues Testament
#18 Missionspredigten
In der Apostelgeschichte werden verschiedene Missionspredigten von Petrus und Paulus beschrieben. Am Anfang waren die Zuhörer aus dem jüdischen Kontext – später aus dem griechischen. Interessant ist, wie sich die Struktur und der Inhalt änderte. In beiden Fällen ging es dabei aber um ein grundsätzlich religiöses Weltbild. Was aber bedeutet das für die heutige Zeit? Wie können Zuhörer angesprochen werden, die mit religiösen Begrifflichkeiten nichts anfangen können?
2019-08-29
25 min
Bibelkunde Neues Testament
#17 Merkverse: Apostelgeschichte
Ein Überblick über wichtige Verse in der Apostelgeschichte. Apg.4,12: „Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“
2019-08-12
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#16 Einleitung: Apostelgeschichte
Der griechische Titel ist „Taten der Apostel“. Noch treffender müsste man vom Wirken des Geistes durch die Apostel sprechen. Lukas beschreibt in diesem zweiten Teil seines Geschichtswerkes die Missionsgeschichte der ersten drei Jahrzehnte nach dem Tod und der Auferstehung von Jesus. Insbesondere geht es um den Übergang von der Juden- zur Heidenmission. Paulus wird im Verlauf der Apostelgeschichte zur Hauptperson. Der Zielpunkt ist Rom als Zentrum der Welt. Damit erfüllt sich die Zusage, dass sich das Evangelium über die ganze Erde auszubreiten beginnt. Die gute Nachricht von Jesus ist ein Angebot an alle Menschen.
2019-07-14
18 min
Bibelkunde Neues Testament
#15 Die Bedeutung der Auferstehung
An der leibhaftigen Auferstehung von Jesus Christus hängt der gesamte christliche Glaube. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum diese Behauptung so umstritten ist. Die klassischen Einwände sind: (1) Jesus war nicht wirklich tot, (2) Der Leichnam wurde gestohlen, (3) Die Erscheinung des Auferstandenen war eine Halluzination. Paulus schreibt: Wenn die Auferweckung nicht stattgefunden hat, ist alles andere hinfällig. Um so wichtiger ist es, den biblischen Befund vor Augen zu haben und diese Hoffnung im Herzen zu verankern.
2019-06-30
18 min
Bibelkunde Neues Testament
#14 Merkverse: Johannesevangelium
Ein Überblick über wichtige Verse im Johannesevangelium. Joh.19,30: „Es ist vollbracht.“
2019-06-16
13 min
Bibelkunde Neues Testament
#13 Einleitung: Johannesevangelium
Das Johannesevangelium unterscheidet sich von den ersten drei Evangelien in erheblicher Weise. 80% ist johanneisches Sondergut. Darüber hinaus setzt Johannes andere Akzente. Möglicherweise wollte er damit die anderen Evangelien ergänzen und vertiefen. Besonders auffällig sind die sieben „Ich bin“-Worte und parallel dazu sieben exemplarische Wunder. Jesus ist die unüberbietbare Verkörperung der Liebe Gottes. Und er sendet seinen, den heiligen Geist, um seine Schüler zu erinnern und weiter zu unterweisen. Als roter Faden wird erkennbar: Das Evangelium von Jesus verbreitet sich entlang von persönlichen Begegnungen und Beziehungen. In Jesus ist die Zukunft bereits gege...
2019-06-02
17 min
Bibelkunde Neues Testament
#12 Fehler im Neuen Testament?
Wer aufmerksam die neutestamentlichen Texte liegt, wird sicherlich über die eine oder andere Bibelstelle stolpern. Haben wir es mit Fehlern zu tun? Werden dadurch die Texte unglaubwürdig? Keineswegs. Jüdische Gelehrte können Christen dabei helfen, die Hintergründe besser zu verstehen: Muss ein Kamel wirklich durchs Nadelöhr? Sollen Heuchler in Stücke gehauen werden? Erwartet Jesus von seinen Nachfolger, dass sie sich die Hände abhacken? Neben diesen eher kleineren Ungereimtheiten gibt es aber auch gravierende Fehldeutungen. Wer tiefer in jüdische Perspektiven einsteigen möchte, dem empfehle ich die angegebene Literatur.
2019-05-19
20 min
Fluide Kirche
Pause
Aktuell muss der Podcast "Fluide Kirche" leider ein bisschen pausieren. Bald geht es weiter. Es sind schon neue Folgen geplant. Alternativ sind auch die anderen Podcasts interessant: (1) Bibelkunde Neues Testament, (2) Radikale Reformation und (3) Drei Gesichter des Evangeliums.
2019-05-10
01 min
Bibelkunde Neues Testament
#11 Merkverse: Lukasevangelium
Ein Überblick über wichtige Verse im Lukasevangelium. Lk.19,10: „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Erwähnter Film: Der Jesusfilm: https://www.campus-d.de/mitmachen/material/jesusfilm/der-jesusfilm.html
2019-05-05
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#10 Einleitung: Lukasevangelium
Lukas betont in seinem Evangelium die historische Zuverlässigkeit der überlieferten Berichte. In der Weihnachtsgeschichte werden drei besondere Lobgesänge aufgeführt. Damit wird inhaltlich die Richtung vorgegeben. Als Jesus sein öffentliches Wirken begann, aktualisierte er einen Text aus dem Propheten Jesaja. Damit betonte er, dass in seinem Kommen eine neue Gnadenzeit angebrochen ist – besonders für Arme, Ausgegrenzte und Benachteiligte. Auch Frauen werden häufig genannt. Insgesamt gilt: Die einmalige Erlösung in Christus dehnt sich zu einer Heilsgeschichte aus, in die alle Menschen eingeladen sind einzutreten.
2019-04-28
16 min
Fluide Kirche
#15 Fünf Reaktionsweisen
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie Kirche auf die „Flüchtige Moderne“ und die „Verflüssigung von Religion“ reagieren kann: 1) Sakramentalistisch, 2) Laizzes-fair, 3) Moralisierend und 4) Event-orientiert. Jedes dieser Muster ist in gewisser Weise unbefriedigend. In einer fünften Variante geht es um „Mündigkeit“ und „Bündnis“. Wie gelingt es, Kirche als reflektierte Erzählgemeinschaft und konstruktiv-kritische Diskursgemeinschaft zu konzipieren?
2019-04-21
12 min
Bibelkunde Neues Testament
#09 Muster der Erlösung
Im Neuen Testament wird Jesus als „Erlöser“ bezeichnet“. Was aber meint „Erlösung“? Und wovon erlöst Jesus? Interessant ist, dass die verschiedenen Autoren unterschiedliche Aspekte hervorheben und Schwerpunkte setzen: 1) Matthäus: Vergebung der Sünden – Gott für uns, 2) Markus: Loskauf von Mächten – Gott um uns, 3) Lukas: Lernen in der Nachfolge – Gott mit uns, 4) Johannes: Erfüllt mit dem Geist – Gott in uns, 5) Hebräer: Zugang zum Allerheiligsten – Gott vor uns. Paulus nimmt verschiedene Bilder auf und verwendet besonders die Begriffe „Rechtfertigung“ und „Freiheit. In dieser Deutungsvielfalt bekommt das Christusgeschehen eine geheimnisvolle Tiefe.
2019-04-21
18 min
Fluide Kirche
#14 Gnade und Wahrheit
Hinter der Formulierung „Gnade und Wahrheit“ aus Joh.1,14.17 steckt die althebräische Formulierung „häsäd wä ämät“. Das, was auf den ersten Blick unscheinbar aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als größter Schatz für unser Bild von Gott und die Beziehung zu ihm. Komm und tauche mit ein in diesen großartigen Ausdruck des Evangeliums. Schon in den Psalmen (85,11) steht: „Häsäd und Ämät werden sich begegnen. Gerechtigkeit und Schalom werden sich küssen.“ Und in den Sprüchen (3,3) finden wir die Aufforderung: „Nie sollen dich Liebe und Treue (häsäd wä ämät) verlassen, binde sie um deine...
2019-04-07
19 min
Bibelkunde Neues Testament
#08 Merkverse: Markusevangelium
Ein Überblick über wichtige Verse im Markusevangelium. Mk.10,45: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Erwähnte Website: * Das Bibel Projekt – https://dasbibelprojekt.de/
2019-04-07
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#07 Einleitung: Markusevangelium
Das Markusevangelium ist das kompakteste und vermutlich das älteste der vier Evangelien. Mehrere Besonderheiten fallen auf: (1) Ein zügiger Einstieg, (2) Erkenntnis geschieht auf dem Weg, (3) Die Betonung von Handlungen, (4) Das Gesetz als ethische Weisung, (5) Öffnung zu den Heiden, (6) Der leidende Messias und (7) Jesus als Gottes Sohn. Darüber hinaus wird in dieser Episode kurz auf zwei Spezialthemen eingegangen: (1) Die sogenannte Geheimnistheorie und (2) Der abrupte Schluss.
2019-03-31
17 min
Fluide Kirche
#13 Mitwandernder Fels
Im 1. Korintherbrief beschreibt Paulus den auferstandenen Christus als „mitwandernden Felsen“. Das, was auf den ersten Blick kurios wirkt, deutet auf ein anderen Wirklichkeitsverständnis hin. Die alten Hebräer haben Gottes Stabilität nicht als Unbeweglichkeit, sondern als Zuwendung und Verlässlichkeit erlebt. Ihr ganzes Denken bewegte sich mehr in der Zeit als im Raum. Zeit wurde dabei weniger chronologisch, sondern vielmehr qualitativ und miteinander verschränkt verstanden. All das hilft uns, Kirche als ein „Haus in der Zeit“ zu konzeptionieren.
2019-03-24
15 min
Bibelkunde Neues Testament
#06 Das Verhältnis von Altem und Neuem Testament
Für die Auslegung der Bibel und das christliche Selbstverständnis ist es die Frage aller Fragen: Wie wird das Alte Testament im Neuen aufgegriffen und wie deutet das Neue das Alte um? Im Laufe der Kirchengeschichte haben sich sechs Zuordnungsmuster herausgebildet und überlagert: (1) Völlige Verneinung, (2) Christliche Vereinnahmung, (3) Kontrastreiche Gegenüberstellung, (4) Höhere Entwicklungsstufe, (5) Doppelte Auslegungstradition und (6) Asymmetrische Verschränkung. Es ist wichtig, diese Muster zu kennen, um nicht erneut in Fehlentwicklungen zu verfallen. Nur so lässt sich ein reflektiertes christliches Schriftverständnis ausbilden.
2019-03-17
26 min
Fluide Kirche
#12 Verzeitlichung des Raumes
Die Sehnsucht nach mehr Erleben öffnet die säkular-postmoderne Kultur immer mehr für buddhistischen Ansichten. Mir scheint es aber noch interessanter zu sein, das althebräische Wirklichkeitsverständnis für die heutige Zeit fruchtbar zu machen. Die Kategorie der „Zeit“ ist dabei keine Bedrohung für die Kirche und ihr Wahrheitsverständnis. Im Gegenteil: Diese Impulse verweisen uns auf den personalen und beziehungsorientierten Charakter von Wahrheit. Vom jüdischen Volk können wir lernen, wie es möglich ist, eine kollektive Identität im „Fluss der Zeit“ zu bewahren und zu modulieren.
2019-03-10
13 min
Bibelkunde Neues Testament
#05 Merkverse: Matthäusevangelium
Ein Überblick über wichtige Verse im Matthäusevangelium. Mt.6,33: „Trachtet zuerst nach dem Reich (der Himmel / Gottes) und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Erwähntes Material * BibleServer – die Bibel für alle! – www.bibleserver.com * YouVersion – www.youversion.com * Wink, Walter: Verwandlung der Mächte – eine Theologie der Gewaltfreiheit, Regensburg 2018.
2019-03-10
14 min
Bibelkunde Neues Testament
#04 Einleitung: Matthäusevangelium
Das Matthäusevangelium bildet (1) die Brücke zwischen Altem und Neuem Testament. Darüber hinaus weist es folgende weitere Besonderheiten auf: (2) Jesus wird als vollmächtiger Lehrer dargestellt, (3) das mosaische Gesetz wird wertgeschätzt, (4) es wird vom „Königreich der Himmel“ gesprochen, (5) die Konflikte mit den Phärisäern werden detailliert beschrieben, (6) Petrus und die christliche Gemeinde wird herausgestellt, (7) das ernste Leben in der Endzeit wird betont und (8) der Übergang von den Juden zur Heidenmission wird vollzogen. Ziel ist, dass der Leser von der königlich-leidenden Messianität des Jesus von Nazareth überzeugt wird.
2019-03-03
15 min
Bibelkunde Neues Testament
#03 Die Evangelien und das "synoptische Problem"
Bevor wir uns mit den einzelnen Evangelien befassen noch einige allgemeine Informationen: (1) Was bedeutet das Wort „Evangelium“?, (2) Mit was für Handschriften haben wir es zu tun? (3) Das sogenannte synoptische Problem und (4) Der grobe Aufbau der Evangelien. Bei allem ist zu bedenken, dass wir es bei den Evangelien nicht mit einer nüchtern chronologisch-historischen Datensammlung zu tun haben. Im Gegenteil: Die Evangelien verfolgen eine Absicht. Sie wollen von der Person Jesus von Nazareth berichten und seine Botschaft verkündigen. Es sind Berichte von Glaubenszeugen.
2019-02-24
15 min
Bibelkunde Neues Testament
#02 Einleitung ins Neue Testament
Das neue Testament umfasst 27 Bücher mit insgesamt 260 Kapiteln. Das Ziel von Bibelkunde ist es, Informationen über die Sortierung, die Struktur und die theologischen Linien zur Verfügung zu stellen. In dieser Episode werden folgende Fragen beantwortet: (1) Was ist das Neue Testament?, (2) In welcher Sprache wurde das Neue Testament geschrieben?, (3) Was bedeutet der Name „Neues Testament“?, (4) Wie lässt sich das Neue Testament unterteilen?, (5) Wann und wo ist das Neue Testament entstanden?, (6) Wie kam es zu der Zusammenstellung der 27 Schriften und (7) Was sind „Apostolische Väter“ und „Apokryphen“?
2019-02-17
15 min
Bibelkunde Neues Testament
#01 Warum die Bibel lesen?
Die Bibel ist das am häufigsten gedruckte und übersetzte Buch. Es ist wichtig, sich genauer mit ihr zu befassen. Fünf Gründe machen das deutlicher: (1) Notwendiges Basiswissen, (2) Traditionen von der Bibel her kritisieren, (3) Überblick schützt vor Irrlehren, (4) Das christliche Profil im Dialog der Religionen und (5) Kenntnis der Kulturgeschichte. Drei Bilder verdeutlichen das Besondere: Die Bibel (1) als Klangraum des Heiligen Geistes, (2) als atemberaubendes Landschaftspanorama und (3) als geheimnisvoller Sprachkosmos. Lass uns gemeinsam auf Erkundungstour gehen.
2019-02-10
11 min
Radikale Reformation
#42 Das Buch zum Podcast
Es gab eine Reihe von Nachfragen, ob es den Hörtext nicht auch als Buch geben könnte. Jetzt ist es so weit. In der Verschriftlichung findest du darüber hinaus Quellenverweise und ein ausführliches Literaturverzeichnis. Bestellbar bei Books on Demand: https://www.bod.de/buchshop/radikale-reformation-jens-stangenberg-9783744885355
2018-09-30
01 min
3 Gesichter des Evangeliums
#15 Achtsam leben
Die Zahl Acht hatte in der frühen Christenheit eine zentrale Bedeutung. Der achte Tag ist der Tag der Auferstehung und der neuen Schöpfung. Eines der ältesten Kirchengebäude hatte einen achteckigen Grundriss. Im Rahmen der deutschen Sprache bekommt damit das Verb "achten" einen völlig neuen Klang. Jemanden zu achten bedeutet, ihn oder sie mit den Augen Christi sehen. Achtsamkeit bedeutet dann, im Licht des kommenden Reiches Gottes zu leben. Was für eine Schönheit und Tiefe in der deutschen Sprache!
2018-07-08
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#14 Praktische Konsequenzen
Was folgt aus all den Überlegungen zum Scham-Annahme-Muster? Was bedeutet es für die Gestalt von Kirche und für den Weg, wie Menschen zum Glauben an Jesus finden? Klar ist: Alle Bereiche müssen beziehungsorientierter gedacht und gelebt werden. Die Betonung liegt auf kleinen, alltagsbezogenen Tischgemeinschaften. Und die Schritte des Integrationsweges kehren sich im Vergleich zum Schuld-Vergebung-Muster um: Erst suchen Menschen nach Zugehörigkeit, dann beginnt sich ihr Verhalten zu ändern und erst ganz zum Schluss sind sie bereit, sich öffentlich zu Jesus zu bekennen.
2018-07-01
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#13 Opfer und Gabe
Der Begriff "Opfer" ist ähnlich mehrdeutig, wie "Gericht". Immer wieder wird dadurch das Missverständnis genährt, dass ein zorniger Gott besänftigt werden müsste. Franz Rosenzweig und Martin Buber betonen in ihrer Verdeutschung des Alten Testaments: Die hebräische Bedeutung hat nichts mit der allgemein religiösen Opfervorstellung zu tun. Als Übersetzung verwenden sie deswegen die Wortschöpfung "Darnahung". Damit soll zu Ausdruck gebracht werden, dass es um die Wiederherstellung einer zerbrochenen Beziehung geht.
2018-06-24
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#12 Aufrichtendes Gericht, Teil 2
Bei der Lehre vom Endgericht haben wir es nicht mit einer abstrakten Theorie über das Ende der Welt zu tun. Vielmehr strahlt die jeweilige Vorstellung - Waage oder Sonne - unmittelbar auf unser Bild von Gott und unser jetziges Glaubensleben aus. Wäre es nicht großartig, sich wieder auf die Wiederkunft Jesu und das jüngste Gericht freuen zu können? Passend dazu fragte der Theologe Jürgen Moltmann 2007 in einem Fachvortrag: "Was ist eigentlich christlich an unseren traditionellen Gerichtsvorstellungen? Wird es nicht höchste Zeit, die Vorstellungen vom jüngsten Gericht zu christianisieren...?"
2018-06-17
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#11 Aufrichtendes Gericht, Teil 1
Beim Jüngsten Gericht geht es um die Vernichtung des Bösen am Ende der Zeit. Üblicherweise wird dieses Endgericht als Strafgericht gelehrt. Wir finden solche Vorstellungen im altägyptischen Totengericht und im römischen Verständnis von Gerechtigkeit als Waage. Ganz anders ist der babylonische Einfluss. Dort wird Gerechtigkeit mit einer Sonne verglichen. Diese Art von Gericht ist ein Aufrichten und Zurecht-Bringen, damit die kosmische Ordnung wieder hergestellt wird. Welcher der beiden Linien wird in der Bibel der Vorrang gegeben?
2018-06-10
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#10 Herrlichkeit und Ehre
Es gibt Begriffe in der Bibel, die wirken nur auf den ersten Blick verständlich. "Herrlichkeit" ist so ein Wort. Es hat den Klang von Majestät, Größe, Pracht und Erhabenheit. All das traf aber nicht auf das Auftreten von Jesus zu. Und doch wird über ihn berichtet, dass Menschen "seine Herrlichkeit" sahen. Was bedeutet das? Hinter dem deutschen Begriff steht das hebräische Wort "kabod". Es ist ein ganzes Begriffsfeld, welches eine aufbauende Wechselwirkung beschreibt. Indem einzelne sich positiv einander zuwenden, geben sie dem jeweils anderen "Gewicht".
2018-06-03
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#09 Name und Gesicht
Beim Scham-Annahme-Muster sind zwei zentrale Begriffsfelder: (1) der Name und (2) das Gesicht. Der Ruf, den eine Person hat, wird durch das Beziehungsumfeld erzeugt. Ebenso ist "das Gesicht wahren" ein kollektives Geschehen. In beiden Fällen ist jemand darauf angewiesen, wie seine Bezugsgruppe auf ihn reagiert: Ich bin das, wie über mich geredet wird oder wie ich erscheine. Aus Sicht der Bibel ist wichtig zu verstehen, dass Gott, besonders diejenigen, die von anderen verachtet werden, freundlich ansieht und bei ihm mit Namen genannt sind.
2018-05-27
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#08 Bruchlinien
Die verschiedenen Muster stehen nicht neutral nebeneinander, sondern können gegenseitig in Konflikt geraten. Besonders zeigt sich das beim Thema "Homosexualität". Während das Schuld-Vergebung-Muster die zu vermeidenden Tatsünden betont, deutet das Angst-Schutz-Muster Homosexualität eher als Fremdeinwirkung, sexuelle Verwirrung oder Gebundenheit. Das Scham-Annahme-Muster - gerade auch in säkularer Gestalt - gerät mit diesen Auffassungen massiv in Konflikt.
2018-05-20
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#07 Aktualisierungen
Es scheint so, dass sich aufgrund der Digitalisierung untergründig eine neue Scham-Kultur herausbildet. Likes und Dislikes signalisieren, ob du cool bist und "dazu gehörst". "Etwas zu posten" bedeutet, online "am Leben zu sein". Neben allen positiven Effekten, die soziale Medien haben, können Menschen darüber aber auch gezielt bloßgestellt und blamiert werden. Das "Schuld-Vergebung"-Muster ist ungeeignet, um Opfer in ihrer Beschämung mit dem Evangelium zu erreichen.
2018-05-13
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#06 Für uns gestorben
Was meint "Christus ist für uns gestorben"? Was verbirgt sich hinter dem Symbol des Kreuzes? Auf Grundlage des Neuen Testaments haben sich seit dem 3. Jahrhundert drei große Deutungen herausgebildet: Die Stellvertretung als (1) Loskauf aus der Macht Satans, (2) Genugtuung gegenüber Gott (Satisfaktionslehre) und (3) als Straf-Übernahme der menschlichen Todesschuld. Könnte es sein, dass die gesellschaftlichen Verschiebungen auch zu einer Neuformulierungen der Kreuzestheologie führen müssten?
2018-05-06
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#05 Zusammenschau
Bevor es um einzelne Theologiefelder gehen soll, werden die "drei Gesichter" noch einmal in Kombination dargestellt. Je mehr wir die inneren Dynamiken verstehen, desto leichter fällt es, Ableitungen zu treffen. Manche Gemeindekonflikte werden dadurch verständlicher. Und auch die Geschichtlichkeit von theologischen Positionen wird erkennbar werden. Als Merkhilfe wird das Schuld-Vergebung-Muster mit einer Eins, das Angst-Schutz-Muster mit einer Zwei und das Scham-Annahme-Muster mit einer Drei in Verbindung gebracht.
2018-04-29
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#04 Scham-Annahme
Beim "Scham-Annahme"-Muster befinden wir uns in einem kollektiven Kontext. Es geht um Ausgrenzungs- und Willkommensdynamiken. Von Jesus wird berichtet, wie viel Wert er darauf legte, gemeinsam mit Zöllnern und Sündern zu essen. Tischgemeinschaft war in orientalischen Kulturen der praktische Ausdruck von Annahme. Gnade erweist sich hierbei weniger in Vergebung von Einzeltaten, sondern in sozialer Reintegration. Wie würden christliche Gemeinden aussehen, wenn sie vorrangig Gottes Annahme widerspiegeln würden?
2018-04-22
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#03 Angst-Schutz
Das zweite Muster wird im Englischen mit den Begriffen "fear-power" charakterisiert. Es geht um das Gefühl der Bedrohung und um die Sehnsucht nach einer Schutzmacht, die mir hilft, das Leben zu meistern. In animistischen Kontexten haben wir es mit Talismanen, Flüchen, Ritualen und Zaubersprüchen zu tun. In der westlichen Welt wandelt sich dieses Muster zu einer Suche nach der beruflichen Erfolgsformel und einem rundum gesegneten Leben. Es ist eine eher erfahrungsorientierte Spiritualität.
2018-04-15
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#02 Schuld-Vergebung
Das Hauptmuster der christlichen Verkündigung ist von den Begriffen "Schuld-Vergebung" geprägt. Gott wird als oberster Gesetzgeber wahrgenommen und Sünde ist die Übertretung von Geboten. Die Begnadigung des sündigen Menschen geschieht durch das stellvertretende Opfer Christi. Für diese Sichtweise lassen sich viele Bibelstellen heranziehen. Um auch andere Varianten des Evangeliums zu verstehen, ist es zunächst wichtig, dieses erste Muster zu skizzieren.
2018-04-08
00 min
3 Gesichter des Evangeliums
#01 Einführung
Was ist das Gute an der Guten Nachricht? oder: Wenn wir es beim Evangelium von Jesus wirklich mit einer Guten Nachricht zu tun hätten, müsste diese dann nicht mehr Resonanz auslösen? In diesem Podcast werden wir uns mit Jahrhunderte alten theologischen Mustern beschäftigen. Die übliche Grundstruktur "Schuld-Vergebung" ist nicht die einzige Möglichkeit, die Geschichte von Jesus zu erzählen. Lass uns gemeinsam auf die Suche nach anderen Zugängen zur Kernbotschaft des christlichen Glaubens gehen.
2018-04-01
00 min
Radikale Reformation
#41 Schwärmender Christus
Jede Gruppenbildung hat es mit mindestens vier Problemzonen zu tun: Identität und Abgrenzung, Regeln und Moralisierung, Rangordnung und Machtmissbrauch, Bewegungsrichtung und Entscheidungsgewalt. Welche Art von Bildern ist nützlich, um die Gestalt von Kirche zu visualisieren? Was wird bereits im Neuen Testament angedeutet? Wie ist es möglich, Fallgruben der Kirchengeschichte zu vermeiden? Und was können wir von „Schwarmformationen“ lernen?
2017-10-29
41 min
Radikale Reformation
#40 Persönliches Fazit
Die Beschäftigung mit Personen und Themen der Radikalen Reformation hat mich verändert. Zuerst begeistert über alternative Denkansätze, dann genervt über dunkle Seiten der Kirche. Viel Gutes wurde schon früher gedacht, kam aber nicht zum Zuge. Das ist frustrierend. Und doch gibt es Anknüpfungspunkte, Gedanken von damals ins Heute zu übertragen. Es ist wichtig, sich mit den nonkonformistischen Strömungen verbunden zu fühlen und sich für eine Gestalt von Kirche orientiert an Jesus von Nazareth einzusetzen.
2017-10-22
18 min
Radikale Reformation
#39 Gemeindezucht und Bannpraxis
Der Begriff „Gemeindezucht“ hat einen rigorosen Klang. Leider ist die ursprüngliche Bannpraxis durch vielfachen Missbrauch in Verruf geraten. Grundlage ist ein Bibeltext aus dem Matthäus-Evangelium, Kapital 18. Dabei geht es um ein dreistufiges Verfahren, Konflikte, die innerhalb einer Gemeinschaft auftreten, zu klären. Es ist das Einüben in Beziehungssensibilität und in eine gemeinsame Beurteilung von strittigen Fragen. Idealerweise geht es nicht darum, andere zu Recht zu weisen, sondern als ganze Gemeinschaft anhand der Bibel zu lernen.
2017-10-15
18 min
Radikale Reformation
#38 Krieg und Friedensethik
Die meisten der reformatorischen Täufer haben den Gebrauch des Schwertes grundsätzlich abgelehnt. Sie waren nicht gegen weltliche Obrigkeit, wollten sich aber nicht an einer derartigen „Regierung nach dem Fleisch“ beteiligen. Solche pazifistischen Positionen waren noch bis ins 20. Jahrhundert strafbar. Wenn wir versuchen, die gesamte Kirchengeschichte zu überblicken, dann begegnen uns vier Grundpositionen zum Krieg: (1) Kreuzzüge und Präventivkriege, (2) der gerechte Krieg, (3) christlicher Pazifismus und (4) gewaltfreier Widerstand. In heutiger Zeit geht es auf ökumenischer Ebene nicht mehr um die Kriterien für einen gerechten Krieg, sondern um den Einsatz für einen gerechten Frieden.
2017-10-08
17 min
Radikale Reformation
#37 Obrigkeit und Widerstand
Ausgehend von Römer 13, 1 „Jedermann sei untertan der Obrigkeit“ wurde in der Reformationszeit der Widerstand der Untertanen überwiegend als Rebellion gegen Gott gedeutet. Wenn man aber den Vers 4 als Korrektiv dazu nimmt, in dem darauf verwiesen wird, dass die Obrigkeit „Gottes Dienerin“ ist, lässt sich daraus ein Widerstandsrecht ableiten. Sobald sich also eine Obrigkeit nicht dem Willen Gottes gemäß verhielt, durfte sie kritisiert oder sogar abgesetzt werden. Die Verlängerungen der unterschiedlichen Betonungen lassen sich bis in das 20. Jahrhundert hinein verfolgen.
2017-10-01
17 min
Radikale Reformation
#36 Orientiert an Jesus
Die Täufer suchten danach, ein Jesus gemäßes Leben zu führen. Wie aber kann man das umsetzen, ohne naiv über alle Kulturgrenzen hinweg Jesus direkt kopieren zu wollen? Aufgrund der biblischen Berichte und der historischen Forschung lässt sich untersuchen, auf welche Weise sich Jesus gegenüber Sadduzäern, Zeloten, Essenern und Pharisäern verhalten hat. Daraus lassen sich stimmige Ableitungen für heute treffen, ohne in eine zwanghafte Bibel-Wörtlichkeit zu verfallen.
2017-09-24
17 min
Radikale Reformation
#35 Streit um die Taufe
Bis heute ist der reformatorische Konflikt um „Säuglingstaufe“ und „Glaubenstaufe“ nicht abschließend gelöst. Zur damaligen Zeit war es ein Ausdruck von zivilem Ungehorsam, seine Kinder nicht taufen zu lassen. Heutzutage lässt sich an der Tauffrage studieren, wie das evangelische Prinzip „sola sriptura – Allein die Schrift“ sehr unterschiedlich angewendet wird, um kirchliche Traditionen zu legitimieren oder zu korrigieren. Diese Episode hat Überlänge, weil zusätzlich zum historischen Material auch die Begründungslinien bis in die Gegenwart hinein skizziert werden.
2017-09-17
29 min
Radikale Reformation
#34 Vieldeutige Bibel
Mit dem Prinzip „sola scriptura – Allein die Schrift“ wandte sich Martin Luther gegen die Lehrautorität der katholischen Tradition und die des Papstes. Als aber alle in der deutschen Bibel nachlesen konnten, was dort steht, führte dieses nur kurzfristig zu mehr Einheit. Bereits zur Zeit der Reformation wurde deutlich, dass je nach Zuordnung sowohl von „Geist“ und „Buchstabe“ als auch Altem und Neuem Testament unterschiedliche theologische Ansichten vertreten wurden.
2017-09-10
18 min
Radikale Reformation
#33 Allgemeines Priestertum
Die Leitidee des „Allgemeinen Priestertums“ führte in wenigen Jahren zu einem gravierenden Umbruch in der mittelalterlichen Ständegesellschaft. Weil jeder Gläubige durch Christus unmittelbar zu Gott war, brauchte es von nun an keine vermittelnden Priester mehr. Die vertikale Abbildung einer kosmischen Ordnung verwandelte sich in eine horizontale Gleichheit aller. Allerdings wurde diese Entwicklungsrichtung bis heute noch nicht konsequent zu Ende gedacht.
2017-09-03
18 min
Radikale Reformation
#32 Frauen
Über Frauen in der Reformation gibt es weniger historisches Material als über Männer. Das heißt aber nicht, dass sie weniger engagiert waren. Vier Frauen aus den Täuferbewegungen sollen besonders erwähnt werden: Die Straßburger Prophetin Ursula Jost, die Münsteraner Attentäterin Hille Feicken, die niederländische Dichterin Anneken Jans und die Tiroler Täuferleiterin Helena von Freyberg. An allen vieren wird deutlich, dass in der Radikalen Reformation ebenso auch Frauen mutig und profiliert für ihre Glaubensüberzeugungen einstanden.
2017-08-27
18 min
Radikale Reformation
#31 Menno Simons
Nach dem Zusammenbruch des Täuferreichs zu Münster gerieten viele täuferische Gruppen in eine tiefe Identitätskrise. Ab 1540 wurde Menno Simons, Namensgeber der Mennoniten, zu einer führenden Figur. Unter seiner Leitung setzte sich im norddeutschen und niederländischen Raum die pazifistische Linie durch. Es bildeten sich abgeschiedene, freikirchliche Täufergemeinden. Parallel dazu kam es zu inneren Konflikten in Bezug auf die Reinheit der Gemeinde, was zeitweise zu einer rigorosen Bannpraxis führte. Verbindend blieb aber die radikale Ablehnung von Kriegsgewalt.
2017-08-20
18 min
Radikale Reformation
#30 Christlicher Anarchismus
Passt christlicher Glaube und Anarchismus zusammen oder ist es ein Widerspruch in sich? Bereits zur Zeit der Hussitenkriege formulierte Peter Chelčický die Vision eines radikal gewaltlosen und hierarchiekritischen Christentums. Er berief sich dabei auf die Bergpredigt von Jesus. Die Böhmischen Brüder führten seine Gedanken weiter. Über 400 Jahre später griff Leo Tolstoi Chelčickýs Ausführungen auf und inspirierte damit Mahatma Gandhi. Es ist wichtig, als Christ anhand der Bibel in staatspolitischen Alternativen denken zu lernen.
2017-08-13
18 min
Radikale Reformation
#29 Exkurs: Vorreformatoren
Die Dynamik der Reformation entstand nicht „über Nacht“. Bereits mehr als 300 Jahre zuvor wurden schon reformatorische Ideen geäußert und danach gelebt. Im 12. und 13. Jahrhundert in Südfrankreich und Norditalien: Petrus Valdes und die Waldenser, im 14. Jahrhundert in England: John Wyclif und die Lollarden und im 15. Jahrhundert in Tschechien: Jan Hus und die Hussiten. Keine dieser Bewegungen kam jedoch dauerhaft zum Durchbruch. Wer eigentlich entscheidet, was Ketzereien sind und bekämpft werden muss?
2017-08-06
18 min
Radikale Reformation
#28 Jakob Huter
Seit fast 500 Jahren gelingt es den Hutterern, in Gütergemeinschaften zusammen zu leben. Sie orientieren sich am Ideal der Urgemeinde und streben modellhaft nach einer gerechten und friedfertigen Welt. Was viele für naiv oder rückständig halten, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als größte Provokation für eine wohlsituierte, reiche Christlichkeit. Jakob Huter, die prägende Gestalt der Anfangsjahre, wurde 1536 in Innsbruck zum Märtyrer. Wie können christliche Gemeinschaften in einer säkularen Welt stärker als „miteinander teilend“ wahrgenommen werden?
2017-07-30
18 min
Radikale Reformation
#27 Fundamentalismus?
Ohne Frage geschah während der Reformation ein gewaltiger Umbruch. Viele Weichen in Richtung Neuzeit wurden gestellt. Auf der anderen Seite begegnen uns Phänomene, die man aus heutiger Sicht möglicherweise zum Fundamentalismus zählen würde: Hass auf kirchliche Obrigkeit, erbitterter Streit um die Bibel, Verfolgung von Andersgläubigen, Polemik bis ins Extreme und Gewalt in Hinblick auf das bevorstehende Endgericht. Umso wichtiger ist es, dass wir anhand der Reformationsströmungen Muster entdecken, die uns vor der Fundamentalismus-Falle bewahren können.
2017-07-23
18 min
Radikale Reformation
#26 Pilgram Marpeck
Unter dem Druck der Verfolgung wurden die ersten Täufergemeinden zunehmend dezimiert und verunsichert. Pilgram Marpeck und sein Team engagierten sich dafür, das Beste aus den Anfängen der Bewegung zu behalten und die Extreme zu vermeiden. Insbesondere im Süddeutschen Raum bildete sich ein Netzwerk von lose miteinander verbundenen Täufergruppen, die durch herumreisende Älteste und durch Hirtenbriefe in Kontakt blieben. Marpecks theologische Ansichten sind von Kreativität und Balance geprägt. Leider ist ihre Wirkung kaum über das 16. Jahrhundert hinaus erhalten geblieben.
2017-07-16
18 min
Radikale Reformation
#25 Hans Denck
Bis 1529 waren die meisten der führenden Täufer aus der ersten Generation bereits gestorben. Auch Hans Denk starb Ende 1527 an der Pest. Obwohl er kein Täufer-Märtyrer wurde, sondern sich kurz vor seinem Tod sogar vom Täufertum distanzierte, war er eine prägende Gestalt. Seine spiritualistischen und gnadenorientierten Ansichten sind ein frühes Zeugnis für ein toleranteres Zusammenleben. Eine Übersicht über die vier täuferischen Hauptströmungen in der turbulenten Anfangsphase der Reformation schließt diese Episode ab.
2017-07-09
18 min
Radikale Reformation
#24 Augsburger Täufersynode
Ein halbes Jahr nach Veröffentlichung der Schleitheimer Artikel fand vom 20. – 24. August 1527 in Augsburg eine Konferenz mit 60 Täuferpersönlichkeiten statt. Um sich als junge Bewegung nicht zu spalten, war es wichtig, strittige Fragen zu klären. Hans Hut, ein besonders wirkungsvoller und angesehener Täufermissionar, fand am meisten Unterstützung. Nach der Synode wurden apostolische Boten bis nach Österreich, Mähren und Schlesien ausgesandt. Allerdings kamen viele davon kurz danach um. Die apokalyptische Täuferströmung um Hans Hut begann zu zerfallen.
2017-07-02
17 min
Radikale Reformation
#23 Die Schleitheimer Artikel
Am 24. Februar 1527 traf sich eine Gruppe von Täufern in Schleitheim, um sich miteinander auf ihre Grundüberzeugungen zu verpflichten. Michael Sattler, ehemaliger Prior eines Benediktinerklosters, gilt als Verfasser der „Schleitheimer Artikel“. Neben der Betonung der Glaubenstaufe, der Bannpraxis, des Abendmahls als Erinnerungsfeier und der eigenen Wahl der Gemeindehirten ging es auch um folgende Punkte: Absonderung von der Welt, Nicht-Gebrauch des Schwertes und Verweigerung des Eides. In den Schleitheimer Artikeln wird eine konsequent pazifistische Position vertreten. Damit wurden sie zum Grundlagendokument für das Selbstverständnis der „Schweizer Brüder“ und darüber hinaus.
2017-06-25
17 min
Radikale Reformation
#22 Balthasar Hubmaier
Die Schriften von Balthasar Hubmaier gelten als die klarsten Darstellungen der täuferischen Lehre in der damaligen Zeit. Als Doktor der Theologie führte er die frühe inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Reformator Huldrich Zwingli in Zürich. In Waldshut und Nikolsburg, den Hauptwirkungsstätten von Hubmaier, kam es zu regionalen, Volkskirchen ähnlichen Täufergemeinden. Weil er aber teilweise dem Einsatz von Waffengewalt zustimmte, wurden seine Lehren in den pazifistischen Hauptströmungen nur eingeschränkt aufgegriffen. Hubmaier und seine Frau starben Anfang 1528 als Märtyrer in Wien.
2017-06-18
18 min
Radikale Reformation
#21 Wilhelm Reublin
Bei der folgenschweren Taufdisputation im Jahr 1525 in Zürich war neben Konrad Grebel und Felix Mantz auch Wilhelm Reublin dabei. Mit seiner Redebegabung und Entschlossenheit erzielte er später eine breite Wirkung rund um Schaffhausen. 10 Jahre lang engagierte er sich in der Täuferbewegung und durchlief dabei verschiedene Phasen: Von einer breitflächig reformatorischen Hoffnung über ein volkskirchliches Täufermodell bis hin zu einem freikirchlich kommunitären Ansatz. Zum Schluss scheiterte er an seiner eigenen Radikalität und wurde zu einem geächteten Mann.
2017-06-11
18 min
Radikale Reformation
#20 Das Martyrium der Täufer
Felix Mantz war der erste Märtyrer in Zürich. Er wurde Anfang 1527 mitten in der Limmat öffentlich ertränkt. Immer mehr gerieten die Täufer unter Druck und wurden verfolgt und ermordet. 1529 wurde auf dem Reichstag zu Speyer II das sogenannte „Wiedertäufermandat“ erlassen. Es schuf die rechtliche Grundlage für eine reichsweite und systematische Verfolgung aller Taufgesinnten. Erst in jüngeren Jahren wurde mit der geschichtlichen Aufarbeitung dieses Unrechts im Rahmen des christlichen Kontextes begonnen.
2017-06-04
18 min
Radikale Reformation
#19 Erste Glaubenstaufen in Zürich
Es war der 21. Januar 1525: Der Patriziersohn Konrad Grebel taufte mit einer Schöpfkelle den ehemaligen Priester Jörg Blaurock. Anschließend wurden durch Blaurock auch die anderen Anwesenden getauft. Von nun an verweigerte die Täuferbewegung nicht nur die Säuglingstaufe, sondern führte aktiv die Glaubenstaufe ein. Zu dieser Erkenntnis waren die ehemaligen Schüler des Schweizer Reformators Huldrich Zwinglis aufgrund ihres gemeinsamen Bibelstudiums gekommen. Nachdem sie aus Zürich vertrieben wurden, predigten und tauften sie in den umliegenden Gegenden.
2017-05-28
17 min
Radikale Reformation
#18 Täuferbewegungen
Die Entstehung der Täufer verlief nicht so einheitlich, wie lange Zeit angenommen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden die unterschiedlichen Strömungen und Ausprägungen untersucht. Umso spannender ist es, wie sich im Gegensatz zu einer Reformation „von oben“ oder einer Revolution „von unten“ ein Dritter Weg herausbildete. Schwankte es anfänglich noch zwischen Gewaltbereitschaft und Friedfertigkeit, setzte sich später immer mehr die Überzeugung einer konsequenten Verweigerung gegenüber gesellschaftlichen Zwang durch. Erste Umrisse von Religionsfreiheit, freikirchlichen Gemeinschaften und einer pluralen Gesellschaft werden erkennbar.
2017-05-21
15 min
Radikale Reformation
#17 Zwischenbilanz
Welche Anforderungen müsste eine ideale Kirche erfüllen? Die Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Ketzerbewegungen helfen, die Gestalt von Kirche neu zu durchdenken. Nachdem wir uns die Anfragen und Kritikpunkte von Schwärmern, Spiritualisten und Antitrinitariern angesehen haben, ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. „Radikale Reformation“ heißt auch, für heute zu fragen: Wie müsste Kirche aussehen, damit sie im Sinne Gottes und zum Wohle der Welt eine „gute Kirche“ ist?
2017-05-14
17 min
Radikale Reformation
#16 Antitrinitarier
Die Reformation war ein vielschichtiges Geschehen. Antitrinitarier praktizierten eine radikale Dogmenkritik im Zeichen der Vernunft. Sehr bekannt ist Michael Servet(us), der als Ketzer in Genf verbrannt wurde. Auch Fausto Sozzini und der sich in Polen entwickelnde Sozianismus hatte über längere Zeit starken Einfluss auf die gebildeteren Schichten. Ziel war es, ein vernünftiges, wahres Christentum zu formieren. Um die Vielfalt der Radikalen Reformation zu verdeutlichen, wird auch kurz auf den genialen Arzt Paracelsus eingegangen. Für ihn gehörten Glaube und Gesundheit zusammen.
2017-05-07
18 min
Radikale Reformation
#15 Exkurs: Erasmus von Rotterdam
Der Renaissance-Humanismus war eine breite Bildungsbewegung in ganz Europa. Erasmus gilt als „Fürst des Humanismus“. Seine Schriften legten die Grundlage für die weitere Reformation. In seiner Person ist Triumph und Tragik vereint. Auf der einen Seite korrespondierte er mit den höchsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Auf der anderen Seite wurde seine ausgleichende Art in den Wirren der Reformation als Lauheit und Unentschlossenheit gedeutet. In einem historischen Konflikt mit dem erstarkten Martin Luther wurde Erasmus schließlich theologisch beiseite gedrängt. Aber seine Idee von einer toleranten und friedfertigen Menschheit lebt weiter.
2017-04-30
18 min
Radikale Reformation
#14 Sebastian Franck
Für manche Forscher ist er der modernste Denker des 16. Jahrhunderts. Er war Einzelgänger und schloss sich keiner Kirche an. Sebastian Franck verfasste eine Reihe von Schriften, die weniger konfrontativ, sondern eher auf subversive Art die bestehenden Ordnungen in Frage stellten. Seiner Meinung nach hatte Wahrheit keine absolute, sondern eine geschichtliche Gestalt und musste immer neu in den aktuellen Kontext übersetzt werden. Das war einer der Gründe dafür, weshalb ihm theologische Rechthabereien zuwider waren und er sich gegen fromme Absolutheiten und die daraus folgenden – oftmals militanten – Auseinandersetzungen stellte.
2017-04-23
17 min
Radikale Reformation
#13 Kaspar Schwenckfeld
Obwohl er zur damaligen Zeit ähnlich bekannt war wie Thomas Müntzer, ist Schwenckfeld heutzutage fast vergessen. Sein „mittlerer Weg“ und sein Eintreten für Toleranz und Gewaltfreiheit haben zur Zeit der Reformation nur wenig Gehör gefunden. Er galt als „Spiritualist“, weil er das Innerliche des Glaubens und eine aus dem Herzen kommende Veränderung der Lebensführung stark gegenüber einem veräußerlichten Christentum betonte. Viele seiner Ansichten wurden im späteren Pietismus aufgegriffen.
2017-04-16
17 min
Radikale Reformation
#12 Reich Gottes in vier Mustern
Zwischenbilanz: Auffällig ist, dass alle beteiligten Religionsparteien ab einem gewissen Punkt gewalttätig wurden. Um solche verhängnisvollen Dynamiken besser zu verstehen, ist es nötig, auf das unterschiedliche Verständnis vom Reich Gottes zu sehen. Wir unterscheiden in der 1500 jährigen Kirchengeschichte bis hin zur Reformation vier Typen oder Muster: Eschatologisch, mystisch, politisch und kirchlich. Anhand dieser vier Modelle vom Reich Gottes lässt sich die teilweise völlige Gegenläufigkeit der unterschiedlichen Anliegen und Erwartungen der Reformatoren, Schwärmer, Spiritualisten, Antitrinitarier und Täufer besser nachvollziehen.
2017-04-09
18 min
Radikale Reformation
#11 Das Täuferreich von Münster
Die sich überschlagenden Entwicklungen in Münster in den Jahren 1534 – 1536 gelten als „Entgleisung der Reformation“. Um den einheimischen Prediger Bernhard Rothmann, den Propheten Jan Matthys und den Schneider Johann Bockelson aus den Niederlanden bildete sich eine apokalyptische Täufergemeinschaft, die die Wiederkunft Christi und das Gericht über die Gottlosen erwartete. Lange Jahre wurde mit „Münster“ und den „Umtrieben der Wiedertäufer“ die Ablehnung täuferischer Theologie begründet. Es ist an der Zeit, mit einem differenzierteren Blick auf die Ereignisse zu sehen.
2017-04-02
18 min
Radikale Reformation
#10 Melchior Hoffman
In Melchior Hoffman begegnet uns ein überaus wirkmächtiger Laienprediger der frühen Reformationszeit. In manchen Regionen entfachte er geradezu eine täuferische Massenbewegung – besonders in Ostfriesland und den Niederlanden. Anfänglich unterstützte er die lutherische Reformation. Von 1527 an wandte er sich immer mehr von Luthers Ansichten ab und predigte ein apokalyptisches Einbrechen des Gottesreiches. Auch wenn er selbst nicht zu militärischen Auseinandersetzungen anstiftete, wurden seine Ideen von den radikalisierten Täufern in Münster aufgenommen und führten zur Katastrophe. Hoffman starb 1543 desillusioniert in einem Straßburger Gefängnis.
2017-03-26
18 min
Radikale Reformation
#09 Exkurs ins 20. Jahrhundert
Die Diskussionen der Reformationszeit lassen sich bis in das 20. Jahrhundert verlängern. In aller Kürze sehen wir uns folgende Linien an: (1) Religiöse Sozialisten in der Schweiz, (2) Die Social Gospel-Bewegung in Nordamerika, (3) Martin Luther King und die Bürgerrechtsbewegung, (4) Ernst Bloch und das Prinzip Hoffnung, (5) Leonardo Boff und die lateinamerikanische Befreiungstheologie und (6) Dorothee Sölle und ihre Anmerkungen zu Thomas Müntzer. An diesen Beispielen wird deutlich, wie sehr die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Botschaft mit der „sozialen Frage“ verbunden ist.
2017-03-19
16 min
Radikale Reformation
#08 Die Kraft der Utopien
Um das Jahr 1500 weitete sich der Horizont der damaligen Welt. Ab dann war die bestehende Gesellschaft nicht mehr alternativlos. Neue Ideen wurden formuliert. Berühmt ist die „Insel Utopia“ von Thomas Morus. Im deutschsprachigen Raum begegnen wir Sebastian Lotzer als Verfasser der „12 Artikel“, Johannes Hergot, der als Buchdrucker seine Vision niederschrieb und Michael Gaismair, der eine Bauernrepublik in Tirol aufbauen wollte. Immer ging es um die Leidenschaft, nicht nur auf eine bessere Welt zu warten, sondern diese auch aktiv in Angriff zu nehmen.
2017-03-12
17 min
Radikale Reformation
#07 Der Bauernkrieg
Der sogenannte „Deutsche Bauernkrieg“ wird völlig unterschiedlich bewertet. Die Einschätzungen reichen vom „größten Missverständnis der Reformation“ bis hin zum „Musterbeispiel für eine soziale Revolution“. Alles nur eine Frage der Perspektive? Was waren die Kernanliegen der Bauern und wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn sie mehr Unterstützung bekommen hätten?
2017-03-05
16 min
Radikale Reformation
#06 Exkurs ins 12. Jh.: Joachim de Fiore
Von wem war Thomas Müntzer inspiriert? Eine der bedeutsamsten Spuren führt zurück in das 12. Jahrhundert zu dem Abt Joachim de Fiore. Mit seiner dreigeteilten Geschichtskonzeption inspirierte er viele Denker bis in die heutige Zeit. Was wäre, wenn ein vom Geist geleitetes „Reich der Freiheit und der Freundschaft“ nicht erst im Himmel, sondern bereits hier auf Erden eine realisierbare Möglichkeit darstellte?
2017-02-26
18 min
Radikale Reformation
#05 Thomas Müntzer
Thomas Müntzer ist aus Martin Luthers Sicht der Inbegriff des Schwärmers. Für seine Anhänger gilt er dagegen als wahrhaftiger Verkündiger des Evangeliums und unerschrockener Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit. Noch lange nach Müntzers Tod polarisieren seine Ansichten. Um so spannender ist es, sich mit seiner Utopie von einer umgestalteten Gesellschaft auseinanderzusetzen und das klassische Bild der Reformation hinterfragen zu lassen.
2017-02-19
14 min
Radikale Reformation
#04 Andreas Bodenstein von Karlstadt
Karlstadt war ein führender Reformator der frühen Wittenberger Erneuerungsbewegung. Warum ist er so wenig bekannt? Zunächst war er ein Freund von Martin Luther, später ein erbitterter Gegner. Luther machte seine Reformen rückgängig und sorgte dafür, dass dieser als „Schwärmer“ vertrieben wurde. Schon bei Karlstadt finden wir aber sehr interessante Ansätze, die später von den Täufern wieder aufgegriffen wurden.
2017-02-12
11 min
Radikale Reformation
#03 Unterteilungen
1) Schwärmer: Mit einer utopischen Zukunft vor Augen die Gegenwart revolutionieren | 2) Spiritualisten: Durch den Rückzug ins Innerliche dem eigentlich Göttlichen begegnen | 3) Antitrinitarier: Scharfe Kritik an Dogmen und an der Entmündigung des Menschen | 4) Täufer: Aus dem Rückbezug ins Neue Testament christliche Nachfolgegemeinschaften bilden.
2017-02-05
18 min
Radikale Reformation
#02 Überblick
1) Zeitraum: ca. 1517 bis 1529 und darüber hinaus | 2) Geographische Verbreitung: Heiliges Römisches Reich, breitflächig über Europa verteilt | 3) Deutungslinien: Lutherische Polemik, Soziologisches Interesse, Freikirchenforschung und marxistische Interpretation | 4) Bezeichnungen und Begrifflichkeiten: Randströmungen der Reformation, Nonkonformisten, Linker Flügel der Reformation, Radikale Reformation.
2017-01-29
17 min
Radikale Reformation
#01 Einführung
500 Jahre Reformation. Ein guter Anlass, um sich die Ereignisse, Themen und Personen aus der Reformationszeit in Erinnerung zu rufen. Häufig sind nur die Namen der großen Reformatoren bekannt: Martin Luther, Johannes Calvin oder Huldrich Zwingli. Weniger bekannt ist der sogenannte “Linke Flügel der Reformation” oder die “Radikale Reformation”. Wer und was sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt und was das für uns heute bedeuten könnte, darum soll es in diesem Podcast gehen.
2017-01-22
09 min
Emergent Deutschland Podcast
hören #74: Das Selbst als Gasthaus: In seinem Inneren das Fremde beherbergen (Jens Stangenberg)
Im dritten und letzten Teil der Aufnahmen vom EmergentCamp Nord Anfang November in Hannover spricht Jens Stangenberg über: Das Selbst als Gasthaus: In seinem Innern das Fremde beherbergen. PS: Alle drei Sprecher werden auch am nächsten Wochenende auf dem Emergent Forum in Berlin sein. Bist du schon angemeldet?
2011-11-21
00 min
Emergent Deutschland Podcast
hören #63: Jesus als Rückspiegel in die Zukunft. Oder: Christsein als Futur II-Glaube (Jens Stangenberg)
Der zweite Vortrag des EmergentCamps mit dem Thema „Alles hat seine Zeit – Umgang mit Zeit in einer beschleunigten Welt“ kommt von Jens Stangenberg. Überschrieben ist er mit „Jesus als Rückspiegel in die Zukunft. Oder: Christsein als Futur II-Glaube“.
2010-07-30
00 min
Emergent Deutschland Podcast
hören #47: Gottes Reich als ein Inmitten und Dazwischen (Jens Stangenberg)
Jens Stangenberg schließt mit seinem Vortrag zum Thema „Gottes Reich als ein Inmitten und Dazwischen“ das dritte EmergentCamp der Initiative EmergentNord ab. Der Titel klingt schlicht, der Inhalt ist es beileibe nicht. Sehr spannend, was Jens da rund um Lukas 17, 20-21 so zusammenbringt: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten kann. Man wird auch nicht sagen: ‚Siehe, hier ist es‘. Oder ‚Da ist es‘. Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Was heißt das? Und was meint Jesus, wenn er sagt, dass das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist? Sehr spannende Gedanken werden da gedacht, und es...
2009-11-20
00 min
Emergent Deutschland Podcast
hören #22: Der zweite Tempelbau (Jens Stangenberg)
Es geht Schlag auf Schlag mit Impulsen vom EmergingCamp der Initiative Nord in Bremen: „Einen Ausflug in eine lange vergangene Zeit unternahm dann Jens Stangenberg und legte überzeugend dar, wie die Zeit des zweiten Tempelbaus nach dem Exil des jüdischen Volkes zum Bild für unsere postmoderne Situation werden könne. In Abgrenzung zu Gemeindeaufbau-Erfolgsmodellen, die sich an der Urgemeinde oder am spektakulären ersten Tempel orientierten, empfahl er gerade den Gemeinden, die durch eine Phase der Desillusionierung und Dekonstruktion analog dem babylonischem Exil gegangen sind, den zweiten von heidnischen Völkern inspirierten Tempel als Ort der Schl...
2008-10-13
00 min